Gesa Schwartz – Grim: Das Siegel des Feuers [Rezension]

Gesa Schwartz – Grim: Das Siegel des Feuers [Rezension]

Sie fürchten und beschützen uns seit uralter Zeit.
Sie sind der kalte Hauch,
der in einer warmen Sommernacht dein Gesicht streift,
wenn du schläfst,
und sie sind der schwache Duft von Dunkelheit im Morgengrauen.
Sie sind die gefallenen Engel unserer Zeit,
sie sind – die Gargoyles
.“

Paris: Über dem Treiben der Metropole thronen die steinernen Figuren der Kathedrale von Notre Dame. Niemand unter den Menschen ahnt, dass sie im Schutz der Nacht erwachen, wenn kein sterbliches Auge sie sieht. Denn die Gargoyles fürchten und verachten die Menschen, und es ist ehrendes Gesetz, dass die Sterblichen niemals von ihrer Existenz erfahren dürfen.
Der Gargoyle Grim hat sein Leben der Wahrung dieses Gesetzes gewidmet. Eines Nachts beobachtet er seine alte Mentorin Moira dabei, wie sie sich mit einem jungen Mann namens Jakob trifft und ihm ein rätselhaftes Pergament übergibt.
Wütend will Grim Moira zur Rede stellen, findet jedoch nur noch ihre versteinerte Leiche vor.
Jakobs Schwester Mia ahnt nichts von den phantastischen Wesen um sie herum, bis der Bruder ihr offenbart, dass sie – wie er selbst – über eine besondere Fähigkeit verfügt: Sie ist eine Hartidin, eine Seherin des Möglichen. Als Jakob Mia die verborgene Welt der Gargoyles zeigt, geraten die beiden in große Gefahr. Nur mit Grims Hilfe entkommen sie ihren Verfolgern. Doch ehe Mia mehr über ihre Gabe erfahren kann, verschwindet Jakob. Die junge Frau muss sich mit Grim zusammentun, um hinter das Geheimnis der Pergaments zu kommen. Beide wissen nicht, dass sie sich damit auf eine gefährliche Reise begeben – denn sie sind einem Rätsel auf der Spur, das nicht nur ihr eigenes Leben bedroht, sondern das Schicksal der ganzen Welt…..

Grim mag die Menschen schon wegen ihrer vielen Schwächen nicht. Umso ärgerlicher ist es für ihn, dass das Schicksal und seine Bestimmung ihn dazu zwingen mit Mia, einem Menschenwesen, zusammenzuarbeiten. Doch nur gemeinsam mit Mia, die anfangs nichts von ihren Fähigkeiten als Seherin ahnt, und dem humorigen Kobold Remis, kann es ihm gelingen die grausamen Mordfälle, die die Anderswelt erschüttern, zu stoppen. Schnell wird klar, dass sie unbedingt das Geheimnis um das verschlüsselte altertümliche Schriftstück lüften müssen.

Und so taucht der Lesende in die rasante Geschichte, erzählt aus den Perspektiven von Grim und Mia, ein und erlebt atemberaubende Abenteuer mit vielfältigen Wesen aus der Fantasy-Welt.  Werwölfe, Vampire, Kobolde, Waldschrate, Feen, Hybriden tummeln sich an mystischen Orten in Paris und Rom. Die verschiedenen Charaktere sind liebevoll und detailliert beschrieben. Ein über den Dächern von Paris wachender Gargoyle, der den Regen hasst und seine Aufgabe, die steinernen Gesetze zu hüten, sehr ernst nimmt, ein kleiner Kobold mit witzigen Sprüchen, geheimnisvolle Gestalten, die auf den ersten Eindruck nicht das sind, wofür man sie hält. Mia, die anfangs etwas naiv rüberkommt, gewinnt parallel zu ihren erlernten Fähigkeiten an Sympathie. Ihr Mut ist bemerkenswert. Das gleiche gilt für Grim, außen hart wie der Stein aus dem er gemacht ist und innerlich so weich wie ein 3-Minuten-Ei. Auch das Zusammenspiel der „Realwelt“ zur „Anderswelt“ ist beeindruckend verknüpft – und wer möchte schon mit Bestimmtheit sagen, dass es diese zwei Welten nicht gibt?
Ich freue mich auf weitere Bücher von Gesa Schwartz. Sie hat einen so belebenden und lebendigen Schreibstil, der Lust auf mehr macht.

In dem folgenden Video berichtet Gesa Schwartz anschaulich über ihre Intention zur Entstehung der Geschichte. Gargoyles stehen für die Autorin für das Geheimnisvolle in unserem Alltag, der dringend einer Poetisierung bedarf. Sie ist wie Michael Ende der Meinung, dass wir in einen blinden Strudel des Rationalismus geraten sind, und dass wir die Welt immer mehr abhäuten und zwar nicht nur äußerlich, indem wir sie ausbeuten, sondern ihr auch innerlich das Fantastische austreiben. Gesa Schwartzs Anliegen ist es, gegen die herrschende „Zivilisationswüste“ zu schreiben. Das ist ihr mit ihrem Debütroman „Grim: Das Siegel des Feuers“ gut gelungen.

Über die Autorin
Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Sie lebt in der Nähe von Hamburg. Mehr über Gesa Schwartz findet sich auf der eindrucksvollen Homepage der Autorin.

„Grim: Das Siegel des Feuers“ von Gesa Schwartz umfasst 688 Seiten und ist im März 2010 im Egmont LYX Verlag erschienen. Die Hardcover-Ausgabe ist für 19.99 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Kerstin für die ausführliche Buchbesprechung und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionexemplares.

11 Gedanken zu „Gesa Schwartz – Grim: Das Siegel des Feuers [Rezension]

  1. Wow klingt superschön. Und auch wenn das nichts mit dem Inhalt zu tun hat, aber ich finde das Cover unglaublich schön.

  2. Danke Dolce für deine tolle Arbeit.
    @Doc
    Gerade ein Cover macht ein Buch interessant. Und du hast Recht,
    das Cover ist super schön.
    Aber halt auch der Inhalt ist klasse.
    Es ist mal was ganz anderes als das was wir sonst
    so lesen aber es lohnt sich wirklich.

  3. Das ist ja mal wieder eine schöne Rezi und auch mal wieder ein Buch für meine Liste. Die wird wahrscheinlich nie enden. Ich liebe ja die Gargoyles schon seit Disneys Quasimodo und jetzt gibt es doch tatsächlich noch ein spannendes Buch über sie. Ich bin begeistert.

  4. Klasse Rezi!!! Wow, 1,1 kg… Stimmt, das Cover ist auch sehr schön! Aber ich gehe selten nach dem Cover. Da kann man schon mal ne böse Überraschung erleben. Ich verlasse mich da lieber auf euch, oder auf eine Leseprobe. 😉

  5. ja, ich kaufe auch nicht nach Cover, aber nach Kurzbeschreibung, Leseprobe oder eben Rezension. Hier finde ich allerdings Gesa Schwartz in dem Interview sehr sympathisch und ziemlich überzeugend. Man spürt richtig, dass meint, was sie sagt. 😉
    LG

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