Anne Morrow Lindbergh, geboren am 22. Juni 1906 in Englewood, New Jersey, als Anne Spencer Morrow, gestorben am 7. Februar 2001 in Vermont, war die Ehefrau, Co-Pilotin und Navigatorin von Charles A. Lindbergh und Schriftstellerin.
Anne Morrow war das zweite von vier Kindern des US-amerikanischen Senators Dwight Whitney Morrow (1873 – 1931) und der Dichterin und Frauenrechtlerin Elizabeth Reeve Cutter (1873 – 1955). 1928 machte sie ihr Bachelor of Arts und am 27. Mai 1929 heiratete sie Charles Lindbergh. Die Lindberghs hatten insgesamt sechs Kinder.
Das Drama um die Entführung und Ermordung ihres Säuglings Charles von 1932 erschütterte das Paar und die amerikanische Öffentlichkeit.
Die erste Zeit ihrer Ehe verbrachten die beiden in der Luft. 1929 machte sie zwar ihren ersten Alleinflug und 1930 ihren Flugschein, aber normalerweise war Anne Charles Co-Pilotin, Navigatorin und Funkerin bei seinen historischen Forschungsflügen. 1931 flogen sie gemeinsam die noch weitgehend unbekannte „Great Circle Route†œ von Kanada über Alaska nach Japan und China in einem einmotorigen Flugzeug. Diese beschwerliche Reise beschrieb Anne in ihrem ersten Buch North to the Orient. 1933 schafften die beiden als erste die Nordatlantik- und die Südatlantikroute (Listen! The Wind).
Die National Geographic Society ehrte sie 1934 als erste Frau mit der Hubbard Goldmedaille für ihre Forschungsflüge auf allen fünf Kontinenten. 1993 wurde sie mit dem Aerospace Explorer Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Anne Morrow Lindbergh war die erste Frau mit einem Segelflugschein in den Vereinigten Staaten. Sie veröffentlichte insgesamt 13 Bücher und wurde von 5 Universitäten mit Ehrengraden ausgezeichnet.
Am 7. Februar 2001 starb sie im Schlaf in ihrem Haus in Vermont.
Ihr Ehemann, Charles Lindbergh, hatte von 1957 bis zu seinem Tode im Jahr 1974 ein Verhältnis mit einer 24 Jahre jüngeren Frau, der Hutmacherin Brigitte Hesshaimer († 2001) aus München. Sie hatten drei gemeinsame Kinder: Dyrk (1958), Astrid (1960) und David (1967). Die Beziehung blieb aber bis zum Schluss geheim. Die Kinder kannten die wahre Identität ihres Vaters nicht, der nur selten zu Besuch kam; für sie hieß er „Careu Kent“. Tochter Astrid Bouteuil fand später einen Zeitungsartikel über Lindbergh und entdeckte Fotografien und etwa 150 Briefe von ihm an ihre Mutter. Zwei Jahre nach deren Tod trat sie mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit (2003). Ein posthumer Vaterschaftstest (DNA-Analyse an der Universität München) im November 2003 bestätigte die Richtigkeit der Vermutungen.
Des Weiteren pflegte Lindbergh sexuelle Beziehungen zu Brigitte Hesshaimers Schwester Marietta, aus der Beziehung gingen die Kinder Vago (1962) und Christoph (1966) hervor, mit seiner Privatsekretärin Valeska hatte er einen Sohn (1959) und eine Tochter (1961).
Ursprünglich schrieb ich diese Seiten nur für mich selbst. Ich wollte meinen eigenen Lebensstil, meinen persönlichen Lebensrhythmus zwischen meiner Arbeit und meinen menschlichen Beziehungen überdenken. Und da ich am leichtesten mit dem Bleistift in der Hand denke, ergab sich das Schreiben von selbst. Als sich meine Gedanken zum ersten Mal auf dem Papier ordneten, glaubte ich, meine Erfahrungen seien sehr verschieden von denen anderer Menschen. (Erliegen wir alle dieser Täuschung?) Ich genoß in meinem Leben in gewisser Hinsicht mehr Freiheit, als den meisten Menschen zuteil ist, in anderer Hinsicht war ich wesentlich beengter.
Außerdem, so glaubte ich, suchen nicht alle Frauen nach einem Lebensstil, noch haben sie das Bedürfnis nach einer ungestörten besinnlichen Ecke. Viele Frauen finden sich mit ihrem Leben sehr wohl ab. Sie werden erstaunlich gut damit fertig. Äußerlich gesehen schien mir, als meisterten sie es viel besser als ich. Mit Neid und Bewunderung betrachtete ich die glasglatte Vollkommenheit ihrer im ungestörten Pendelschlag schwingenden Tage. Vielleicht hatten sie keine Probleme oder sie hatten schon längst eine Antwort darauf gefunden. Nein, dachte ich schließlich, diese Überlegungen können nur für mich selbst von Wert und Interesse sein. […]
In der Einsamkeit einer Meeresküste findet Anne Morrow Lindbergh für eine kurze Ferienspanne die Muße zum Umgang mit sich selbst. Muscheln, von den Wogen des Meeres an Land geschwemmt, werden ihr zu Symbolen unserer oft verwirrenden, oft schwierigen Existenz. Die kleinen, zarten Gebilde des Meeres, der Reichtum ihrer Formen führen sie zu einer reifen Lebenssicht: Im Abstand von Zeit und Welt, im Umgang mit Wasser, Strand und Wind offenbaren sich Anne Morrow Lindbergh die beständigen Werte des Seins. Geduld zu üben, die Dinge wachsen zu lassen, im Auf und Ab gleichermaßen den verborgenen Sinn zu spüren, das ist das Geschenk, das die See dem gibt, der bereit ist, sein Ich vor der Unruhe unserer Zeit zu bewahren.
Das Buch erschien 1955, der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet: Gift from the Sea