Amazon.de launcht Trade-In: gebrauchte Bücher gegen Gutscheine statt Bargeld

Seit dem 16.08.2011 stellt Amazon.de Kunden ein neues Geschäftsmodell zur Verfügung. „Trade-In“ heißt die neue Plattform, auf der gebrauchte Bücher verkauft werden können. Im Gegenzug erhalten Buchverkäufer statt Bargeld Amazon-Gutscheine, die nicht nur für neue Bücher, sondern für Produkte aus derzeit 25 Produktkategorien gültig sind. Die Handhabung ist denkbar einfach:

  • Kunden können sich unter www.amazon.de/trade-in über den Tauschwert des jeweiligen Buches informieren und anschließend ein vorfrankiertes Versandetikett ausdrucken, mit dem sie die Bücher kostenfrei einsenden können.
  • Nach Erhalt wird der Zustand der Bücher geprüft und dem Kunden anschließend der vereinbarte Wert gutgeschrieben.
  • Der Wert des Gutscheins wird automatisch auf das Gutscheinkonto des Kunden übertragen. Voraussetzung dafür ist, dass ein Buch die Qualitätskriterien erfüllt – beispielsweise unbeschädigt ist, nur wenige Gebrauchsspuren aufweist und keine persönlichen Anmerkungen enthält.
  • Wird ein Buch bei der Prüfung aufgrund seines Zustands nicht als „gut erhalten†œ eingestuft, können Kunden sich entscheiden, ob die Bücher an sie zurückgeschickt werden sollen oder ob Amazon die Bücher für den Kunden entsorgen soll.
  • Der Eintausch-Preis für ein gebrauchtes Buch orientiert sich am Neupreis eines Buches sowie an der aktuellen Kundennachfrage.

Aktuell führt Jussi Adler-Olsens Thriller „Schändung“ die Liste der „Trade-In Topseller“ an. Neu kostet das Taschenbuch 14,90 Euro. Verkäufer, die ihre gut erhaltene Ausgabe über „Trade-In“  anbieten, erhalten einen Gutschein in Höhe von 4,90 Euro.  Auf dem Amazon MarketPlace bieten derzeit 18 Kunden ihre Ausgaben gebraucht zum Verkauf.

Der preiswerteste Anbieter verlangt 10,50 Euro plus 3 Euro Versandkosten. Warum sollte dieser Anbieter nun seine Ausgabe statt für Bargeld für einen Gutschein hergeben, der zudem mehr als 5 Euro unter dem Preis liegt, den er auf dem MarketPlace erzielen kann? Die Vorteile beim Verkauf über „Trade-In“ liegen darin, dass der Verkäufer, vorausgesetzt das Buch wird von Amazon akzeptiert, relativ schnell über den angebotenen Betrag verfügen kann. Mit dem Ausdruck des Versandetiketts und dem Verschicken des Buches ist der Vorgang abgeschlossen.

Auf dem MarketPlace hat man wesentlich mehr Arbeit mit dem Verkauf gebrauchter Bücher und zahlt in der Regel 0,99 Euro Gebühren. Abgesehen davon weiß man nie genau, ob und wann das angebotene Buch gekauft wird. Dennoch erscheint es völlig unrentabel, einen Bestseller wie „Schändung“ über „Trade-In“ anzubieten und auf 50% des Gewinns zu verzichten.

Für wie viel Geld Amazon nun die zurückerworbenen, gebrauchten Bücher neu anbietet, ist nicht bekannt. Ebenfalls ist nicht erkennbar, wie Amazon sie wieder zum Verkauf anbietet. Weiterhin bleibt abzuwarten, ob Amazon den MarketPlace nicht vielleicht ganz abschafft und das Geschäft mit den gebrauchten Büchern alleine betreibt. Der Vorteil für Amazon liegt klar auf der Hand. Der Onlinehändler bindet die Verkäufer über „Trade-In“ und generiert über die Gutscheine auf jeden Fall neue Umsätze.

Welche Auswirkungen das auf den Buchmarkt hat, ist noch gar nicht abzusehen.