54. Biennale in Venedig: Korea im Pavillon 2011

The love is gone but the scar will heal“ (etwa: Die Liebe ist gegangen, aber die Narbe wird heilen) lautet der Titel des koreanischen Künstlers Lee Yongbaek, der auf der 54. Biennale in Venedig in diesem Jahr den Pavillon für Korea mit seinen 14 Multimedia Arbeiten gestaltet hat. In Form von Video, Fotografie, Skulptur und Malerei will seine Solo-Präsentation die Identität und den Existentialismus inmitten der Künstlichkeit der heutigen Gesellschaft erkunden.

Biennale Venedig 2011 - Pavillon Korea - Eingang
Biennale Venedig 2011 - Pavillon Korea - Eingang

Der 1966 geborene Lee Yongbaek erwarb seinen Bachelor für Kunst an der Hongik University. Seinen Master absolvierte er an der Staatlichen Akademie für Kunst und Design in Stuttgart. Yongbaek ist bekannt für seine Video Installationsarbeiten, aber eigentlich stellt er mit seinen Werken ein breiteres Spektrum, darunter Skulpturen, kinetische Kunst, Malerei und Performances, her. Seine Stücke befassen sich mit Themen wie Religion, Politik und Philosophie.

Uniformen der Angel Soldier
Uniformen der Angel Soldier

Auf den ersten Blick nimmt der Betrachter die üppige Farbenpracht der Blumen wahr, bei genauerer Betrachtung schleicht der „Engel Soldat“ getarnt durch das Bild.

Angel Soldier von Lee Yongbaek
Angel Soldier von Lee Yongbaek

Ausschnitt der „Angel Soldier“ – mit Blick durch die dreidimensional wirkenden Blüten.

Ausschnitt "Angel Soldier" von Lee Yongbeak
Ausschnitt "Angel Soldier" von Lee Yongbeak

Wie die „Engel Soldaten“ verweist auch die realistische Malerei des Künstlers auf dem Bild „plastic fish“ (Kunststoff-Fische) auf eine tödliche Verführung.

Plastic Fish von Lee Yongbaek
Plastic Fish von Lee Yongbaek

Zwischen den Wänden der Bilder der „Kunstfische als Köder“ und der maskierten „Engel Soldaten“ die „pieta: self-death“ (Selbsttötung)

pieta: self-death von Lee Yongbaek
pieta: self-death von Lee Yongbaek

Die „pieta: self-hatred“ (Selbsthass)

pieta: self-hatred von Lee Yongbeak
pieta: self-hatred von Lee Yongbeak


Diese Ausstellung wurde von Yun Cheagab in Auftrag gegeben.
Der koreanische Pavillon liegt an der Giardini. Die 54. Internationale Kunstausstellung in Venedig findet noch bis zum 27. November 2011 statt.

Literatur + Venedig: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz

Die Handlungen viele Bücher spielen in der Lagunenstadt Venedig – so auch „L’amante senza fissa dimora“, das 1988 unter dem Titel „Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ im Piper Verlag erschienen ist und auch heute noch Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau verspricht.

„Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz“ wurde von dem Autorenduo Fruttero & Lucentini geschrieben. Das Autorenduo, auch bekannt als „Die Firma“, hatte sich Anfang der 50er Jahre in Paris kennengelernt, wohin Lucentini nach dem Ende seiner Haft als Gegner des italienischen Faschismus übersiedelt war. Er arbeitete dort als Übersetzer, Fruttero als Lektor. 1972 erschien ihr erster gemeinsam verfasster Roman „Die Sonntagsfrau“ (Originaltitel La donna della domenica), dem zahlreiche weitere Kriminal- und Gesellschaftsromane folgten, die in viele Sprachen übersetzt worden sind.

Kurzbeschreibung
Eine stürmische Romanze bahnt sich an zwischen Mr. Silvera, dem geheimnisvollen, polyglotten Reiseleiter mit verblüffend profunder Kenntnis von Venedigs Historie und Kunst, und der römischen Principessa, die im Auftrag eines Auktionshauses eine venezianische Gemäldesammlung begutachtet. Doch was weiß der ‚Mystery Man‘ über den raffinierten Kunstschmuggel, dem die Aristokratin mit seiner Hilfe auf die Spur zu kommen versucht? Dieser Roman ist eine bittersüße Liebesgeschichte, eine faszinierende Hommage an Venedig und zugleich ein aufregender Krimi.

Klappentext
Eine venezianische Liebesgeschichte, in der die Autoren natürlich nicht auf ihr herzhaftes „Liebesgewürz“, die Droge kriminalistischen Rätselratens verzichten. Ein federleichter, vergnüglicher und zugleich tiefsinniger Roman um Vergänglichkeit, Liebe und Tod.

Aus der Amazon.de-Redaktion
Wenn man zu den Glücklichen gehört, die ihren Urlaub noch vor sich haben, so sollte man ein Buch nicht vergessen: Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz, verfasst vom Autorenteam Fruttero/Lucentini. Wenn man dann auch noch in das winterliche Venedig fährt, kann nichts mehr schiefgehen.

Die Hauptfigur des Buches, Mr. Silvera, ist ein „Mann um die 40, groß und mager, mit einem scharf geschnittenen Medaillenkopf und leicht gekrümmten Schultern“. Bezeichnend für ihn ist sein grashalmdünnes, nur sehr schwer deutbares Lächeln und seine viel sagende Antwort auf schwierige Fragen — „ah“. Man könnte sich für ihn alle möglichen Berufe vorstellen, aber er passt nur sehr schwer in das Bild eines Reisebegleiters. Mit unendlicher Geduld lässt er die immer wiederkehrenden Begeisterungsausbrüche der Touristen, die er durch Venedig führt, über sich ergehen: „Look, look, Mr. Silvera!“

Er kennt sein Venedig, doch er trennt ganz entschieden das Venedig der Touristen und die ihm bekannte Stadt. Es ist etwas Geheimnisvolles um diesen Mr. Silvera, der fließend suaheli und chinesisch spricht, sich an Fresken erinnert, die es an dieser Stelle seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr gibt und auf einem Gemälde einen Angehörigen der Familie Fugger identifiziert, als ob er ihn selbst gekannt hätte. Ein wirklich faszinierender Mann, doch es ist nicht einfach, sich gerade in ihn bis über beide Ohren zu verlieben. Das führt unweigerlich zu Schwierigkeiten. Man hätte den beiden ihr Glück gegönnt — welche Stadt würde sich besser dafür eignen als Venedig — doch das Leben von Mr. Silvera lässt das leider nicht zu.

Fruttero und Lucentini spielen die verschiedenen Möglichkeiten der Figur des Mr. Silvera bravourös durch, selbst der CIA und der KGB werden nicht ausgelassen, doch diese Lösung ist für die beiden Autoren natürlich zu primitiv. Sagen sie doch von sich, dass sie genau die Bücher schreiben, die sie selbst gerne lesen würden. In einem Interview führen sie aus, dass sie bei diesem Projekt zum Ziel hatten, das alte Venedig sichtbar zu machen und so zu erhalten, bevor es in einem Abfallhaufen versinkt. Und dieses Ziel haben sie zweifelsohne erreicht.

Der Liebhaber ohne festen Wohnsitz gehört zu jenen Büchern, von denen man sich während der Lektüre wünscht, sie mögen nicht aufhören. Man könnte noch stundenlang mit Mr. Silvera und seiner Prinzessin durch die verschlungenen Gässchen des kalten Venedigs streifen. Am Ende ist gar nicht so genau zu sagen, ob das nun ein Krimi war — es kommt weder eine Leiche, noch ein Kommissar vor — oder nur eine melancholisch angehauchte Liebesgeschichte. Derjenige aber, dem diese Zuordnung nicht so wichtig erscheint, der kommt bei der Gedankenspielerei um das Phänomen der Zeit voll auf seine Kosten. –Manuela Haselberger

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