Winnetous Schwester Nscho-tschi alias Marie Versini wird 70

„Ich kam am 10. August 1940, im Sternzeichen des Löwen mit dem Aszendent Zwillinge, in Paris zur Welt. Ich glaube, dass mein Sternzeichen einen großen Einfluss auf mich hat. Immer wieder knurrt der Löwe den Zwilling in mir an. Ich liebe das Leben als Löwe und dann bin ich wieder sehr kritisch †“ typisch Zwilling †“ zum Leben eingestellt“, schreibt Marie Versini auf ihrer Homepage über sich.

Heute feiert die französische Schauspielerin ihren 70. Geburtstag.

1947 brachte der Vater der damals siebenjährigen Marie das Buch Winnentou von Karl May aus Deutschland mit. Der Gymnasiallehrer für Literatur und Alte Sprachen las ihr daraus vor. Danach wollte sie nur noch Nscho-tschi sein und spielte diese Rolle in einem Indianerkostüm. Dass sechzehn Jahre später Winnetou einmal in Gestalt von Pierre Brice die Leinwand erobern und sie Old Shatterhand (Lex Barker) vor einer Kamera ihre Liebe gestehen sollte, ahnte sie zu der Zeit natürlich nicht.

1954 begann Marie Versini eine Ausbildung am Conservatoire National d†™Art Dramatique in Paris, 1955 machte sie das Abitur am Gymnasium Moliére in Paris. Nachdem 1956  eine Fotografie von ihr in der „Elle“ veröffentlicht worden war, folgte die Einladung für ein Vorsprechen im Pariser „Théâtre Antoine“ und ihre erste Rolle. Durch den Erfolg des Stückes lernte sie ihr großes Vorbild Gérard Philipe kennen. In „Mitsou und die Männer“ bekam sie ihre erste Rolle in einem Spielfilm. Es folgten Theaterrollen in Stücken von Moliére, Racine, Beaumarchais, Victor Hugo, Labiche und Shakespeare.

1960 spielte sie an der Seite von Eddie Constantine in „Junge, mach dein Testament“, und dann kam der Film, der ihr Leben veränderte. 1962 engagierte Rolf Thiele sie für die Filmkomödie „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ an der Seite von Thomas Fritsch. Horst Wendlandt ließ Marie Versinis Kindertraum Wirklichkeit werden, als er sie daraufhin für die Rolle der Nscho-tschi engagierte. Die Premiere von dem Kinofilm Winnetou Teil 1 fand am 11. Dezember 1963 statt.

Nscho-tschi (Schöner Tag) ist die Tochter des Apachenhäuptlings Intschu-tschuna und Schwester von Winnetou.
Im ersten Teil der Winnetou-Trilogie (erschienen 1893) pflegt sie den gefangenen Old Shatterhand und verliebt sich in ihn. Ihr Vater will ihr auf ihren Wunsch eine Ausbildung in St. Louis ermöglichen. Auf dem Weg zu einer versteckten Goldquelle am „Nugget-Tsil“ werden Nscho-tschi und ihr Vater vom Banditen Santer (gespielt von Mario Adorf) ermordet.

Sie spielte noch in vier weiteren Karl-May-Filmen mit: in Der Schut (1964), Durchs wilde Kurdistan (1965), Im Reiche des silbernen Löwen (1965) und in Winnetou und sein Freund Old Firehand (1966) (da noch einmal als Nscho-tschi).

Weitere Produktionen, in denen sie mitwirkte waren die Abenteuerfilme Im Tempel des weißen Elefanten (1963) und Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966). Von der Kritik besser bewertet wurde der Film Kennwort Reiher (1964). Aufsehen erregte in Frankreich 1969 die Fernsehadaptation von William Shakespeares Sommernachtstraum in der Inszenierung von Jean-Christophe Averty (Le songe d’une nuit d’été), in der sie als Hippolyta auftrat.

In Frankreich unter anderem als Claire Morandat in Brennt Paris? bekannt, arbeitete sie häufig in Deutschland. Bis in die 1980er Jahre hinein wirkte sie noch an Fernsehproduktionen mit, so etwa in der Serie Sergeant Berry (1973/74), in Tante Emma (1980) und in Die schöne Wilhelmine (1985).

1974 heiratete Versini den Schriftsteller und Regisseur Pierre Viallet, in dessen Filmen sie verschiedentlich mitspielte, so 2010 in Hommage an Robert Schumann. Mit ihrem Mann verbringt Marie Versini ihr Leben zumeist auf der Atlantikinsel Ré, zeitweise auch in Paris.

Marie Versini ist so stark mit der Rolle der Nscho-tschi verknüpft, dass sie ihre Autobiografie „Ich war Winnetous Schwester“ nannte. Die Biografie erschien 2003 zum Jubiläum „90 Jahre Karl May in Bamberg“. So hat sich der Kreis von der siebenjährigen Marie als Nscho-tschi zu Karl May wieder geschlossen.

Herzlichen Glückwunsch!

Quellen: Marie Versini – Homepage