Ich hatte versucht, vom Gästehaus ins Zentrum zu laufen, und mich in der Entfernung verschätzt.
Baiyun oder die Freundschaftsgesellschaft von Adolf Muschg
Adolf Muschg, geboren am 13. Mai 1934 in Zollikon, Kanton Zürich, ist ein Schweizer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler.
Adolf Muschg studierte Germanistik, Anglistik sowie Philosophie in Zürich und Cambridge und promovierte über Ernst Barlach.
Von 1959 bis 1962 unterrichtete er als Gymnasiallehrer in Zürich, dann folgten verschiedene Stellen als Hochschullehrer, unter anderem in Deutschland (Universität Göttingen), Japan und den USA. 1970 bis 1999 war er Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich.
Seit 1976 ist er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, daneben ist er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 2003 wurde er zum Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin gewählt. Von diesem Amt trat er am 15. Dezember 2005 überraschend zurück. Grund für diese Entscheidung seien «unüberbrückbare Differenzen mit dem Senat der Akademie». Der Umzug in den Neubau am Pariser Platz sei nicht dafür genutzt worden, die Aktivitäten der Akademie stärker in die Öffentlichkeit zu tragen.
Er lebt in Männedorf bei Zürich.
Kurzbeschreibung
1978, kurz nach dem Tod Mao Zedongs und der Verhaftung der „Viererbande“, besucht eine halboffizielle Schweizer Delegation auf Einladung der „Freundschaftsgesellschaft“ China. Prominentester Gast ist der berühmte Schriftsteller Samuel Rütter, den eine auf seinen Wunsch zusammengestellte, sehr heterogene „Expertengruppe“ von Wissenschaftlern, Wirtschafts- und Kulturfachleuten begleitet. Während der Reise stirbt unter mysteriösen Umständen der Gruppenleiter, der Agronomieprofessor Stappung, der sich in der Gruppe durch sein unsensibles Verhalten und bei den Gastgebern durch seinen unbezähmbaren Forscherdrang exponiert hat. Vieles deutet auf einen Mord hin. Auf der Suche nach dem Motiv oder dem Schuldigen erscheinen die politischen und kulturellen Reiseerfahrungen in einem neuen Licht; Fragmente der individuellen Lebensgeschichten der achtköpfigen Gruppe erschliessen sich unter dem Druck einer Ausnahmesituation; zwischen den Gästen, den Gastgebern und den im Hintergrund agierenden Institutionen entwickeln sich neue Konstellationen. Stappungs Tod erweist sich am Ende als Zufall, >>ein Missverständnis mit tödlichem Ausgang<<. Unter dem Signum eines unvermeidlichen Missverständnisses des Fremden und des Eigenen steht auch die ganze Reise.