Leidenschaftliche Krimi-Textzucht aus Köln: Mortus in Colonia

Mortus in Colonia von Jan-Eike Hornauer (Hrsg.)

Mortus in ColoniaKöln: ebenso ehrwürdig wie rauschhaft, weltbekannt für Dom und Karneval, bedeutend schon im Mittelalter und jetzt noch immer.
Der Herausgeber Jan-Eike Hornauer, der sich als „leidenschaftlicher Textzüchter“ bezeichnet, hat 19 Autoren um sich versammelt, die in 24 Geschichten die dunklen Ecken dieser traditionsreichen Großstadt beleuchten. Er selbst trägt zwei Geschichten bei.

So unterschiedlich die Gesichter der Stadt am Rhein sind, so verschieden sind auch die Autoren, deren Kurzgeschichten sich in diesem Band finden.

Mit Beiträgen von:

Stephan Everling, der mit dem prallen Leben in Köln durch seine Arbeit bei der „Rosa Sitzung“  bestens vertraut ist und auch †“ zusammen mit Maf Räderscheidt †“ bereits Erfolge mit einem Köln-Krimi gefeiert hat.

Myriane Angelowski, 1963 in Köln geboren, früher Referentin für Gewaltfragen bei der Stadt Köln. Bevor sie 2007 mit ihrem Lokalkrimi „Gegen die Zeit“ debütierte, hatte sie bereits zahlreiche Kurzgeschichten geschrieben, die auch †“ wie ihr Beitrag in „Mortus in Colonia†œ †“ stets Bezug zur historischen Geschichte der Stadt Köln hatten. Weitere Kölnkrimis haben sie bereits einem breiten Publikum vertraut gemacht.

Charlotte Engmann, 1971 in Neuss geboren, Wahlkölnerin, Studium der Anglistik, Germanistik und Geschichte, ausgebildete Verlagskauffrau. Anfang der neunziger Jahre schrieb sie in der Domstadt ihre ersten Kurzgeschichten. Meistens spielen ihre Stories in den Gefilden der Abenteuer-Fantasy und manchmal sogar auf fremden Planeten. In „Mortus in Colonia“ nun beweist sie, dass sie auch hervorragend das Dunkle des mittelalterlichen Kölns zum Leben zu erwecken vermag.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, lebt und arbeitet seit ihrem Studium in Köln. Sie verfasst Kurzgeschichten, Krimis und Drehbücher †“ und hat eigentlich immer einen Bezug zu ihrer geliebten Domstadt in ihren Texten.

Brigitte Pons, geboren 1967 in Groß-Gerau, Ausbildung zur Bankkauffrau, wohnt im hessischen Mörfelden-Walldorf, Köln-Fan. Seit 2007 sorgt sie mit ihren Kurzgeschichten für Furore.

Heinrich Beindorf, 1956 am Niederrhein geboren, im Hauptberuf Übersetzer. Seine belletristischen Arbeiten (Kurzprosa und Lyrik) wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Alle Autoren zeigen ihre jeweils ganz eigene Sicht auf Köln. Sie führen ihre Leser zu den Toten und Todgeweihten. Sie lassen die Zeiten der wütenden Pest, der Jerusalemfahrten und der mächtigen Kirchen wieder auferstehen, blicken in die seelischen Abgründe des GEZ-Leiters, des Kommissars, der 1. FC Köln-Fan ist, und des von seiner Frau genervten Pensionärs. Sie zeigen, wie mörderisch Plakat-Werbung für Kölsch sein kann und dass es Dyrnenmorde wahrlich schon vor Jack the Ripper gegeben hat. Und sie führen die Zeiten zusammen, bringen den fürchterlichen Weckschnapp in die Gegenwart, Superman zu einem altrömischen Feldjäger und den Mord ins Museum. Ihre Geschichten sind voller Leidenschaft, Lust und Not †“ und immer wieder auch voll skurrilen Humors.

Die vorliegende Kurzkrimi-Sammlung mit 24 Geschichten von 19 Autoren wird laut dem Wellhöfer Verlag in den nächsten Monaten durch zahlreiche Lesungen und Veranstaltungen begleitet und bekannt gemacht.

So findet die Buchpremiere von „Mortus in Colonia“ am Samstag, den 17.10. von 15 bis 17 Uhr, in der Buchhandlung Thalia in den Köln Arcaden, Kalker Hauptstraße 55, 51103 Köln statt. Aus diesem Anlass stehen die Autoren zum Gespräch bereit.

Die broschierte Ausgabe umfasst 220 Seiten und ist  Wellhöfer Verlag am 30. September 2009 erschienen. Mortus in Colonia ist für 12,80 Euro im Buchhandel erhältlich.

LitCologne: Die Lust an sich – Onanie oh la la!

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Bei der Veranstaltung der LitCologne am 14.03. im Kölner Theater am Tanzbrunnen beschränkte sich die Lust an sich zunächst darauf, Hannelore Hoger und Richy Müller auf der Bühne zu erleben. Wahrscheinlich wusste niemand im Publikum der ausverkauften Veranstaltung so genau, was ihn erwarten würde. Es war zumindest keine Lesung im herkömmlichen Sinne, aber ein Event der besonderen Art.

Andreas Platthaus, Feuilleton-Redakteur der FAZ, führte souverän durch den Abend und spielte den ernsthaften Moralisten, wenn er Hannelore Hoger und Richy Müller abwechselnd aufforderte Texte zum Thema Onanie zum Besten zu geben.
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Die historische Reise begann mit Diogenes und endete mit John Harvey Kellogg (Kellogs-Frühstücksflocken), der noch im 20. Jahrhundert gegen das Übel der Masturbation folgendes empfahl:

„Ein Mittel gegen Masturbation, welches bei kleinen Jungen fast immer erfolgreich ist, ist die Beschneidung. Die Operation sollte von einem Arzt ohne Betäubung durchgeführt werden, weil der kurze Schmerz einen heilsamen Effekt hat, besonders, wenn er mit Gedanken an Strafe in Verbindung gebracht wird. Bei Mädchen ist die Behandlung der Klitoris mit unverdünnter Karbolsäure hervorragend geeignet, die unnatürliche Erregung zu mindern.“

Auch wenn bei derartigen Passagen so manches Mal das Lachen im Halse stecken blieb, überwog eindeutig der Humor wegen der Absurdität dieses Feldzugs unserer Vorfahren im 18. und 19. Jahrhundert gegen die Masturbation. Die römisch-katholische Kirche betrachtete sie als Sünde, Wissenschaftler machten sie für Gehirnerweichung, Rückenmarksschwund, Krebs, Wahnsinn oder Lepra verantwortlich.

Christian Gotthilf Salzmann (1744 †“ 1811), Leiter des Philanthropinums in Schnepfenthal, erstellte eine Liste mit

acht Signalen, die ein Leben retten können:

1. Die ehemals gesunde Gesichtsfarbe wird leichenblass.
2. Die Muskeln werden schlaff.
3. Die Haut um die Augen färbt sich auffallend braunrot bis schwärzlich, die Augen selbst wirken eingesunken, blicken trüb und scheu.
4. Die Lippen wirken blutleer und fahl.
5. Alle Bewegungen des Gesichts geschehen mühsam.
6. Der Betroffene ist leicht reizbar, neigt zu übler Laune und Zorn, nimmt leichter als gewöhnlich übel.
7. Im Schlaf wird man, besonders an den betreffenden Teilen, auch manches wahrnehmen können, vor allem des Morgens.
8. Auch das allzuhäufige Urinlassen ist verdächtig, so wie das Verunreinigen des Bettes damit.

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Es war ein sehr interessanter, kurzweiliger und humorvoller Abend dank der brillanten Hannelore Hoger, dem charmanten Richy Müller und dem großartigen Andreas Platthaus. Und natürlich war es ein zutiefst menschlicher Abend, abgerundet durch die Schlussworte von Hannelore Hoger:

Lieben Sie sich selbst! 😉