Der US-amerikanische Schriftsteller David Guterson, vor allem bekannt geworden durch den 1994 erschienen Bestseller „Schnee, der auf Zedern fällt„, erhält den „Bad Sex in Fiction Award 2011“ für eine Textpassage in seinem neuen Roman „Ed King„. Seit 1993 vergibt das renommierte britische Magazin „Literary Review“ den Bad Sex in Fiction Award jährlich an einen zeitgenössischen Romanautor für die schlechteste Beschreibung einer Sex-Szene.
Der 55-jährige Autor hat in Ed King Sophokles†™ Drama König Ödipus adaptiert und in die Neuzeit verfrachtet. Schwungvoll schildert er mit viel schwarzem Humor Schicksal, Begehren und Zerstörung in drei völlig unterschiedlichen Leben.
Da Guterson in den USA lebt, konnte er den Preis nicht persönlich in Empfang nehmen. „Ödipus hat schlechten Sex praktisch erfunden, also bin ich nicht im geringsten überrascht„, sagte er laut Literary Review, als ihn die Nachricht über die zweifelhafte Auszeichnung erreichte.
Laut der Jury hat Guterson den Preis mit folgenden Sätzen gewonnen:
„In the shower, Ed stood with his hands at the back of his head, like someone just arrested, while she abused him with a bar of soap. After a while he shut his eyes, and Diane, wielding her fingernails now and staring at his face, helped him out with two practiced hands, one squeezing the family jewels, the other vigorous with the soap-and-warm-water treatment. It didn’t take long for the beautiful and perfect Ed King to ejaculate for the fifth time in twelve hours, while looking like Roman public-bath statuary. Then they rinsed, dried, dressed, and went to an expensive restaurant for lunch.“
„Das ist eine harte Pille. Es dauert Jahre, um einen Roman zu schreiben und dann kommt so ein kleines Magazin und macht dich berühmt-berüchtigt dafür, dass du nicht über Sex schreiben kannst“, sagte der Autor Rowan Somerville, der den Preis im letzten Jahr erhalten hat.
Vielleicht ist es tröstlich zu wissen, das auch so berühmt-berüchtigte Autoren wie Tom Wolfe und Jonathan Littell es ebenfalls nicht können. Norman Mailer wurde die „Auszeichnung“ im Jahr 2007 sogar posthum verliehen.
Quelle: Literary Review Magazin
Jetzt müsste ich vermutlich erst einmal den ganzen Roman lesen, um aus dem Kontext beurteilen bzw. nachvollziehen zu können, warum das eine grottenschlechte Sexszene ist/sein soll. Was ist schlecht: der Inhalt oder die Art, wie der Inhalt dargestellt ist?
Sprachlich finde ich den zitierten Textabschnitt nicht mal ganz unpfiffig, vor allen Dingen in der Wortwahl. Die Frage ist ja auch, was will der Autor erreichen? (Ebenfalls nur aus dem Kontext zu ersehen) Mir riecht das entschieden nach Ironie (the family jewels, the beautiful and perfect Ed King) oder Karikatur. Vielleicht kann jemand, die/der den Roman gelesen hat, mehr dazu sagen.
So ganz ernst darf man die Auszeichnung vermutlich nicht nehmen.
Allerdings finde ich diese „Szene“ etwas arg reduziert für die angeblich wichtigste Sache der Welt – na ja und etwas protzig vielleicht auch. 😉
Aber es stimmt schon, ohne Kontext ist das wirklich schwer zu beurteilen.
LG