Der Bau von Santa Maria del Mar in Barcelona ist der Hintergrund für den Roman Die Kathedrale des Meeres von Ildefonso Falcones. Dieses Ende 2006 unter dem Original-Titel La Catedral del Mar erschienene Buch entwickelte sich in Spanien zum Bestseller und erschien im Dezember 2007 im Scherz Verlag auch auf Deutsch, es umfasst 656 Seiten.
Momentan ist Die Kathedrale des Meeres auch in sämtlichen deutschen Belletristik Bestenlisten vertreten, in den meisten sogar auf Platz eins. Was hat es mit diesem Verkaufswunder auf sich? Vielleicht liegt es daran, dass der Roman oftmals mit Ken Folletts „Säulen der Erde“ verglichen wird, auf der anderen Seite sind historische Romane im Moment scheinbar sehr gefragt.
Der spanische Autor Ildefonso Falcones arbeitete jeden Morgen eine Stunde lang an diesem Buch, anschließend ging der 47-Jährige seiner geregelten Arbeit als Anwalt nach. Fünf Jahre brauchte er für das Manuskript, dann legte er es einem literarischen Workshop vor, um Verbesserungsvorschläge bei der Überarbeitung zu berücksichtigen. Ein Verleger nach dem anderen lehnte das Konvolut ab, bis Falcones auf eine Agentin traf, die an ihn glaubte und den angesehenen Verlag Grijalbo Mondadori zur Publikation bewegte. Vier Monate später hatte sich das Buch eine halbe Million Mal verkauft, Falcones wurde zum Starautor.
„Ich habe mir Bücher über die Epoche besorgt und mich mit allen Aspekten beschäftigt, die für das Verständnis des Lebens der Menschen in jener Zeit wichtig waren: ihr Essen, ihre Kleidung, das Geschäftsleben, die Kriege, die Sklavenhaltung, das Judenviertel und die Inquisition. Ich habe versucht, sowohl den historischen Hintergrund als auch das Leben der Menschen in jener Epoche wahrheitsgetreu wiederzugeben. Dabei habe ich mich an den Chroniken Pedros III. orientiert, in dessen Regierungszeit ein Großteil der Handlung fällt. Alle historischen Ereignisse, von denen der Roman erzählt, entsprechen der Realität. Manche Dinge, die den Figuren des Romans widerfahren, haben sich tatsächlich mehr oder weniger so ereignet,“ berichtete der Autor in einem Interview mit dem S. Fischer Verlag.
Die Santa Maria del Mar steht im Distrikt La Ribera und wurde zwischen 1329 und 1383 erbaut, also zur Blütezeit von Kataloniens Vorherrschaft im Handel und zur See. Sie ist ein herausragendes Beispiel katalanischer Gotik, mit einer Reinheit und Einheitlichkeit des Stils, die für große mittelalterliche Gebäude sonst unüblich ist. Die Errichtung des heutigen Gebäudes wurde durch den Kanonikus Bernat Llull gefördert, der 1324 zum Erzdekan von Santa Maria ernannt wurde. Der Bau begann am 25. März 1329 mit der Grundsteinlegung durch König Alfons IV. wie durch eine Tafel auf Lateinisch und Katalanisch bezeugt wird, die an der Fassade zur Fossar de les Moreres angebracht wurde. Die verantwortlichen Architekten waren Berenger de Montagut, der das Gebäude entwarf, und Ramon Despuig. Während der Bauzeit waren alle Gilden des Ribera-Distrikts beteiligt. Die Wände, die Seitenkapellen und die Fassaden wurden im Jahre 1350 vollendet. 1379 zerstörte ein Feuer bedeutende Teile des Bauwerks. Schließlich wurde am 3. November 1383 der letzte Stein gesetzt und am 15. August die erste Messe gelesen.
Kurzbeschreibung
Das mittelalterliche Barcelona steht in höchster Blüte. Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kathedrale, wie sie das Land noch nicht gesehen hat. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er am eigenen Leib, welch schweres Los die Arbeit dort ist. Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen: Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.
Rezension
Irgendetwas stimmt nicht mit dem Buch, vielleicht liegt es zum Teil an der Übersetzung, aber ein Vergleich mit Ken Folletts „Säulen der Erde“ ist eindeutig übertrieben.
Falcones hat meiner Meinung nach mehr Wert auf die korrekte Darstellung historischer Ereignisse gelegt als darauf, seine Protagonisten überzeugend zu gestalten. Seine Charaktere sind häufig Klischee beladen und nicht sehr überzeugend ausgearbeitet. Die Sprache ist schlicht und unpoetisch, zuweilen holprig.
Dennoch merkt man dem Roman „Die Kathedrale des Meeres“ an, dass dieser mit viel Herzblut und einer großen Leidenschaft für Barcelona, seine Geschichte und seine Einwohner geschrieben wurde. So wird auch Barcelona und sein Volk zum heimlichen Helden der Geschichte. Ildefonso Falcones macht detailliert und ausführlich katalanische Geschichte lebendig und erläutert dem Leser auf angenehme Weise interessante Details katalanischer Rechtssprechung des Mittelalters.
Hallo, schön geschrieben. Ja so ist das, das da was nicht passt, aber ich bekam es nicht richtig formuliert. Ein historischer Roman und die Durchbildung der Figuren ist nicht eins. Aber Lust auf Barcelona macht es schon, auch wenn mit Antonio Gaudi und dessen Kathedrale „Sagrada Familia“ quasi ein zeitlich unpassender, aber realer Traum dort steht.
Hi Gudrun,
danke, ausnahmsweise fiel es mir gar nicht so schwer zu erkennen, warum mich das Buch nicht so wahnsinnig gefesselt hat. Um so schöner, wenn du es ähnlich empfunden hast.
Ich war immer noch nicht in Barcelona, schon mehrfach unterhalb und auch oberhalb davon, aber noch nie mittendrin. Schon nach „Schatten des Windes“ wollte ich mir die Stadt eigentlich mal ansehen, aber bis jetzt hat es noch nie geklappt. Hast du die „Sagrada Familia“ schon gesehen? 2026 soll sie endlich fertig werden, bis dahin schaffe ich es vielleicht auch noch 😉
Liebe Grüße