Leonard Cohen mit dem Prinz-von-Asturien-Preis 2011 ausgezeichnet

Die Jury hat mehrheitlich entschieden, den Preis dem kanadischen Dichter Leonard Cohen zu geben“, teilte Don Víctor García de la Concha, Vorsitzender der Jury bei der Vergabe des Prinz-von-Asturien-Preises für Literatur mit.
Cohens Werk, Hunderte Lieder und dreizehn Bücher, sei ein insgesamt literarisches. Er habe drei Generationen von Menschen beeinflusst und eine Vorstellungswelt geschaffen, die Poesie und Musik verschmelze. „Seine Gedichte und Songs erforschen die großen Fragen des Menschen mit Tiefe und Schönheit„, hieß es in der Urteilsbegründung.

Die Prinz-von-Asturien-Preise (span.: Premios Príncipe de Asturias) werden seit 1981 in acht Kategorien (Kunst, Literatur, Sozialwissenschaften, Kommunikation und Geisteswissenschaften, Eintracht, internationale Zusammenarbeit, wissenschaftliche und technische Forschung und Sport) durch die Stiftung Prinz von Asturien vergeben und jährlich in Oviedo, der Hauptstadt des Fürstentums Asturien in Anwesenheit des spanischen Thronfolgers Infant Felipe von Spanien verliehen. Ähnlich wie die Verleihung der Nobelpreise, stellt die Vergabe des Prinz-von-Asturien-Preises ein akademisches Ereignis ersten Ranges dar. Die einzelnen Prinz-von-Asturien-Preise sind mit 50.000 Euro dotiert. Jeder Preisträger erhält außerdem eine Skulptur, die Joan Miró entworfen hat. Im Herbst kann der diesjährige Preisträger Leonard Cohen seine Auszeichnung entgegen nehmen.

Leonard Cohen ist einer der populärsten Dichter, Sänger und Songwriter der Gegenwart und gilt als lebende Legende. Die Musik spielte für den 76-jährige Kanadier zunächst eine untergeordnete Rolle, da er sich in einem universitären Debattierclub engagierte und eine Karriere als Schriftsteller anstrebte.

Sein Erstlingswerk, ein Gedichtband mit dem Titel „Let Us Compare Mythologies„, erschien 1956, noch bevor er einen Abschluss an der Universität hatte. In diesem Buch, dessen Erstauflage 500 Exemplare betrug, lassen sich viele seiner späteren Hauptthemen ausmachen. Der Nachfolger, The Spice-Box Of Earth (1961), erhöhte die Popularität des jungen Künstlers besonders innerhalb Kanadas, aber auch im Ausland begann man, auf ihn aufmerksam zu werden. 1963 schließlich kam Cohens erster Roman, The Favorite Game, in den Handel. Die erste deutschsprachige Übersetzung von Elisabeth Hannover-Drück erschien unter dem Titel „Das Lieblingsspiel“ im März Verlag 1972.

Nachdem „Das Lieblingsspiel“ lange Zeit vergriffen war, veröffentlichte der Blumenbar Verlag 2009 eine Neuübersetzung von Gregor Hens. “ … hätte Leonard Cohen nicht mit dem Singen angefangen, sondern mit dem Schreiben weitergemacht, würden vielleicht seine Jünger heute auch jedes Jahr seufzen, weil er wieder den Literaturnobelpreis nicht bekommen hat„, schrieb Susan Vahabzadeh von der Süddeutsche Zeitung dazu.

Kurzbeschreibung
In seinem 1963 erschienenen Romandebüt erzählt Leonard Cohen die autobiografische Geschichte des jungen Lawrence Breavman. Er ist der einzige Sohn wohlhabender jüdischer Eltern aus Montreal, und sein bisheriges Leben erscheint ihm wie eine Abfolge von Bildern aus einem Filmprojektor: der unerwartete Tod des Vaters; die Spiele der Erwachsenen, die von Beziehungen und Krieg handeln; seine heimlichen Experimente mit Hypnose; die nächtlichen Abenteuer mit seinem besten Freund Krantz. Nach ersten literarischen Erfolgen und einer Reihe flüchtiger, aber intensiver sexueller Erlebnisse entdeckt Breavman in New York durch die Begegnung mit der jungen Shell die Totalität der Liebe. Er muss sich entscheiden, wem er gehören soll sich selbst oder ihr.

Zuletzt kam 2006 von Leonard Cohen das Buch „Book of Longing“ auf den Markt, das 2008 in der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Das Buch der Sehnsüchte“ ebenfalls vom Blumenbar Verlag publiziert wurde.

Das Buch der Sehnsüchte“ entstand größtenteils während eines fünfjährigen Aufenthalts von Leonard Cohen in einem zen-buddhistischen Kloster auf dem Mount Baldy im Süden Kaliforniens. Dort wurde er 1996 unter dem ironischen Namen Jikan – der Stille – zum Mönch ernannt.

Das poetische Werk ist eine Sammlung von Gedichten, Epigrammen, Zen-Sprüchen, Songs und Essays und wird ergänzt durch Zeichnungen und handschriftliche Texte. „Ein poetisches Werk von höchstem Rang. Cohens Lyrik ist subversiv und träumerisch, lakonisch und radikal. Ein Buch über Männer und Frauen, Meditation und Zigaretten, Lieben und Sterben, über Sehnsüchte und das Selbst„, urteilte die New York Times

His Master’s Voice

Immer wenn ich Mozart hörte (was ich oft tat)
Wollte ich
Ein Klavier
Auf den Mountain Baldy tragen
Rauf und wieder runter
Ich rede nicht
Von einem Keyboard
Ich meine ein Grand Piano
In voller Größe
Aus purem Zement
Jetzt, wo ich sterbe,
Bedaure ich keinen einzigen Schritt

Leonard Cohen hat nun den Prinz-von-Asturien-Preis gewonnen – und damit die bedeutendste literarische Auszeichnung diesseits des Nobelpreises. „Mit der Entscheidung verwirklicht die Jury eine alte Drohung gegenüber der schwedischen Akademie: ihre höchste literarische Auszeichnung einem einfachen Rocker zu verleihen„, meint nun El País.

Im Unterschied zu den Stockholmern, die sich seit geraumer Zeit gegen die Frage wehren müssen, warum sie Bob Dylan nicht endlich den Literaturnobelpreis geben, beweist Oviedo nun Freude an der Ausweitung des Literaturbegriffs„, schreibt Camilo Jiménez.

Quelle: „First we take Oviedo“  von Camilo Jiménez, Süddeutsche Zeitung am 02.06.2011.

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