Stalins Kühe: Lesung mit Sofi Oksanen im Literaturhaus München am 09.10.2012

Am Dienstag, den 9. Oktober 2012, stellt Sofi Oksanen ihren Roman Stalins Kühe im Literaturhaus München vor. Stalins Kühe (Originaltitel: Stalinin lehmät, 2003) ist der Debütroman der 35-jährigen finnischen Autorin, der im August 2012 in der deutschsprachigen Übersetzung von Angela Plöger bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.

Mit ihrem Roman Fegefeuer (Originaltitel: Puhdistus, 2008) gelang Sofi Oksanen der internationale Durchbruch. Er wurde bislang in 38 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.

Wie Fegefeuer spielt auch Oksanens Debüt Stalins Kühe in Estland in den Zeiten der sowjetischen Besatzung und handelt von Immigranten und von Essstörungen. Es ist ein finnisch-estnischer Bildungsroman, der die Realität der nordischen Gleichberechtigung in Frage stellt.

Die Lesung im Literaturhaus München findet in deutscher und finnischer Sprache statt. Die Moderation übernimmt Katharina Granzin, als Dolmetscherin fungiert Katri Wessel. Die deutschen Texte liest Anna Thalbach.

Kurzbeschreibung
Ein furioser Roman über ein in der Literatur nicht beachtetes Thema
Anna hat alles im Griff. Sie dient einer „Herrin“, der Bulimie, denn es gibt nichts Wichtigeres für sie, als einen vollkommenen Körper zu besitzen und unangreifbar zu sein.Annas Eltern trennen sich, als ihre Mutter Katariina herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt. Sie, die Estin, verleugnet ihre Herkunft, weil sie weiß, welch schlechtes Ansehen Estinnen in Finnland haben sie gelten als russische Huren, die es geschafft haben, durch Heirat nach Finnland zu entkommen. Aus Angst, dass ihrer Tochter die gleiche Verachtung zuteil wird wie ihr, darf diese die Sprache nicht lernen und keinem sagen, woher die Mutter stammt. Dabei fahren die beiden regelmäßig nach Estland, um die Familie zu unterstützen, die das Grauen der sowjetischen Arbeitslager kennenlernte und unter den Bespitzelungen und Erpressungen durch enge Vertraute litt. Während Anna um ihr Gewicht kämpft und lernen muss, dass sie wirklich krank ist und die anorektische Bulimie sie umbringen kann, erfährt der Leser die Hintergründe der Familiengeschichte, Ursache für Annas Leiden, die bis in die Zeit der Besetzung Estlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurückreicht.In brillanter Sprache, mit genauer Kenntnis der historischen Hintergründe und einer meisterhaften Komposition beweist Sofi Oksanen erneut, warum ihre Romane weltweit gefeiert werden.

Veranstalter: Kiepenheuer & Witsch, Stiftung Literaturhaus in Kooperation mit dem Finnland-Institut in Deutschland, Berlin

Eintritt: Euro 10.- / 8.-
Beginn: 20 Uhr

Richard Ford stellt am 08.10.2012 „Kanada“ im Literaturhaus München vor

Am Montag, den 8. Oktober 2012, ist der US-amerikanischer Schriftsteller Richard Ford zu Gast im Literaturhaus München und stellt seinen neuen Roman „Kanada“ in einer Lesung vor. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt und wird von Frank Heibert moderiert. Die deutschen Texte liest Christian Brückner.

Kurzbeschreibung
Illegaler Handel, ein Banküberfall, drei Morde – um nicht weniger geht es in Richard Fords sprach- und bildgewaltigem neuem Roman. Dells Eltern sind nach einem gescheiterten Banküberfall in Montana festgenommen worden; er selbst ist zu seinem Schutz nach Kanada gebracht worden. Nun trifft er dort in einem einsamen Städtchen auf eine merkwürdige Schar. Bei Arthur Remlinger kann er unterschlüpfen – doch der Besitzer eines heruntergekommenen Jagdhotels erweist sich als ein Mann mit dunkler Vergangenheit. Inmitten der überwältigenden Landschaft von Saskatchewan entfaltet sich die Geschichte einer schmerzvollen Passage in die Welt der Erwachsenen, wo es keine Unschuldigen geben kann.

Richard Ford wurde 1944 in Jackson, Mississippi, geboren und lebt heute in Maine. Er hat sieben Romane sowie Novellen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht. 1996 erhielt er für Unabhängigkeitstag den Pulitzer Preis.

Veranstalter: Hanser Berlin, Stiftung Literaturhaus. Mit freundlicher Unterstützung durch das US-Generalkonsulat in München.

Eintritt: Euro 12.- / 8.-

Jürgen Dehmers erhält Geschwister-Scholl-Preis 2012 für Buch über die Odenwaldschule

Die Landeshauptstadt München und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels †“ Landesverband Bayern vergeben seit 1980 den mit 10.000 Euro dotierten Geschwister-Scholl-Preis. Ausgezeichnet wird jährlich ein Buch, „das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, bürgerliche Freiheit, moralischen, intellektuellen und ästhetischen Mut zu fördern und dem gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.†œ

Der Geschwister-Scholl-Preis 2012 wird an Jürgen Dehmers für sein Buch „Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch“ verliehen.

Jürgen Dehmers (Pseudonym) schildert in seinem Bericht was ihm und anderen Schüler angetan wurde, er beschreibt auch die Folgen einer Traumatisierung durch sexuellen Missbrauch †“ Gefühle der Ohnmacht, Angst, Wut, Ekel, Störungen der Persönlichkeitsentwicklung, bis hin zu Suchtkrankheiten und Suizidgefahr. Opfer sexueller Gewalt äußern sich selten öffentlich. Dies machen sich Täter zu nutze. Dass Jürgen Dehmers es gewagt hat, das Schweigen zu durchbrechen und zu benennen, was geschah, würdigt die Jury des Geschwister-Scholl-Preises als ein seltenes Beispiel von Mut.

Dehmers Buch beschreibt die Vorgänge an der Odenwaldschule als ein kriminelles weit verzweigtes System mit Tätern und Mitwissern, von Macht und Gewalt. Er deckt die Mechanismen auf von Vertuschung, Verschweigen, Abhängigkeit, Bedrohung, die einen fortgesetzten Missbrauch erst möglich machen. Auch darin liegt eine große Leistung dieses Buches: dass es hinweist auf das Versagen von Zivilgesellschaft und Rechtsstaat, von Bürgern, Pädagogen, bis hin zu Presse und Justiz, die darin scheitern, die Unversehrtheit von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen, wie es die UN-Charta für die Rechte der Kinder verlangt†œ, heißt es in der Begründung der Jury.

Dieses Buch ist ein notwendiger Appell, an Einzelne sowie an die Institutionen unserer Gesellschaft, solchen Missbrauch zu unterbinden sowie geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die es erlauben, den Opfern zu helfen, die Täter zu stellen und zu bestrafen. Es fordert dazu auf, Zivilcourage zu zeigen sowie Verantwortung zu übernehmen und ist damit geeignet, dem Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben.

Der Geschwister-Scholl-Preis wird im Rahmen des Literaturfests München am 26. November vergeben.
Eine öffentliche Veranstaltung mit Jürgen Dehmers ist am 27. November 2012 auf der Münchner Bücherschau geplant.

Kurzbeschreibung
Der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule hat die deutsche Öffentlichkeit in Atem gehalten. Dass ausgerechnet in einer pädagogischen Modellschule sexuelle Übergriffe stattgefunden haben, schockierte die Menschen − und viele wollten die schreckliche Wahrheit zuerst nicht glauben, weil die Ereignisse ihre Vorstellungskraft überstiegen. Dazu sagt Jürgen Dehmers: «Hört auf, euch etwas vorzustellen, hört uns endlich zu!»

Mittlerweile ist bekannt, dass über hundert Schüler Opfer des Missbrauchs wurden und mehr als ein Dutzend Lehrer und Erzieher zu den Tätern gehören.

Mit Jürgen Dehmers berichtet der Initiator der Aufklärung persönlich von den Vorfällen. Dehmers gelang es bereits als jungem Mann, trotz massiver Traumatisierungen und ideologischer Gehirnwäsche ein Leben nach der Odenwaldschule zu finden und Distanz zwischen sich und den schrecklichen Erlebnissen zu schaffen.

Das Buch demaskiert die Täter und ihre Helfer, die schutzbefohlenen Kindern unheilbare Verletzungen zugefügt haben. Darüber hinaus gelingt es dem Autor, das «System Odenwaldschule» zu beleuchten und dem Leser die Hintergrundinformationen zu liefern, wie es dazu kommen konnte, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern zum Alltag einer hochgelobten Reformschule gehörte, in der die Schule alles war und das einzelne Kind nichts.

Ein Aufklärungskrimi, der spannend bleibt bis zum Schluss, obwohl die Täter ab der ersten Seite bekannt sind.

Über den Autor
Jürgen Dehmers ist das Alter Ego eines Autors, der als Schüler in den 80er Jahren die Odenwaldschule besuchte, dort eines der Opfer des Schulleiters Gerold Becker wurde und seit über einem Jahrzehnt Täter, Mitwisser, Schweiger und Vertuscher mit ihren Verbrechen konfrontiert. Jürgen Dehmers nutzt die Medien zur Anklage der Verantwortlichen, da durch das deutsche Rechtssystem wegen unzureichender Verjährungsfristen keine juristische Gerechtigkeit mehr geschaffen werden kann. Im Jahr 2010 gelang ihm die weitreichende Vernetzung der Betroffenen, und er wurde endlich von einer breiten Öffentlichkeit gehört.

Quelle: Geschwister-Scholl-Preis

NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o im Literaturhaus München

Aufgrund des großes Interesses begann die Veranstaltung im Literaturhaus München am 14. September 2012 mit ein wenig Verspätung. Während das Literaturhausteam fleißig zusätzliche Stühle im Saal platzierte, standen die Besucher an der Kasse noch in einer Schlange, die bis ins Treppenhaus reichte. Kein Wunder, denn das Münchner Literaturhaus eröffnete das Herbstprogramm mit einem Paukenschlag. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o, der 74-jährige kenianische Schriftsteller und Literaturnobelpreisanwärter, war angekündigt.

Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler moderierte die Veranstaltung. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o erzählte von seiner Kindheit, den vier Frauen seines Vaters, den 24 Geschwistern und wie er, der bis zu seinem 9. Lebensjahr barfuß gelaufen war, auf Drängen und mit Unterstützung seiner Mutter die Schule als Jahrgangsbester absolviert hatte und somit ein Stipendium der Makerere-Universität in Uganda und der University of Leeds in Großbritannien erlangte. Während seiner Schulzeit lernte er in seinem noch unter britischer Kolonialherrschaft stehenden Landes die Ungerechtigkeit der 2-Klassen-Gesellschaft kennen.

In englischer Sprache veröffentlichte er 1964 seinen ersten Roman Weep Not, Child. Seit 1978 übersetzt und publiziert er seine Werke, die er in seiner Muttersprache Kikuyu (Eigenbezeichnung: GÄ©kŠ©yŠ©) verfasst, ins Englische. Ende der 70er Jahre wurde Thiong†™o ohne Prozess unter der Herrschaft der Regierung von Daniel arap Moi inhaftiert.

Sein neuer Roman Herr der Krähen, der im Juni 2011 im A1 Verlag erschienen ist, ist eine lebendige, ausdrucksstarke Satire über den Prototyp des afrikanischen Despoten, die mit tiefgründigem Humor die Lebensbedingungen in einer zunehmend globalisierten Welt thematisiert, heißt es in der Kurzbeschreibung des Verlags. Die Textpassagen, die Knut Cordsen vom Bayerischen Rundfunk vorlas, bestätigten vor allem den tiefgründigen Humor. Der Büchertisch der Münchner Buchhandlung Lentner war nach der Veranstaltung fast komplett leer, vielleicht auch deshalb, weil Sigrid Löffler diesen Roman als das wichtigste afrikanische Buch des 21. Jahrhunderts bezeichnet hatte. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o nahm sich im Anschluss viel Zeit und signierte geduldig die vielen, vielen Exemplare, die ihm vorgelegt wurden.

NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o mit seinen Söhnen Björn u. Thiong´o

Währenddessen nahmen zwei seiner Söhne, die ihn zu der Lesung begleitet hatten, hinter ihm auf der Bühne Platz. Björn, links im Bild, lebt in Schweden und arbeitet als Journalist und auch sein 17-jähriger Sohn Thiong†™o, rechts im Bild, will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Zwei weitere Kinder, eine Tochter, die in Finnland lebt und ein Sohn, der gerade an der Universität in Kampala einen Abschluss in Deutsch gemacht hat, schreiben ebenfalls.

Ngugi wa Thiong†˜o am 14.09.2012 zu Gast im Literaturhaus München [Lesung]

Der kenianische Schriftsteller und Kulturwissenschaftler Ngugi wa Thiong†˜o kommt nach München. Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller Ostafrikas und als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur. Am 14. September 2012 stellt er im Literaturhaus am Salvatorplatz seinen im August 2011 erschienenen Roman Herr der Krähen vor. Die Lesung findet in deutscher und englischer Sprache statt und von Sigrid Löffler moderiert. Die deutschen Texte liest Knut Cordsen vom Bayerischen Rundfunk.

Kurzbeschreibung
Ausgangspunkt dieses geistreichen satirischen Romans ist das gigantische Bauvorhaben Marching to Heaven, ein moderner Turmbau zu Babel, das dem despotischen Herrscher der fiktiven Freien Republik Aburiria Weltgeltung verschaffen und ein monumentales Denkmal setzen soll.

Der Herrscher ist umgeben von persönlichen Beratern, allen voran den Ministern Machokali und Sikiokuu, die ständig darum bemüht sind, dem gottgleichen Herrscher ihre Ergebenheit zu beweisen und sich eine vorteilhafte Position zu sichern. Das Bauprojekt Marching to Heaven jedoch kann nur mit einem Kredit der Global Bank in New York realisiert werden.

Als Titus Tajirika zum ersten Vorsitzenden des Baukomitees für Marching to Heaven ernannt wird, bilden sich vor dessen Büro zwei endlose Warteschlangen. Eine aus denjenigen, die auch ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen (indem sie Umschläge voller Bargeld zurücklassen), und eine, die sich aus den zahllosen Arbeitslosen des Landes speist. Diese Menschenschlangen entwickeln sich bald zu einer landesweiten Epidemie.

Während der Herrscher und sein Außenminister Machokali in die USA reisen, um positiv auf die Vertreter der Global Bank einzuwirken, gerät Tajirika ins Blickfeld von Staatsminister Sikiokuu. Die Delegation in New York hingegen sieht sich einer plötzlich auftretenden, rätselhaften Krankheit des Herrschers gegenüber. Hoffnung verspricht allein der unfreiwillig zu Ruhm und Ansehen aufgestiegene Herr der Krähen, ein Zauberer, Heiler und Wahrsager…

„Herr der Krähen“ ist eine lebendige, ausdrucksstarke Satire über den Prototyp des afrikanischen Despoten, die mit tiefgründigem Humor die Lebensbedingungen in einer zunehmend globalisierten Welt thematisiert. Ngugi wa Thiong o gelingt mit diesem Roman eine umfassende Parabel auf die sozialen, politischen und kulturellen Verhältnisse auf dem afrikanischen Kontinent und dessen Beziehung zum Westen.

Veranstalter: A1 Verlag, Stiftung Literaturhaus
Büchertisch: Buchhandlung Lentner
Eintritt: Euro 9.- / 7.-