Am 9. November 2012 vergab der Autorenkreis Historischer Roman Quo vadis zum vierten Mal den Sir Walter Scott-Preis für herausragende historische Romane.
Ausgezeichnet wurden drei historische Romane, die zwischen dem 1. Januar 2010 und dem 31. Dezember 2011 in deutscher Sprache erschienen sind. Die Gewinner erwartete ein Preisgeld von insgesamt 3.500Â Euro. Mit dem 1. Platz wird zusätzlich zum ersten Mal eine von Jean-Paul Raymond entworfene Glastrophäe vergeben.
Insgesamt hatten sich 162 Autoren um den Literaturpreis beworben. 50 Romane schafften es auf die Longlist, zehn davon auf die Shortlist.
Folgende Historische Romane wurden ausgezeichnet
Goldener Lorbeer: Selma Mahlknecht mit „Helena„
Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: September 2010 im Verlag Edition Raetia
Vergötterung, Flucht, Liebe, Entführung, Vergewaltigung. Bin ich noch Helena?, fragt sich die schöne Prinzessin aus Sparta, nachdem sie von Paris verschleppt und geschändet wurde. Schönheit verspricht in Mahlknechts Neuerzählung der griechischen Sage kein Glück. Um dem Werben der Freier zu entkommen, entflieht Helena mit Theseus nach Aphidnai. Doch nach diesem freiwilligen Akt muss sie sich Zwängen unterwerfen, die von Männern bestimmt werden: Von den Lakoniern wieder nach Hause geholt, wählt sie unter den Werbern Menelaos, den Prinzen von Mykene, weil eine Entscheidung getroffen werden muss. Während dessen Abwesenheit wird sie von Paris entführt, doch wie schon bei Euripides kommt Helena nie in Troja an, sondern landet, von Paris gegen Hilfsgüter an einen hohen Beamten verkauft, in Ägypten. Als Gesellschafterin der schönen Nofret, der jungen Gemahlin des Sethos, lebt sie als willenlose Gefangene einer fremden Welt fernab vom Toben des Krieges in Troja.
Silberner Lorbeer: Jürgen-Thomas Ernst mit „Anima„
Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: September 2010 im Braumüller Literaturverlag
Anselm Ender läuft, wie andere atmen. 1866 im westlichsten Kronland der Monarchie in triste Verhältnisse geboren, wacht der Vierjährige eines Nachts auf und rennt, von innerem Zwang getrieben, stundenlang durch taufeuchte Wiesen und Wege des Vorarlberger Riedlandes. Als Kind und junger Mann verdingt sich Anselm in einer Textilfabrik, als
Schweinehirte und Holzarbeiter. Jede dieser Stationen ist von Ausnutzung und Erniedrigung geprägt, und jede endet tragisch: mit Unglücksfällen, Krankheiten und Tod. Das Laufen bleibt dabei sein Fixpunkt, sein Halt. Als seine geliebte Mutter umkommt, beschließt er, sich selbst zu töten durch einen Dauerlauf, ohne Wasser zu trinken. Doch Anselm verfügt über ungeahnte Ausdauer, nur eine von mehreren ungewöhnlichen Fähigkeiten dieses sonst in jeder Hinsicht benachteiligten jungen Mannes
Dem Vorarlberger Newcomer Jürgen-Thomas Ernst gelingt ein ungewöhnlicher historischer Entwicklungsroman und eine fesselnd zu lesende Parabel um das Vorwärtskommen, das Ankommen und die Natur des Scheiterns.
Bronzener Lorbeer: Marc Buhl mit „Das Paradies des August Engelhardt„
Kurzbeschreibung
Erscheinungstermin: 22. Februar 2011 im Eichborn Verlag
Nein, so einen kann man nicht töten, sagen die Eingeborenen, als sie den seltsamen Bleichling die Palmenstämme herunterrutschen sehen. Der nackte Mann nährt seinen zerschundenen Körper ausschließlich von Kokosnüssen und hat sich am Strand eine schiefe Hütte aus Büchern gebaut. Niemand kann den ausgemergelten Glückssucher vertreiben, nicht der Pfarrer der kleinen Kolonie auf Deutsch-Neuguinea, nicht der Monsunregen, nicht die Myriaden Moskitos und nicht die Pfeile der Insulaner – denn August Engelhardt aus dem kalt-nebligen Nürnberg hat in der Südsee den Sinn des Lebens gefunden und seinen heiligen Gral und Jungbrunnen: die Kokosnuss. Marc Buhl erzählt die Geschichte des deutschen Sektengründers Engelhardt mit aller notwendigen erzählerischen Freiheit, um dem Wahn, der Größe, der begeisternden Verstiegenheit des aus der Zeit Gefallenen nachzuspüren. Er erkennt in dem wilhelminischen Frühhippie einen typisch deutschen Romantiker und macht zugleich erkennbar, warum die Zivilisationsmüdigkeit nicht erst seit der Flower-Power-Ära zum festen und immerzu faszinierenden Bestandteil der Geschichte des Westens gehört.
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Die Preisverleihung fand am 9. November 2012 im Rahmen einer festlichen Gala zum Auftakt der Historica 2012 in Billerbeck statt. Die Laudatio hielt die Journalistin und Histo-Couch-Redakteurin Rita Kohn dell†™Agnese.