Andreas Maier erhält den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2010
Der mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, gestiftet von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk, geht an Andreas Maier für seinen Roman „Das Zimmer†œ
„Andreas Maier ist ein Meister der literarischen Nahaufnahme. Je genauer er eine Ortschaft, ein Milieu, eine Person ins Auge fasst, umso mehr weitet sich der Blick ins Allgemeine. Er kann eine ganze Welt von den beiläufigen Reden, Gerüchten, vom sozialen Klima her aufschließen, und ihm gelingt die Verbindung dieser Alltäglichkeiten mit der Frage nach der Herkunft und dem Ziel des Lebens. Es gibt eine starke religiöse Dimension in Andreas Maiers Prosa“, heißt es in der Begründung der Jury.
Neben Andreas Maier waren Iris Hanika, Thomas Hettche, Paul Hochgatterer, Georg Klein, Rolf Lappert, Thomas Lehr und Alain Claude Sulzer für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis nominiert.
Kurzbeschreibung
Mit einem Bein steht er noch im Paradies, dafür hat die Geburtszange gesorgt. Immer ist er ein Kind geblieben, und wurde doch stets älter, und leben mußte er auch irgendwie. Nun ist er schon dreißig und hat seine große Liebe, einen VW-Variant Typ 3, mit dem fährt er zwischen den blühenden Rapsfeldern umher. Es ist das Jahr der ersten Mondlandung, 1969, als man in Frankfurt am Main noch Treppensteigen geht in den Bordellaltbauten um den Bahnhof herum. Ein Tag im Leben Onkel J.s. Hin- und hergerissen zwischen Luis Trenker, der Begeisterung für Wehrmachtspanzer und den Frankfurter Nutten, wird J. plötzlich als ein Mensch erkennbar, der außerhalb jeden Schuldzusammenhangs steht, noch in den zweifelhaftesten Augenblicken. Einer, der nicht zugreift, weil er es gar nicht kann, während die Welt um ihn herum sich auf eine heillose Zukunft wie auf die Erlösung vorbereitet. Nach den Romanen „Wäldchestag“, „Klausen“, „Kirillow“, „Sanssouci“ und „Onkel J. Heimatkunde“ setzt Andreas Maier neu an: Das Zimmer ist ein Erinnerungsporträt und Roman zugleich, vielleicht der Beginn einer großen Familiensaga, eine Reflektion über Zeit und Zivilisation, über die Würde des Menschen und wie sie erhalten bleiben kann. „Der begabteste Schwadroneur unter den jüngeren Autoren.“ Ulrich Greiner, Die Zeit
Mit der Verleihung des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jedes Jahr ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung des Preisträgers markiert.
Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis wird am 14.November in Braunschweig verliehen.
Quelle: Börsenblatt