Die Braut von Assisi von Brigitte Riebe [Rezension]

Fast 30 Jahre nach dem Tod des Heiligen Franziskus von Assisi macht sich der deutsche Ordensbruder Leo anno 1253 auf den langen Weg über die Alpen nach Asissi. Seit frühester Jugend ist der Edelmann Leonhart von Falkenstein ein getreuer Jünger der franziskanischen Ordensgemeinschaft.  Die Zeit drängt. Madre Chiara, einst engste Vertraute von Franziskus, liegt im Sterben. Seit Jahren strebt Chiara die Anerkennung einer von ihr verfassten Ordensregel, die das Recht auf vollkommene Armut fordert, an. Bislang hat die katholische Kirche keiner Frau so ein Privileg gewährt. Innozenz IV ist mittlerweile der dritte Papst, der sich um das Anliegen kümmern muss. Als Visitator soll Bruder Leo vor Ort in dem Kloster San Damiano in Assisi, in dem Madre Chiara als Äbtissin mit einigen Schwestern lebt, letztmalig prüfen, ob die Ordensregel anerkannt werden kann. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Bereits unterwegs überfallen ihn immer mehr Zweifel. Wie soll er seine Mission, mit der ihn Johannes von Parma beauftragt hat, in der entfernten fremdsprachigen Provinz erfüllen, denn Leo spricht kaum ein Wort Italienisch. Im Kloster San Damiano angekommen, erfährt er, dass wenige Tage zuvor Suor Magdalena gestorben ist. Ein Blick auf die Leiche lässt Leo sofort erkennen, dass sie gewaltsam zu Tode kam. Er will der Sache auf den Grund gehen, doch die Schwestern begegnen ihm mit Argwohn. Die Erkenntnis, dass sie in dieser Männerdomäne allenfalls geduldet sind, hat sie misstrauisch gemacht. Auch Leo ist misstrauisch geworden, da er spürt, dass die Frauen etwas vor ihm verbergen.

Bei der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Lucarelli findet Leo Unterkunft in Assisi. Ilaria, einzige überlebende Tochter der Familie Lucarelli und Stella, das Findelkind, das man barmherzig als Neugeborenes aufgenommen hat, freuen sich über den neuen Gast an ihrem Tisch.  Die beiden Schwestern sind unterschiedlich wie Tag und Nacht. Ilaria ist groß und blond mit strahlenden, schalkhaften blauen Augen, die dunkelhaarige Stella ist anmutig und eher nachdenklich. Sternenkind, nennt Ilaria Stella seit Kindheitstagen. Die beiden Schwestern verbindet eine zärtliche Liebe zu einander. Eine Doppelhochzeit steht kurz bevor. Ilaria ist mit Federico della Rocca verlobt und Stella mit Federicos Vetter Carlo, der wie Federico zu den begehrtesten Junggesellen in Assisi zählt. Überrascht stellt Leo fest, dass Stella ihn versteht. Ihre Amme kam aus Deutschland und hat sie mit der Sprache vertraut gemacht. Sie bietet ihm an, für ihn als Dolmetscherin zur Verfügung zu stehen. Doch Stella verwirrt ihn zunehmend und weckt in ihm Gefühle, die er längst überwunden geglaubt zu haben. Sie riecht nach Sommer. Ganz leicht nach Salz. Nach Frau, so warm und verlockend.

Ein Hinweis führt Bruder Leo in die Einsiedelei Eremo delle Carceri, ein Ort an dem Franziskus verweilt hatte hoch oben auf dem Monte Subasio, knapp zwei Stunden von Assisi entfernt. Hier lebt noch immer ein Mönch, der zu den Vertrauten von Franziskus gehörte. Leo hofft, von ihm mehr über Suor Magdalena zu erfahren. Doch alsbald findet er ihn grausam ermordet vor. Ein Pfeil durchbohrt seine Hand und Stück Papier, ein Teil eines Briefes…

Die Münchner Schriftstellerin Brigitte Riebe hat mit „Die Braut von Assisi“ einen extrem packenden Roman geschrieben und gleichzeitig ihr fachkundiges Wissen über das Leben und Wirken von Franz von Assisi und Klara von Assisi verarbeitet. Sprachgewaltig lässt sie die Figuren wieder auferstehen und gewährt ihnen menschlichere Züge als so manche Biografie es heute vermag. Gleichzeitig verlockt der Roman den Spuren des Ï„ zu folgen. Francesco hat das Symbol für den Franziskanerorden gewählt und man findet es noch heute überall in der landschaftlichen Schönheit Umbriens.
Man hat Francesco oftmals den Spielmann Gottes genannt, aber das war nur eine Seite seines Wesens. Sein Wort brannte wie Feuer.. ich habe niemals einen besseren Prediger gehört. Die Menschen hingen an seinen Lippen, sogar die Vögel vergaßen davonzufliegen, so sehr beherrschte er diese Kunst. Der poverello wollte seine Kraft und Lebensfreude niemals einteilen oder aufsparen, sondern alles geben.“ Man kommt nicht umhin, Brigitte Riebe ähnliche Absichten zu unterstellen. 😉

Die Braut von Assisi“ umfasst 496 Seiten und ist am 21.02.2011 im Diana Verlag erschienen.

Der Lesekreis bedankt sich beim Diana Verlag, hier findet sich auch eine Leseprobe,  für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Kurzbeschreibung
Von einem, der auszog, Gott zu finden, und so der Liebe begegnete
Assisi Anfang des 13. Jahrhunderts. Er speist mit den Armen und gibt den Tieren eine eigene Stimme: Franz von Assisi. In der Äbtissin Klara findet er seine treueste Anhängerin und Weggefährtin. Sie bleiben einander zeitlebens zugewandt und predigen bedingungslose Liebe. Doch die Legende verschweigt, was Klara und Franziskus wirklich verband.
Assisi 1253: Die Äbtissin Klara liegt bereits im Sterben, als der ungeklärte Tod der Nonne Magdalena das Kloster Damiano erschüttert. Mit letzter Kraft versucht Klara, den mit der Aufklärung des Falls beauftragten Bruder Leo davon zu überzeugen, dass es sich um einen Unfall handelt. Doch Leo glaubt ihr nicht. Immer lauter werden die Gerüchte, dass Klara und Franz von Assisi mehr verband als die bedingungslose heilige Liebe zu Gott. Und dass Magdalena davon Kenntnis hatte. Als auch Franz von Assisis engste Vertraute auf entsetzliche Weise ums Leben kommen, muss Bruder Leo handeln, bevor noch mehr Blut fließt …
Ein faszinierendes Geheimnis um Franz von Assisi und die heilige Klara.
Die Autorin beschreibt mit den Schauplätzen Umbrien und Assisi ein beliebtes Ziel für zahlreiche Pilgerreisende, die auf den Spuren des wohl bekanntesten katholischen Heiligen wandeln.

Über die Autorin
Brigitte Riebe, 1953 geboren, ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen „Pforten der Nacht†, „Schwarze Frau vom Nil† sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane „Straße der Sterne† und „Die sieben Monde des Jakobus†. Zuletzt erschien bei Diana „Die Prophetin vom Rhein“ ein Roman über die Geschichte der Hildegard von Bingen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.