Jury kürt „bestes eingewandertes Wort“
Der Tollpatsch aus Ungarn
Der Tollpatsch sei viele Kilometer gelaufen und habe Grenzen überwunden, so Eulberg in ihrem Vorschlag. Talpas nannte man ungarische Fußtruppen im 17. Jahrhundert. Breitfüßig und schwerfällig war dabei die Bedeutung des Spitznamens. Diese Begründung gab den Ausschlag für das Siegerwort der Hauptgewinnerin Barbara Eulberg aus Berlin.
Obwohl Fisimatenten und Tohuwabohu am häufigsten vorgeschlagen wurden, ist der aus dem Ungarischen stammende Tollpatsch zum besten eingewanderten Wort in Deutschland gekürt worden. Das ist das Ergebnis eines Wettbewerbs des Goethe-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sprachrat. Gemeinsam hatten sie den Wettbewerb ausgerufen, um die schönsten Wörter mit Migrationshintergrund hervorzuheben.
Das Wort bezeichnete im 17. und 18. Jahrhundert in den Formen Tobatz, Tolpatsch, Talpatsch, Dolpatsch, Dalpatsch zunächst, wie auch im Französischen talpache, einen ungarischen Fußsoldaten, einer gängigen Erklärung zufolge speziell darum, weil ungarische Infanteristen statt festen Schuhwerks breite mit Schnüren befestigte Sohlen getragen haben sollen. Im Österreichischen wurde das Wort dann zur Spottbezeichnung für einen Soldaten ungarischer oder slawischer Herkunft, der eine unverständliche Sprache spricht.
Durch volksetymologische Umdeutung, die das Wort mit ähnlich klingendem toll (verrückt), Tölpel (ungeschickter, dummer Mensch) oder Talp (Tölpel) und patschen (schwerfällig oder laut auftreten, aber auch laut zuschlagen, ohrfeigen, mit der Peitsche knallen, schwatzen) assoziierte, wurde das Wort in seiner Bedeutung verallgemeinernd erweitert zu der heute üblichen Bezeichnung für einen Menschen, der sich ungeschickt oder tölpelhaft verhält. In Verbindung damit wurde auch die ursprüngliche Pluralform Tolpatschen durch Tol(l)patsche abgelöst.
Auf den Plätzen zwei und drei folgen die deutsch-tamilische Verbindung Currywurst und der aus dem Griechischen entlehnte Engel. Gekürt wurden die Sieger im Rahmen des internationalen Goethe-Symposiums zu dem Thema „Nationalkultur“ im Berliner Bode-Museum. Zur Jury gehörten neben der früheren Goethe-Präsidentin Jutta Limbach auch Loriot, Anne Will und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse.
Quelle: Tagesschau