Frankfurter Buchmesse: Ein Autoren-Streiflicht vom 14.10.2011

Während der Fahrt von München nach Frankfurt lag noch dicker Nebel über dem Land, bei unserer Ankunft gegen 10 Uhr herrschte strahlender Sonnenschein; ideales Messe-Wetter für unseren vielen Märsche zwischen den Hallen und dem Forum gegenüber.

Der Schweizer Publizist und Schriftsteller Dieter Bachmann stellte im Gespräch mit Susanne Führer sein neues Buch „Unter Tieren“ auf dem blauen Sofa vor.

Im Anschluss nahmen um 11 Uhr Doris Dörrie und Dorothea Westphal auf dem blauen Sofa Platz.

Doris Dörries Outfit passte wunderbar sowohl zur Couch als auch zum neuen Buchcover. „Alles inklusive“ lautet der Titel, unter dem sie sich fragt, ob man das Glück bei Urlaubsreisen quasi ebenfalls buchen kann.

Der isländische Krimiautor Arnaldur Indriðason sprach dann mit Susanne Führer über seine Bücher, in denen er sich oft mit der isländischen Geschichte auseinandersetzt.

Der Medienrummel und Zuschauerandrang beim italienischen Schriftsteller, Kolumnisten, Philosophen und Medienwissenschaftler Umberto Eco war erwartungsgemäß gewaltig.

Mit Wolfgang Herles sprach Umberto Eco über seinen neuen Roman „Der Friedhof von Prag“, in dem es um Verschwörungstheorien und Antisemitismus geht.

Viel Rummel gab es auch in Halle 4.0 beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann (rechts im Bild) führte ein Gespräch mit dem diesjährigen Buchpreisträger Eugen Ruge (mitte) und dem Rowohlt Verleger Alexander Fest (links im Bild). Alexander Fest und Eugen Ruge wirkten glücklich und stolz über den Erfolg von „In Zeiten des abnehmenden Lichts“.

Im Lesezelt der Buchmesse stellten die sympathische Theologin Margot Käßmann und der Schriftsteller Thomas Brussig ihre in der editon chrismon erschienenen Kinderbücher „An Vaters Rockzipfel“ und „Der Wurm am Turm“ vor.

Thomas Brussig beim Signieren

Um „Blumenberg“, Sibylle Lewitscharoffs wunderbaren und bereits vielfach ausgezeichneten neuen Roman, ging es in dem Gespräch im Forum der ARD mit Denis Scheck. Sibylle Lewitscharoff berichtete über den Philosophen Hans Blumenberg und darüber, welchen Einfluss er auf ihren Roman genommen hat. Sibylle Lewitscharoff gestattete den Zuhören auch ein paar Einblicke in ihr Privatleben. So erzählte sie von ihren ersten Schreibversuchen im Alter von 16 Jahren und ihrer schweren Krankheit, die sowohl ihren Blick auf das Leben als auch ihren Schreibstil nachhaltig verändert hat.

Alice Schwarzer saß hinter Glas im swr2 Forum Buch. Das Gespräch mit dem Moderator Uwe Kossak über ihre neue Autobiografie „Lebenslauf“ wurde im „Gläsernen Studio“ für den Hörfunk aufgezeichnet. Die Stimmung war ausgezeichnet – kein Wunder, denn Alice Schwarzers Biografie erhielt kaum negative Kritiken.

Eva Mattes hatte einige Termine auf der Messe zu bewältigen. „Wir können nicht alle wie Berta sein. Erinnerungen.“ lautet der Titel ihrer eindrucksvollen Autobiografie, die im September 2011 erschienen ist. Bei dem Termin mit Redakteur Ulrich Herrmann im ARD Forum ging es allerdings nicht nur um Eva Mattes Biografie, sondern auch um die neue Tatort-Folge „Das schwarze Haus“ und wie die beiden zusammen die Figur Karla Blum entwickelt haben.

Winnetou, der Held meiner Kindheit in Lebensgröße – wow, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. 😉

Hannelore Elsner und Luzia Braun hatten richtig viel Spaß auf dem blauen Sofa. Auch hier ging es um eine neue Biografie. „Im Überschwang: Aus meinem Leben“ lautet der Titel, unter dem Hannelore Elsner über ihre fünf Jahrzehnte vor der Kamera und auf der Bühne berichtet und ihre Zeit als wildes, lebenshungriges Mädchen beschreibt.

Das Publikum zeigte großes Interesse an der Veranstaltung der beiden „Sprachkünstler“ Ilija Trojanow und Boualem Sansal. Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal wurde in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

†œWährend die Wahrheit den Bruchteil einer Sekunde braucht, um zu explodieren, benötigt man ein ganzes Leben und oft mehr, um wieder Ordnung in seine Gedanken zu bringen.† Boualem Sansal

Boualem Sasal – ohne Worte, einfach nur sympathisch…

Boalem Sansal und Ilija Trojanow

Felicitas von Lovenburg sprach mit Judith Schalansky in Halle 3.1 am Stand der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über ihren Bildungsroman „Der Hals Giraffe“. Der Roman war 2011 sowohl für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis als auch für den Deutschen Buchpreis nominiert.

So sehen Sieger nach einem anstrengenden Messetag aus. Eugen Ruge erklärte bei seinem letzten Termin um 18 Uhr auf dem blauen Sofa, dass man ins Grübeln kommt, wenn man den ganzen Tag lang immer wieder das Gleiche sagt…

… oder auch so. Schließlich ging es hier um den „aspekte-Literaturpreis 2011„, den Eugen Ruge ja auch noch gewonnen hat.

Nach 18 Uhr knallten an diversen Ständen die Sektkorken. Der größte Teil der Messebesucher machte sich allerdings wieder auf den Weg von den Hallen zum Forum. Island hatte zu Suppe, Wein und Bier eingeladen und die Island-Halle verwandelte sich in eine Partyzone.

Fazit: Für das nächste Jahr nehme ich mir weniger vor, um die einzelnen Veranstaltungen intensiver zu erleben. Oder, ach vielleicht fahre ich auch einfach mehrere Tage zur Buchmesse 2012. 😉

Frankfurter Buchmesse 2011: Island-Halle, ein Ort der Stille und Literatur

Island ist mit seinen 320.000 Einwohnern, das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von Bonn oder Mannheim, das kleinste Gastland in der Geschichte der Frankfurter Buchmesse, aber mit 400 Mitgliedern im Schriftstellerverband, 40 Verlagen und 1500 Neuerscheinungen im Jahr ein Land der Literatur.

Unter der Programmleitung von Thomas Böhm ist auf der Frankfurter Buchmesse 2011 die Island-Halle in einem für eine Messe untypischen Ambiente entstanden.

Wer sie betritt, verstummt automatisch und taucht ein in die Wohnzimmer und Landschaften der Isländer.

Völlig abgedunkelt ist die Halle. Man versucht die Quellen der leisen Stimmen in ungewohnten Sprachmelodien oder das Wassergeplätscher zu orten. Die einzigen Lichtquellen stammen von den Lampen der Isländer, die ihre Leidenschaft für die Literatur in Videos auf riesigen Leinwänden demonstrieren.

Alle lesen still für sich, nur bei genauer Betrachtung erkennt man, wie sich eine Hand bewegt, die Augen dem Gedruckten im Buch folgen oder eine Seite umgeblättert wird. Immer abwechselnd werden die stummen Leser zu Vorlesenden und man lauscht gebannt den ruhigen Stimmen mit dem ungewohnten Klang. An anderer Stelle werden Bilder oder Videoproduktionen  von isländischen Landschaften und Städten im Wechsel von Tages- und Jahreszeiten gezeigt.

Ein gemütliches Café mit Bücherregalen, bestückt mit isländischer Literatur, lädt zum Verweilen und Lesen ein.

Wer sich auf der Frankfurter Buchmesse eine kurze Auszeit vom Trubel nehmen möchte, sollte unbedingt die Island-Halle besuchen. Leider spiegeln die Fotos nicht annähernd die angenehme Atmosphäre in der Island-Halle wieder, aber ein Besuch lohnt sich!