Der Geschwister-Scholl-Preis 2011 wird dem 53-jährigen chinesichen Schriftsteller, Dichter und Musiker Liao Yiwu für sein Buch „Für ein Lied und hundert Lieder. Ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen†œ verliehen.
Begründung der Jury
Das Manuskript dieses erschütternden, wilden und mitreißenden Buches wurde von den chinesischen Behörden mehrmals beschlagnahmt †“ und so musste Liao es mehrmals schreiben. Im Juni dieses Jahres hat er sich ins Exil nach Deutschland absetzen können, wo das Buch im Juli 2011 im S. Fischer Verlag erschienen ist.
Geschildert werden darin die vier Jahre der Inhaftierung des Autors von 1990 bis 1994. Liao hatte am Vorabend des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens am 4. Juni 1989 in Peking ein prophetisches Gedicht geschrieben, für das er ins Gefängnis geworfen wurde. Sein epischer, drastischer Bericht handelt von der Brutalität und Absurdität willkürlicher staatlicher Repression. Er gilt aber nicht allein dem persönlichen Schicksal des Autors, der wie andere verfolgte Künstler seines Landes vielfach einer existentiellen Unterdrückung ausgesetzt war. Vielmehr unternimmt es Liao Yiwu in seiner starken, mal illusionslosen, mal bildreichen Sprache, allen Erniedrigten Chinas eine Stimme zu geben.
Der Schriftsteller kämpft einen literarischen Kampf für die Wiederherstellung der Menschenwürde †“ er ist ein großer Künstler und ein mutiger Chronist zugleich. Liao Yiwu hat seinen eigenen Kopf und seinen eigenen Ton. Gerade damit ist er im Sinne des Vermächtnisses der Geschwister Scholl ein Vorbild für alle, die gegen Ungerechtigkeit und Diktatur aufbegehren. Sein Werk steht in besonderer Weise für moralischen und intellektuellen Mut. Mit der Auszeichnung von Liao Yiwu verbindet sich die mahnende Hoffnung, dass er einmal in ein freies, demokratisches China zurückkehren möge.
Der 32. Geschwister-Scholl-Preis wird am 14. November 2011 um 19.00 Uhr in der Großen Aula der Ludwig-Maximilian-Universität in München verliehen.
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