Micropayment: Shanda Ltd revolutioniert den Buchmarkt in China

680 Millionen Chinesen besitzen ein Handy, es gibt 32 Millionen Blogger und bislang 340 Millionen Internetnutzer. Man geht davon aus, dass sich die Zahl der Internetnutzer, gerade durch die neuen Handys mit der internetkompatiblen Technik, bald verdoppeln wird.

Auch in Sachen E-Publishing werden die Chinesen enorme Sprünge machen. Luc Kwanten, ein ehemaliger amerikanischer Universitätsprofessor, der heute amerikanische Literatur nach Asien verkauft, sieht China als weltweiten Vorreiter für das E-Publishing: „Nirgends wächst das Netz in solch einem Tempo, China wird in Sachen E-Books allen davon galoppieren.“

Die Firma Shanda Interactive Entertainment Limited allen voran. Shanda publiziert 80 Prozent aller chinesischen Internetliteratur. Laut dem Geschäftsführer Hou Xiaoqiang  sind auf der eigenen Seite 400 000 Bücher erhältlich, täglich werden 8000 weitere kapitelweise freigeschaltet. Zehn Millionen Nutzer besuchen die Seite täglich.

Als Leser darf man die erste Hälfte, manchmal auch die ersten zwei Drittel eines E-Books umsonst lesen. Danach zahlt man pro tausend Schriftzeichen einen verschwindend geringen Betrag, am Ende hat man meist nur ein Zehntel dessen bezahlt, was man im Handel für ein gedrucktes Buch ausgeben würde. So werden mit dem Micropayment-Modell Millionen verdient. Unter „Micropayment“ versteht man die Bezahlung  winziger Geldbeträge für das Herunterladen einzelner Musikstücke, Buchkapitel oder Artikel im Netz. In Europa und den USA ist die Debatte, ob Micropayments die Zukunft der Medien retten können, noch keineswegs entschieden.

Bislang beschränkt sich das Angebot von Shanda größtenteils auf „Teenie-Literatur“ und Actiongeschichten, bei deren Aufbau man eher an Videospiele denkt als an Romane. Die großen Geschäfte macht die Firma seit zehn Jahren mit Onlinespielen, die Literatur ist nur ein Nebengeschäft.

Zunehmend attraktiver wird Shanda für Autoren, Texte können relativ unkontrolliert veröffentlicht werden, die Tendenz, Bücher zu kaufen, nimmt bei den Chinesen ab. So bietet der Ausweg ins gelobte Netz vielen Autoren eine Chance.

Die Printverlage sehen hilflos zu, wie Shanda quasi über Nacht den Buchmarkt revolutioniert. Erst kürzlich hat das Unternehmen dem britischen Verlag Penguin tausende von Buchtiteln abgekauft. Sie werden über die Website von Shanda veröffentlicht, gedruckt wird allerdings nur, was auch häufig angeklickt wird.

Auf der vom 14. bis 18. Oktober 2009 stattfindenden Frankfurter Buchmesse ist China Ehrengast.

Am 14.10.2009 werden Hou Xiaoqiang (CEO Shanda Literatur Limited), Jianguo Liu (Generaldirektor, die General Office of GAPP, VR China), Jiao Yang (Director General, Shanghai Verwaltung für Presse und Publikationen, VR China), Zhou Hongli (CCO Shanda Literatur Limited) erwartet. Es geht um die Themen: Wie funktioniert das „Geschäftsmodell Shanda“? Wie wirkt es sich auf das traditionelle Verlagswesen aus? Der nächste Schritt: E-Books, Handys und gedruckte Bücher.

Laut der Süddeutschen Zeitung soll Hou Xiaoqiang übrigens geäußert haben, dass er gern die gesamte deutsche Literatur auf seiner Website verkaufen würde.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

3 Gedanken zu „Micropayment: Shanda Ltd revolutioniert den Buchmarkt in China

  1. Irgendwie hat der Artikel eine irreührende Überschrift. Denn bis auf einen kleinen, unbedeutenden Satz am Ende hat der Eintrag mit der Überschrift nichts zu tun. Passender wäre : online – Literatur in China oder auch Shanda Ltd. – ein online – Konzept…. LG tinius

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