Menü von Johannes Mario Simmel aus Es muss nicht immer Kaviar sein

Es muss nicht immer Kaviar sein

Die tolldreisten Abenteuer und auserlesenen Koch-Rezepte des Geheimagenten wider Willen Thomas Lieven mitgeteilt von Johannes Mario Simmel

MENU
Lady-Curzon-Suppe
Paprika Huhn
Kopfsalt „Clara“
Reis
Gespickte Äpfel mit Weinschaumsauce
Toast mit Käse

11. April 1957

Dies Abendessen brachte 717 850 Schweizer Franken ein

Suppe
Lady Curzon war die Frau des indischen Vizekönigs Lord Curzon. Ihr Mann schrieb politische Bücher. Sie verfaßte Kochrezepte. Für ihre Schildkröten-Suppe empfiehlt die Lady die Vorderfüße der schmackhaften Tiere. Sie enthalten das beste Fleisch. Zum Würzen nehme man: Dragon und Thymian, Ingwer, Muskat, Nelken sowie Curry. Ein Glas Sherry gehört in die Suppe, in der möglichst noch Schildkröten-Eier, Würstchen aus den Därmen und einer Farce von den Innereien des Tieres schwimmen sollen. Wem dies jedoch zu umständlich erscheint, der kaufe sich im Laden eine Büchse fertiger Schildkröten-Suppe, vergesse allerdings nicht, einen kräftigen Schluck Sherry und einen Tassenkopf Sahne hineinzugießen….

Paprika-Huhn
Man brate ein zartes Huhn auf die übliche Weise in Butter, lasse es aber nicht zu braun werden, teile es dann je nach Größe in 4 oder 6 Teile und stelle sie warm. – Man lasse eine sehr fein gehackte Zwiebel und einen Teelöffel Paprika in der Bratbutter dünsten, dann mit wenig Wasser oder Fleischbrühe aufkochen, füge reichlich dicke saure Sahne, die mit etwas Maizena verrührt wurde, hinzu, schmecke mit Salz und eventuell noch Paprika ab. Um die rote Farbe zu verstärken, gibt man etwas Tomatenmark in die Sauce, das aber keinesfalls vorschmecken darf. – Man lege die Hühnerstücke in die Sauce, lasse sie einige Minuten darin ziehen.

Reis
Fast immer „klebt“ der Reis wie ein Brei. Dabei ist es so einfach, Reis körnig zu machen. Man beachte: Der soll – nachdem er gut gewaschen ist – in beliebiger Menge Wasser 10-15 Minuten kochen. Nun kommt er in ein Sieb und wird darin unter kaltem Wasser gespült. Das ist der Trick, um das klebrige Reismehl zu entfernen! Kurz vor dem Anrichten wärme man den Reis in demselben Sieb über kochendem Wasser, nur durch den Wasserdampf. Erst in der tischfertigen Schüssel kommt dann etwas Butter, Salz oder auch je nach Geschmack Curry, Safran oder Pfeffer darüber.

Gespickte Äpfel mit Weinschaumsauce

Gleichmäßig große, mürbe Äpfel schälen, in einem vanillierten Zuckersirup langsam gar ziehen lassen, ohne daß sie zerfallen, aus der Sauce heben und auf einem Sieb abtropfen lassen. In der Zwischenzeit Mandel abziehen, in Streifchen schneiden, auf ein Backblech ausbreiten und im heißen Backofen rösten. Die gut abgetropften Äpfel werden nun mit Likör, Rum oder Kognak getränkt und mit den Mandelstiften gespickt. Man richtet sie auf einer Platte an und reicht dazu die Weinschaumsauce: Zwei Eidotter werden mit 100 g Stärkepulver mit 1/2 Tasse Wasser glattgerührt, 1/4 Liter Weißwein dazugeben und zusammen mit der schaumiggerührten Eiermasse unter Rühren auf kleiner Flamme dickgekocht. Die zwei Eiweiß zu steifem Schnee schlagen, unter die Masse ziehen, eventuell mit Rum, Arrak, Kognak usw. abschmecken.

Toast mit Käse
Man bestreiche Weißbrotscheibchen in der Mitte dick mit Butter. Eine Scheibe Käse – nur Emmentaler oder Edamer ist geeignet – wird drauf gelegt. Die Schnittchen werden auf einem Kuchenblech in gut vorgewärmter Röhre 5 Minuten gebacken, bis sie goldgelb sind. Ganz heiß servieren.

Es muss nicht immer Kaviar sein
Das Buch handelt von dem deutschen Bankier Thomas Lieven, der im Zweiten Weltkrieg versucht, sich den Geheimdiensten der Kriegsbeteiligten zu entziehen. Es beginnt damit, dass Thomas, der zu dieser Zeit in London lebt, nach Nazideutschland reisen muss, was ihm sehr zuwider ist. Dort wird er, da er von einem Geschäftsfreund in London hereingelegt wurde, von der Gestapo verhaftet.

Die einzige Möglichkeit, frei zu kommen, ist als Agent für die Deutschen zu arbeiten. Er willigt zum Schein ein, nur um Deutschland zu verlassen. Wieder in London angekommen, will ihn der britische Geheimdienst nicht ins Land lassen, da sie wissen, das Thomas nun deutscher Agent ist, es sei denn, er arbeitet als Doppelagent für England. Diesmal willigt er nicht ein und geht nach Frankreich. Doch auch dort wird er als Agent angeworben und so ergibt er sich seinem Schicksal und wird französischer Agent.

Im Laufe der Romanhandlung wechselt er weiter von einem Geheimdienst zum nächsten, wobei er stets darauf bedacht ist, so viele Menschenleben wie nur möglich zu retten. Dabei reist er durch ganz Europa: von Frankreich nach Spanien und Portugal kurz nach Italien, dann nach Deutschland und so weiter. Auf seinen Reisen oder Abenteuern, wie es der Autor im Buch nennt, lernt er verschiedene Frauen kennen, die er stets mit einem köstlichem Essen verführt. Allerdings löst er auch andere Situationen mit Hilfe seiner ausgezeichneten Kochkünste, deren Rezepte tatsächlich im Buch enthalten sind.

Autorenporträt
Johannes Mario Simmel, geboren am 7. April 1924 in Wien, ist ein österreichischer Schriftsteller.
Simmels Eltern stammten aus Hamburg. Sein Vater Walter Simmel war Chemiker, seine Mutter Lisa geb. Schneider Lektorin bei der Filmgesellschaft Wien-Film. Er wuchs in Österreich und England auf und machte nach der Matura eine Ausbildung zum Chemieingenieur. Während des Krieges wurde er in der elektrochemischen Forschungsabteilung des Elektrokonzerns Kapsch eingesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zunächst als Journalist, Übersetzer und Dolmetscher für die US-Militärregierung. Bei der Welt am Abend verfasste er als Kulturredakteur Filmkritiken und Feuilletons.

1947 veröffentlichte er seine erste Novellensammlung unter dem Titel Begegnung im Nebel. Ab 1950 war Simmel für die Illustrierte „Quick†œ in München tätig. In ihrem Auftrag unternahm er Reporterreisen durch Europa und nach Übersee.

Simmel schrieb unter verschiedenen Pseudonymen Tatsachenberichte und Serienromane. Zwischen 1950 und 1962 verfasste er allein oder mit anderen Autoren insgesamt 22 Drehbücher. Nach seinem ersten großen Erfolg mit der „Quick†œ-Serie Es muss nicht immer Kaviar sein (1960) widmete er sich vor allem dem Schreiben von Unterhaltungsromanen, die sich aber jeweils mit aktuellen gesellschaftspolitisch relevanten Themen auseinandersetzten wie etwa Gewalt gegen Ausländer, Drogenhandel oder Genmanipulation. Dabei waren journalistische Recherchen an den Schauplätzen und im Milieu, in dem seine Romane spielten, die Grundlage.

Leitmotive in vielen seiner Werke sind die Relativierung von Gut und Böse und ein leidenschaftlicher Pazifismus. Seit Jahrzehnten gehört er zu den meistgelesenen Autoren im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche Werke wurden von Regisseuren wie Alfred Vohrer und Roland Klick verfilmt.

Simmel wurde von den Literaturkritikern lange Zeit als Trivialautor, „Bestseller-Mechaniker†œ oder Fließbandschreiber geschmäht. Erst mit dem Roman Doch mit den Clowns kamen die Tränen (1987) fand er allgemeine Anerkennung. Dreimal verheiratet, lebt er heute im schweizerischen Städtchen Zug. Der nächste (letzte) Roman ist nach seinen Angaben in Arbeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert