Nachtgeboren von Alison Sinclair [Rezension]

Nachtgeboren von Alison Sinclair

Im letzten Moment rettet der Arzt und Gelehrte Balthasar Hearne die hochschwangere Tercelle Amberley vor den Strahlen der aufgehenden Sonne und nimmt sie in sein Haus auf. Durch einen Fluch der Erzmagierin Imogen vor Jahrhunderten sind die Nachtgeborenen dazu verurteilt, in ewiger Dunkelheit zu leben. Jeder noch so kleine Lichtstrahl ist tödlich für sie ist und lässt sie sofort zu Asche verbrennen. Nachtgeborene sind blind, haben aber durch ihre angeborenen hoch entwickelten Ultraschallsinne die Möglichkeit, auf ihre besondere Art zu sehen. Balthasar Hearne lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern, nur durch eine Papierwand getrennt, Seite an Seite mit der Lichtgeborenen Kriegerin „Fiona Weiße Hand†œ. Er ist mit ihr sehr freundschaftlich verbunden, obwohl sie sich noch nie gesehen haben, da für die Lichtgeborenen die Dunkelheit der größte Feind ist. Nur wenig später bringt Tercelle mit Unterstützung der Hebamme und Schwester von Balthasar, Olivede Hearne, Zwillinge zur Welt. Balthasar erkennt sofort, dass diese Babys etwas ganz Besonderes sind. Sie kommen sehend zur Welt. Doch mit der Geburt beginnt ein Drama, dessen Ausmaße noch nicht absehbar sind und nicht nur die Stadt Minhorne erschüttert, sondern die gesamte Welt der Licht- und Nachtgeborenen. Um das Leben der Babys zu schützen, bringt Olivede, eine bekennende Magierin, sie an einen unbekannten Ort in Sicherheit. Kurze Zeit später wird Balthasar von Unbekannten angegriffen, um den Aufenthalt der ungewöhnlichen Zwillinge preiszugeben. Dabei wird er so schwer verletzt, dass nur durch das rasche Eingreifen von seiner Frau Telmaine und des Baron Strummhellers, Ishmael di Studier, sein Leben in letzter Minute gerettet wird. Zum Entsetzten aller, wird die ältere Tochter bei diesem Überfall entführt. Es ist nicht einfach für Telmaine, in einer Gesellschaft zu leben, in der jegliche Form von Magie verpönt ist und als anrüchig gilt. In dem Baron Sturmheller findet sie einen Verbündeten, der sie lehrt, sich auf ihre besondere Gabe einzulassen. Als nach 17-jähriger Abwesenheit Balthasars Bruder Lysander unvermutet wieder auftaucht und seinen Anspruch auf die Zwillinge als angeblicher Vater geltend machen will, sorgt er noch zusätzlich für Aufruhr.

Die Autorin führt den Leser in die ungewöhnlich mittelalterlich anmutende Welt der Nachtgeborenen, in der Emanzipation und Gleichberechtigung ein Fremdwort ist. In der sogenannten feinen Gesellschaft und der Aristokratie sind Intrigen und Machtspiele an der Tagesordnung. Die Männer sind sehr dominant und die Frauen gelten nur als schmückendes Beiwerk. Das Auto wurde gerade erfunden und alles Technische ist für die Nachtgeborenen so von Interesse, dass sie die Magie, die sie umgibt, verleugnen. Die Lichtgeborenen versuchen währenddessen ihre magischen Kräfte weiter zu entwickeln, um den Fluch der Imogen zu brechen.

In diesem Roman agieren drei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein können. Zum einen Balthasar, der sich durch sein gerechtes, sympathisches und sanftes Wesen wohltuend aus der Masse, der zum Teil sehr engherzigen und bigotten Männergesellschaft heraushebt. Zum anderen Baron Sturmheller, ein grobschlächtiger Einzelgänger, ein Magier, Schattenjäger und Agent, der fälschlicherweise des Mordes an der jungen Mutter Tercelle und der Hexerei angeklagt wird. Er entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einem Freund der Familie. Zuletzt Balthasars Frau Telmaine, die mit der Zeit immer mehr an Selbstvertrauen gewinnt und lernt zu ihrer Magie zu stehen, um ihre Familie zu retten.

Alison Sinclair erzählt abwechselnd aus der Sicht der drei Hauptfiguren in Folge und baut so langsam einen interessanten Spannungsbogen auf. Der Anfang ist sehr komplex und mag den Leser leicht verwirren oder sogar abschrecken, aber sobald man sich einfach auf die Geschichte einlässt und sich darin treiben lässt, findet man sich plötzlich als Begleiter und mitleidenden Bewohner in dieser ungewöhnlichen Welt der Nachtgeborenen wieder.

Der folgende Band „Lichtgeboren„, der im September 2011 erscheinen soll, wird hoffentlich einige Fragen klären, die in diesem Band von der Autorin sehr geschickt und vielfältig hinterlassen wurden.

Nachtgeboren“ umfasst 406 Seiten und ist im März 2011 im LYX Verlag erschienen. Der Lesekreis bedankt sich bei Angie für die ausführliche schöne Rezension und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Ein geheimnisvoller Fluch spaltet die Stadt Minhorne. Die Nachtgeborenen können nur in der Dunkelheit existieren, während die Lichtgeborenen das Sonnenlicht zum Leben brauchen. Eines Morgens steht eine hochschwangere Frau vor der Tür des nachtgeborenen Arztes Balthasar Hearne. Es ist Tercelle, die Verlobte von Balthasars verschollenem Bruder. Tercelle bringt Zwillinge auf die Welt, die die ungewöhnliche Fähigkeit des Sehens besitzen. Kurz darauf wird Balthasars eigene Tochter entführt. Er ist mit seiner Familie in eine grausame Verschwörung geraten, die das Gleichgewicht von Licht und Dunkelheit gefährdet.

Über die Autorin
Alison Sinclair ist in Edinburgh aufgewachsen und hat in Kanada, den USA und Großbritannien gelebt. Sie besitzt drei Universitätsabschlüsse und arbeitet gegenwärtig an der Universität McGill in Montreal. Ihr erster Roman wurde 1995 veröffentlicht.

6 Gedanken zu „Nachtgeboren von Alison Sinclair [Rezension]

  1. Wooooooooooooow.
    Mensch super geschrieben. Das klingt wirklich sehr komplex und wahnsinnig interessant. Mal halt was ganz anderes. Super Angie!

  2. ja, mir gefällt die Rezension auch sehr gut und ich finde, dass Angie das Buch super beschrieben hat. 😉
    Sagt mal, könntet ihr mir bei euren Rezensionen in der Kommentarleiste bitte nachträglich Sterne von eins bis fünf für die jeweiligen Bücher vergeben, oder ist das schwierig? Falls ja, würde ich die nämlich entsprechend beim LYX Verlag als Kommentar posten – aber da wird ein Voting mit Stern erwartet.
    LG

  3. Sterne?
    Angie, suuuper Rezi. Das liest sich aber spannend.
    Und wieder ein Buch mehr auf meiner Wunschliste….oha 😀

  4. Ja, das Buch ist wirklich mal was ganz anderes. Man muss sich ein bisschen durch den Anfang kämpfen, aber dann wird`s echt gut. Von mir bekommt das Buch vier Sterne. 😉

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