Juni 2023: Die einzige Geschichte von Julian Barnes

Am 10. Juni 2023 besprechen wir im Lesekreis Die einzige Geschichte von Julian Barnes. Wir treffen uns um 20.30 Uhr bei Heike und Christian.

Kurzbeschreibung: Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Mit neunzehn ist er stolz, dass seine Liebe zur verheirateten, fast 30 Jahre älteren Susan den gesellschaftlichen Konventionen ins Gesicht spuckt. Er ist ganz sicher, in Susan die Frau fürs Leben gefunden zu haben, alles andere ist nebensächlich. Erst mit zunehmendem Alter wird Paul klar, dass die Anforderungen, die diese Liebe an ihn stellt, größer sind, als er es jemals für möglich gehalten hätte.

Die gebundene Ausgabe erschien bei Kiepenheuer&Witsch im Februar 2019 und umfasst 304 Seiten.

Über den Autor: Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt (u.a. Man Booker Prize), liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor. Er lebt in London.

Mai 2023: Wie die einarmige Schwester das Haus fegt von Cherie Jones

Am 6. Mai 2023 besprechen wir im Lesekreis Wie die einarmige Schwester das Haus fegt von Cherie Jones. Wir treffen uns um 20.30 Uhr bei Gerlinde und Rainer.

Kurzbeschreibung: Die Legende von der einarmigen Schwester sollte Lala eigentlich davor warnen, was mit Mädchen geschieht, die ihren Müttern nicht gehorchen. Doch für Lala ist es die verheißungsvolle Geschichte einer Abenteurerin, und als sie erwachsen ist, schöpft sie daraus Hoffnung auf ein besseres Leben, weit weg von ihrem undichten Haus, weit weg von Adan, ihrem brutalen Mann.

Adan, ein charismatischer, aber gewissenloser Kleinkrimineller, löst mit seinem Einbruch in eine Strandvilla eine Kette von furchtbaren Ereignissen aus: ein Schuss, den niemand hören sollte, und ein Mord, der alles verändert, führen Lala an einen Wendepunkt.

Cherie Jones erzählt in eindringlicher, lyrischer Sprache, wie Liebe und Verbrechen ein Leben auf dramatische Weise verändern.

Die gebundene Ausgabe erschien im CulturBooks Verlag im September 2022 und umfasst 340 Seiten.

Über die Autorin: Cherie Jones ist Anwältin und lebt auf Barbados. 1999 gewann sie den Commonwealth Short Story Prize. Anschließend studierte sie 2015 Kreatives Schreiben in Sheffield Hallam, wo sie sowohl den Archie Markham Award als auch den A.M. Heath Prize gewann. Im Jahr 2015 erhielt sie außerdem ein Vollstipendium des Vermont Studio Centre. Wie die einarmige Schwester das Haus fegt ist ihr erster Roman. Er wurde ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis 2022.

März 2023: Sitt Marie-Rose: Eine libanesische Geschichte von Etel Adnan

Am 25. März 2023 besprechen wir im Lesekreis Sitt Marie-Rose: Eine libanesische Geschichte von Etel Adnan. Wir treffen uns um 20.30 Uhr bei Tine und Markus.

Kurzbeschreibung: „Ich habe Marie-Rose gesehen. Ich erwartete, daß sie zerschlagen, vielleicht entstellt, eingeschüchtert ist. Nein. Sie steht vor mir so schön wie einst, als wir beide sechzehn Jahre alt waren und zusammen ins Gymnasium von Beirut gingen. Sie ist jetzt zweiunddreißig und hält sich wie eine Königin. Ich schwöre, sie ist schön“, sagt Mounir. Beirut 1975: Die libanesische Christin Sitt Marie-Rose unterstützt palästinensische Flüchtlinge. Jetzt steht sie, schön und stolz wie eine Königin, vor Mounir. Im Konflikt zwischen Libanesen und Palästinensern hat sie es gewagt, das Freund-Feind-Schema zu durchbrechen, als Verräterin wird sie verhaftet und soll nun ausgerechnet von ihm, ihrer alten Jugendliebe, verurteilt werden.

Diese Taschenbuchausgabe erschien im Suhrkamp Verlag im November 2014. Sie umfasst 122 Seiten. Die Erste Auflage erschien in der deutschen Übersetzung ebenfalls bei Suhrkamp im Jahr 1988.

Über die Autorin: Etel Adnan, Schriftstellerin und Malerin, wurde 1925 in Beirut, Libanon, geboren. Ihre Mutter war eine (christliche) Griechin aus Smyrna, ihr Vater ein (muslimischer) Syrer, ottomanischer Offizier und Stadtkommandant von Smyrna (heute Izmir). Sie besuchte französische Schulen in Beirut und nahm 1949 ein Studium der Philosophie in Paris auf. 1955 setzte sie ihr Studium in den USA fort. Von 1958 bis 1972 unterrichtete sie Geisteswissenschaften und Philosophie am Dominican College in San Rafael, Kalifornien. 1972 kehrte sie nach Beirut zurück und arbeitete als Feuilletonredakteurin der Zeitung Al-Safa. Zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs zog sie nach Paris, 1979 kehrte sie nach Kalifornien zurück. Zuletzt lebte sie in Sausalito (Kalifornien) und Paris, mit regelmäßigen längeren Aufenthalten in Beirut. Etel Adnan starb am 14. November 2021 in Paris.

Februar 2023: Schlüsselmädchen von Lindita Arapi

Am 11. Februar 2023 besprechen wir im Lesekreis Schlüsselmädchen von Lindita Arapi. Wir treffen uns um 20.30 Uhr bei Eli und Ibrahim.

Kurzbeschreibung: In einer kleinen albanischen Stadt, in einer Mustergemeinde im Aufbau in kommunstischer Zeit, betrachtet das Mädchen Lodja Lemani die Welt vom Küchenfenster des kleinen Elternhauses aus. Sie darf nicht draußen mit anderen Kindern spielen, flaniert nicht, schön gekleidet wie ihre Freundinnen, auf dem ersehnten Abendgiro. Ihre Freizeit verbringt sie nur im kleinen Vorhof des Elternhauses. Und nachts setzt sich ein männlicher Schatten, finster und furchterregend auf ihre Bettkante.

Die Familie Lemani lebt ausgegrenzt, weil sie eine „schwarze Biografie“ hat. Lodjas Großvater wird 1952 als Großbauer vor den Augen seiner Tochter von den neuen Machthabern gelyncht. Gesprochen wird darüber in der Familie nicht. Für Lodja ist alles undurchsichtig und geheimnisvoll.
Nach der kommunistischen Zeit und nach Ende der Selbstisolierung Albaniens, verlässt Lodja ihr Land und lebt als junge Frau alleine in einer westeuropäischen Stadt. Die ungewohnte Freiheit ist verwirrend für sie, vertraut ist ihr nur die Selbstisolation, in die sie sich auch hier zurückgezogen hat.

Sie reist nach Albanien, um das familiäre Geheimnis aufzudecken. Eine Reise in die Vergangenheit zu den Sippen ihrer Mutter und ihres Vaters beginnt. Die archaischen Strukturen auf dem Land haben sogar den Kommunismus überlebt.
Lodja trifft auf große Ablehnung bei ihrer Spurensuche, aber auch auf Menschen, die ihr helfen, sich der
dunklen Vergangenheit ihrer Familie zu nähern. Und danach bricht auch Lodjas Mutter ihr Schweigen.

Ein berührender Roman, der nicht nur die ungleichzeitige Entwicklung in den Ländern Europas schildert, sondern auch zeigt, dass man ohne Wurzeln keine Flügel hat, um die eigene Zukunft frei zu gestalten.

Die gebundene Ausgabe erschien im Dittrich Verlag im September 2012 und umfasst 205 Seiten.

Über die Autorin: Lindita Arapi: Geboren 1972 in Albanien. Verheiratet, zwei Töchter, lebt in Bonn. Promovierte in Wien. Gilt als eine der herausragenden zeitgenössischen Autorinnen Albaniens. Ihre Gedichtsammlung ‚Am Meer, nachts‘ erschien 2007 auf Deutsch. Ihr erster Roman ‚Vajzat me çelës në qafë‘ (Schlüsselmädchen) erschien im Frühjahr 2010. Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Stipendien und Preise u.a.: 1996 Autorenstipendium der Heinrich Böll Stiftung; 1996 ‚Honorary Fellow in Writing‘ von der Universität Iowa, USA, das Autorenstipendium von International Art Link, New York USA. Lindita Arapi arbeitet als Übersetzerin und als freie Hörfunkredakteurin bei der Deutschen Welle.

Januar 2023: Die Scham von Annie Ernaux

Am 7. Januar 2023 besprechen wir im Lesekreis Die Scham von Annie Ernaux. Wir treffen uns um 20.30 Uhr bei Karin.

Kurzbeschreibung: Juni 1952, die kleine Annie ist 12 Jahre alt. Eines Sonntagnachmittags geschieht etwas Entsetzliches – ohnmächtig muss sie miterleben, wie der Vater die Mutter umzubringen versucht. Nach kurzer Zeit beruhigt sich der Vater, und Annie versucht, den Eklat zu vergessen. Bis sie, nahezu ein halbes Jahrhundert später, auf ein altes Foto stößt, das eine Flut von Erinnerungen auslöst. Aber was genau ist damals geschehen? Und wie ist es dazu gekommen?

Je tiefer Annie in dieses entscheidende Jahr eintaucht, umso deutlicher wird ihr die Spannung, in der die Eltern lebten, zwischen dem Wunsch nach sozialem Aufstieg und dem demütigenden Rückfall in die alten Verhältnisse. Und auch Annies Zerrissenheit gewinnt an Kontur, ihr immer wieder schmerzhaftes Bemühen, dem Einfluss einer religiösen Erziehung zu entrinnen und der bohrenden Sehnsucht nach Aufbruch und einem besseren Leben zu folgen.

Die gebundene Ausgabe erschien in der deutschen Übersetzung im August 2020 im Suhrkamp Verlag. Sie umfasst 110 Seiten.

Über die Autorin: Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als „Ethnologin ihrer selbst“. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Bücher werden von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert. Für ihr Werk wird sie 2022 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.