Mai 2021: Mädchen, Frau etc. von Bernardine Evaristo

Am 22. Mai 2021 besprechen wir im Lesekreis Mädchen, Frau etc. von Bernardine Evaristo. Wir treffen uns um 20.30 Uhr online.

Kurzbeschreibung: In Mädchen, Frau etc. verwebt Bernardine Evaristo die Geschichten schwarzer Frauen über ein Jahrhundert zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit. Ein beeindruckender Roman über Herkunft und Identität, der daran erinnert, was uns zusammenhält.

Die Dramatikerin Amma steht kurz vor dem Durchbruch. In ihrer ersten Inszenierung am Londoner National Theatre setzt sie sich mit ihrer Identität als schwarze, lesbische Frau auseinander. Ihre gute Freundin Shirley hingegen ist nach jahrzehntelanger Arbeit an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt. Carole hat Shirley, ihrer ehemaligen Lehrerin, viel zu verdanken, sie arbeitet inzwischen als erfolgreiche Investmentbankerin. Caroles Mutter Bummi will ebenfalls auf eigenen Füßen stehen und gründet eine Reinigungsfirma. Sie ist in Nigeria in armen Verhältnissen aufgewachsen und hat ihrer Tochter Carole aus guten Gründen einen englischen Vornamen gegeben. Auch wenn die Frauen, ihre Rollen und Lebensgeschichten in Bernardine Evaristos Mädchen, Frau etc. sehr unterschiedlich sind, ihre Entscheidungen, ihre Kämpfe, ihre Fragen stehen niemals nur für sich, sie alle erzählen von dem Wunsch, einen Platz in dieser Welt zu finden.

Die gebundene Ausgabe ist im Verlag Tropen am 18. Januar 2021 erschienen und umfasst 512 Seiten.

Über die Autorin: Bernardine Evaristo wurde 1959 als viertes von acht Kindern in London geboren. Sie ist Professorin für Kreatives Schreiben an der Brunel University London und stellvertretende Vorsitzende der Royal Society of Literature. Für ihren Roman Mädchen, Frau etc. wurde sie als erste schwarze Schriftstellerin 2019 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet.

Februar 2021: Rote Kreuze von Sasha Filipenko

Am 13. Februar 2021 besprechen wir im Lesekreis Rote Kreuze von Sasha Filipenko. Wir treffen uns um 20.30 Uhr online.

Kurzbeschreibung: Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.

Die gebundene Ausgabe umfasst 288 Seite und ist 2020 bei Diogenes erschienen.

Über den Autor: Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist ein weißrussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und Fernsehmoderator. †ºDer ehemalige Sohn†¹ ist nach †ºRote Kreuze†¹ sein zweiter Roman, der auf Deutsch erscheint. Sasha Filipenko ist leidenschaftlicher Fußballfan und lebt in St. Petersburg.

Buchcover: Diogenes Verlag

Dezember 2020: Die Sommer von Ronya Othmann

Am 29. Dezember 2020 besprechen wir im Lesekreis Die Sommer von Ronya Othmann. Wir treffen uns um 20.30 Uhr online.

Nachtrag: Das treffen im Lesekreis wird auf den 5. Januar 2021 verschoben.

Kurzbeschreibung: Leyla ist die Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden… Das ergreifende Debüt der Gewinnerin des Publikumspreises des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (2019) über das Dasein zwischen zwei Welten

Das Dorf liegt in Nordsyrien, nahe zur Türkei. Jeden Sommer verbringt Leyla dort. Sie riecht und schmeckt es. Sie kennt seine Geschichten. Sie weiß, wo die Koffer versteckt sind, wenn die Bewohner wieder fliehen müssen. Leyla ist Tochter einer Deutschen und eines jesidischen Kurden. Sie sitzt in ihrem Gymnasium bei München, und in allen Sommerferien auf dem Erdboden im jesidischen Dorf ihrer Großeltern. Im Internet sieht sie das von Assad vernichtete Aleppo, die Ermordung der Jesiden durch den IS, und gleich daneben die unbekümmerten Fotos ihrer deutschen Freunde. Leyla wird eine Entscheidung treffen müssen. Ronya Othmanns Debütroman ist voller Zärtlichkeit und Wut über eine zerrissene Welt.

Die gebundene Ausgabe umfasst 288 Seiten und ist im Jahr 2020 im Carl Hanser Verlag erschienen.

Über die Autorin: Ronya Othmann wurde 1993 in München geboren und studierte am Literaturinstitut Leipzig. Sie erhielt unter anderem den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrik-Preis des Open Mike und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs.

2018 war sie in der Jury des Internationalen Filmfestivals in Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, Irak, und schrieb bis August 2020 für die taz gemeinsam mit Cemile Sahin die Kolumne „OrientExpress†œ über Nahost-Politik. 2020 erschien im Hanser Verlag ihr Debütroman Die Sommer, für den sie mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde.

Buchcover: Carl Hanser Verlag

Menschen wie wir: Die Bagage von Monika Helfer

Menschen wie wir
DIE BAGAGE

Ein Päckchen zu tragen

haben die Protagonisten in Monika Helfers neuem Roman DIE BAGAGE.

Maria und Josef Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rande eines kleinen Dorfes in Österreich. Sie sind die Randständigen, die Außenseiter, die Bagage. Von den Leuten im Dorf misstrauisch beobachtet, denn haben sie doch etwas, das ihnen fehlt.

Maria ist die schönste Frau weit und breit. Schwarzhaarig, mit aufrechtem Gang und wogendem Busen. Schneewittchen könnte schöner nicht sein. Und auch Josef beeindruckt die Frauen durch sein schmuckes Äußeres. Seine Haare ebenfalls schwarz, sein Hemd blütenweiß und riechen tut er auch gut, dank Marias Zitronenseife. Jeden Morgen wäscht er sich von Kopf bis Fuß mit dem Wasser aus dem Bach.

Verkommen scheinen sie nicht zu sein, die Armen. Die Reichen sind es hier, die nicht mithalten können. Äußerlich nicht gepflegt und auch innerlich voll schlechter Gedanken. Als Maria mitten im Krieg schwanger wird, setzt das Getuschel ein. Kann der Josef denn überhaupt der Vater sein? Er ist doch an der Front und war nur zwei Mal da auf Heimaturlaub. Oder war es der Georg aus Hannover, der Maria zwei Mal in dem Haus besucht hat?

Diese Frage wird Monika Helfer uns nicht beantworten. Wir müssen uns aus all den Indizien, dem Gerede, den Vermutungen selber ein Bild zusammensetzen.

Wie ist es gewesen 1914 als Josef nicht da war und Maria sich in den Georg verliebte? Der so anders ist als ihr stolzer und schweigsamer Ehemann, der außerhalb des Ehebettes zu keiner Zärtlichkeit fähig ist.

Georg ist die einzige Liebe ihres Lebens, ein Mann, der sich nicht nur für ihr Äußeres interessiert, sondern sie so sieht, wie sie ist.

Als er das Dorf verlässt, ist sie gebrochen.

Monika Helfer hat dieses Buch geschrieben, um sich mit ihrer Herkunft auseinander zu setzen. Es geht ihr dabei wie vielen von uns. Man weiß etwas, aber das meiste nur vom Hörensagen. Dieses Buch flüstert aus vielen Perspektiven und wir sind als LeserInnen gefordert. Die Autorin wertet nicht, sie wispert uns diese Geschichten zu. Sie sind nicht auserzählt. Wir können uns unseren Teil denken. So ist der Text in seiner Aussage so diffus wie das kongenial ausgesuchte Portrait von Gerhard Richter auf dem Cover.

Vielen herzlichen Dank an Gerlinde Moorkamp für ihre lesenswerte Interpretation zu Die Bagage von Monika Helfer.

Buchcover: Hanser Verlag

Juni 2020: Elf Tage in Berlin von Håkan Nesser

Ein weiterer virtueller Lesekreis ist am 20. Juni 2020 um 20.30 Uhr geplant. Falls bis dahin die Kontaktbeschränkungen aufgehoben sein sollten, treffen wir uns zur selben Zeit bei Hanne und Henry im Garten. Wir besprechen Elf Tage in Berlin von Håkan Nesser.

Kurzbeschreibung: Einen Nobelpreis wird er wohl nicht bekommen. Arne Murberg ist von schlichterem Gemüt. Nach einem Badeunfall in der Kindheit hat er Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und komplexere Zusammenhänge zu erfassen. Aber Arne ist ein warmherziger, liebenswerter Mensch, der sich eine kindlich naive, offene Art bewahrt hat und voll Vertrauen auf das Leben blickt. Als sein Vater ihm auf dem Totenbett offenbart, dass seine Mutter nicht tot ist, wie Arne geglaubt hat, sondern in Berlin lebt, und ihm gleichzeitig den Auftrag gibt, sie dort aufzusuchen und ihr ein verschlossenes Kästchen zu übergeben, beginnt für ihn ein wundersames Abenteuer.

Mit äußerst rudimentären Deutschkenntnissen und einem Paar strapazierfähiger gelber Schuhe macht Arne sich auf die Reise †“ und gerät schon bald in Schwierigkeiten. Doch ihm zur Seite stehen zwei Menschen, die der Himmel höchstpersönlich geschickt zu haben scheint: ein etwas wirrer Professor und eine kluge junge Frau im Rollstuhl. Wird Arne seiner Mutter begegnen? Wird er sein Glück finden in Berlin?

Die Taschenbuchausgabe umfasst 384 Seiten und ist im btb Verlag im Juni 2017 erschienen.

Über den Autor:Lesen ist großartig, aber schreiben ist vielleicht noch großartiger†œ, sagte Håkan Nesser einmal. Den deutschen Lesern ist er besonders durch die Reihe mit Kommissar Van Veeteren bekannt sowie durch die „Gunnar-Barbarotti†œ-Krimis. In Schweden sind seine Werke so anerkannt, dass zwei seiner Bücher zu Schulliteratur wurden: „Kim Novak badete nie im See von Genezareth†œ sowie „Und Piccadilly Circus liegt nicht in Kumla†œ. Das freut den Autor besonders, weil er bis 1998 als Lehrer tätig war. Der 1950 in der schwedischen Gemeinde Kumla geborene Schriftsteller hat Geisteswissenschaften studiert und Englisch und Schwedisch unterrichtet. Er lebt heute mit seiner Familie in London und auf Gotland.

Umschlaggestaltung: btb Verlag