Lesung mit Orhan Pamuk aus Das Museum der Unschuld am 20.10. in der TU München

Es gibt tatsächlich noch Karten!

Am kommenden Montag, den 20.10.08, um 20 Uhr, stellt der Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk seinen neuen Roman Das Museum der Unschuld im Audi Max der TU München, Arcistr. 21, vor. Die Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 8 Euro und können unter der Telefonnummer 089 / 291934-27 im Literaturhaus München reserviert werden.

Moderation: Christoph Bartmann (Goethe-Institut)
Lesung des deutschen Textes: Helmut Becker
Dolmetscher: Reçai Hallaç

Kurzbeschreibung
Kemal, ein junger Mann aus der Oberschicht Istanbuls, verfällt der blutjungen Füsun. Was als Affäre begonnen hat, wächst sich bald zu einer Obsession aus, doch das hindert Kemal nicht daran, die Beziehung mit seiner Verlobten fortzuführen. Nach dem rauschenden Verlobungsfest lässt sich die Geliebte nicht mehr blicken. Verzweifelt erkennt Kemal, dass er Füsun über alles liebt. Doch es ist zu spät.
Der Nobelpreisträger Orhan Pamuk erzählt in seinem großen Liebesroman (Deutsch von Gerhard Meier) von einer Gesellschaftsschicht der Türkei, die in vielem ganz und gar westlich scheint und doch traditionelle Züge trägt.

„Ein Liebesroman, ein großartiger und trauriger.“ (Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung)

„Nie war Wehmut komischer, selten Liebesschmerz so lapidar und so unsterblich, und schon lange kein Roman mehr so weise.“ (Sabine Vogel, Berliner Zeitung)

„Eine zarte, poetische, mit gleich viel Witz und Melancholie entworfene Liebesgeschichte.“ (Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung)

Über den Autor
Orhan Pamuk, geboren am 7. Juni 1952 in Istanbul, ist ein türkischer Schriftsteller.

Er gilt als einer der wichtigsten Schriftsteller seines Landes und ist Träger des Literatur-Nobelpreises 2006. In seiner Erzählkunst vermittelt er zwischen dem modernen europäischen Roman und der mystischen Tradition des Orients. Sein Werk ist mittlerweile in 35 Sprachen übersetzt und in über 100 Ländern veröffentlicht.

Auch sein im Wesentlichen menschenrechtlich begründetes politisches Engagement, mit dem er einerseits die türkische Regierung u. a. zu historischer Aufklärung und Verantwortungsbereitschaft anhält und andererseits christlich begründeten Widerständen gegen einen EU-Beitritt der Türkei entgegentritt, zeigt ihn in einer beide Seiten fordernden Mittlerposition. Aufgrund von Äußerungen zu den dunklen Seiten der türkischen Geschichte in einem Interview wurde Orhan Pamuk wegen „Beleidigung des Türkentums“ (Artikel 301 des türkischen Strafgesetzbuches) angeklagt. Das Verfahren wurde jedoch am 22. Januar 2006 eingestellt.

Literarische Bewertung
Pamuks Werke reflektieren das Identitätsproblem der seit osmanischen Zeiten zwischen Orient und Okzident hin- und hergerissenen türkischen Gesellschaft. Eine wichtige Rolle spielt dabei die in Vergessenheit geratene mystische Tradition, der sich Pamuk aber auch erst mit 35 Jahren zuzuwenden begonnen hat. Seither ist für seine Bücher „ein dichtes und vielfältiges Gewebe aus schwarzem Humor, blitzendem Scharfsinn, sinnlicher, stark visuell geprägter Darstellung, kriminalistischer Kombinationsgabe und romantischen Sehnsüchten im Bewusstsein der schnöden Wirklichkeit†œ (Friedenspreis-Laudatio Sartorius) ebenso charakteristisch wie der Bezug zur reichen Erzähltradition der islamischen Sufi-Dichtung.

„Orhan Pamuk stellt unter Beweis, dass er tausendundeinen Faden in der Hand behalten kann und auch gewagteste Konstruktionen tragfähig bleiben. Ein Element seiner Gebäude, ein Kunstgriff orientalischer Erzähler ist das Einlassen von Geschichten in die fortströmende Handlung, die das Geschehen überhöhen und wie Parabeln, wie ausgedehnte Sinnsprüche funktionieren. (…)
Der Roman Rot ist mein Name ist gespickt mit solchen die Wirklichkeit transzendierenden Parabeln. Sie entfalten ein raffiniertes Gespinst aus Glauben und Aberglauben, Märchen und Abermärchen, transportieren aber auch stets Weisheit und Moral. Hier wird eine Ethik, »eine moralische Vision« entfaltet, die sich aber nur dem ganz entschlüsselt, der die frühislamischen Texte von Ibn Arabi oder al-Halladj oder Sufi-Dichtern wie Yunus Emre, Rumi und Nizami kennt.†œ

Pamuk, so heißt es in der Begründung der Friedenspreis-Verleihung, gehe wie kein anderer Dichter unserer Zeit den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach. Er sei einem Begriff von Kultur verpflichtet, der ganz auf Wissen und Respekt vor dem anderen gründe. Der Dichter bestätigt in seiner Dankesrede:

„Die wundersamen Mechanismen der Romankunst dienen dazu, der ganzen Menschheit unsere eigene Geschichte als die Geschichte eines anderen zu unterbreiten. Natürlich kann ein Roman auch beides zugleich. Er eröffnet uns die Möglichkeit, sowohl unser Leben als das eines Anderen zu erzählen, als auch das Leben von anderen Menschen als das unsere zu schildern. Dazu ist es gar nicht unbedingt nötig, in anderen Städten und Straßen herumzuwandern, wie ich es in Kars tat. Um sich zu verfremden oder andere zu beschreiben wie sich selbst, greifen die meisten Romanschriftsteller ganz einfach auf ihre Phantasie zurück. (…)
Leser bedienen sich nun, genau wie der Autor, ihrer Phantasie und versuchen sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Das ist dann jeweils der Moment, in dem sich in uns Toleranz und Bescheidenheit, Liebe, Mitleid und Freude zu regen beginnen: Gute Literatur appelliert nämlich nicht so sehr an unsere Urteilskraft als vielmehr an unser Einfühlungsvermögen.†œ

www.orhan-pamuk.de

Veranstalter: Carl Hanser Verlag, Stiftung Literaturhaus

… und so war es: Orhan Pamuk in der TU München – Gegenstände des Lebens – ein Bericht zur Lesung in der Süddeutschen Zeitung am 21.10.2008

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