Scientology umwirbt massiv die Münchner Jugend

Der Verfassungsschutz spricht von Expansionsstrategie, der Kreisjugendring beobachtet starke Aktivitäten –

München ist inzwischen Zentrum der Organisation

Die Expansionsstrategie der Scientology-Organisation zielt immer mehr auf Kinder- und Jugendliche ab: Nach Versuchen, in der Schülerhilfe Fuß zu fassen, und dem Aufbau einer inzwischen verbotenen Kindertagesstätte umwerben Scientologen nun Jugendverbände. Zuletzt lud eine Scientology-Initiative zum Tag „Jugend für Menschenrechte“ ein. Der Verfassungsschutz und der Sektenbeauftragte der evangelischen Landeskirche, Wolfgang Behnk, warnen vor dem subtilen Methoden der „Psycho-Organisation“.

Quelle: Süddeutsche Zeitung

12 Gedanken zu „Scientology umwirbt massiv die Münchner Jugend

  1. danke für diese info & die anderen zu scientology, dolcevita – war mir neu. ich müsste offensichtlich öfter mal die zeitung gründlich lesen. kürzlich hat mich jemand angesprochen wegen verscheidener amerikanischer freikirchen im zusammenhang mit einen kindergarten. jetzt überlege ich, ob er vielleicht nicht die methodisten o.ä. sondern eben scientology gemeint hat. hmm… grundsätzlich kommt da eine sehr andere kultur über den teich, und es ist manchmal schwierig einzuschätzen, was davon gestandene, „normale“ religiöse gruppen, und was wie scientology eine sekte ist. ich muss ihn jetzt doch nochmal ausfragen, wie’s weiter gegangen ist. lg anne

  2. hi anne 🙂
    irgendwie bin ich total sensibilisiert, wenn es um Scientology geht. Ich habe erst kürzlich ein Ehepaar, das lange Mitglied in der Sekte war, in einem ausführlichen Interview im Fernsehen sehr negativ über die Sekte berichten hören und war auch überrascht mit welch subtilen Mitteln die Sekte vorgeht.
    Schönen Tag und liebe Grüße!

  3. Für mich gilt : alles, was nicht Staatskirche ist, was sich dennoch christlich nennt oder andere Inhalte vertritt, ist Sekte. Ob das nun Mormonen, Jehovas, Baptisten u.ä. sind. Und da die Zentrale von Scientology seit neuerem in Berlin liegt, nenne ich Berlin denn auch mal ungeniert das Zentrum von deren Aktivitäten. Wozu auch der Erwerb und die Umwandlung von Häusern in Eigentumswohnungen gehört, wie ich vor anderthalb Jahrzehnten am eigenen Leib erfahren mußte (seitdem wohne ich an anderem Ort).

  4. @Tinius, Wohnungsterror in Berlin klingt nicht gut. Lesekreis bildet.

    Jehovas und Scientologists sind, da bin ich mir ziemlich sicher, etwas sehr anderes als Mormonen und Baptisten. Letztere betreiben nicht die gefährliche Gehirnwäsche, die ja leider bei ersteren sattsam bekannt ist.
    Oh, Gott, Jehovas… Zwei sind nun zwei mal bei mir vorbei gekommen, eine Frau mit einer vielleicht 7 Jährigen. Ich stehe einfach fassungslos da und weiß nicht, was ich tun soll. Der Kleinen sagen, geh Du mal nach Hause, das ist eine böse Hexe? Habe ich ja nicht gemacht, sonst wären sie nicht wiedergekommen.

    Ich lebe an der Schnittstelle zwischen Deutschen und Amerikanern und sehe, wie vor allem Baptisten die Leute ansprechen. Sie betreiben jedenfalls nicht die Gehirnwäsche, die man von den Sekten kennt. Ich wüsste gerne, was ich davon halten soll.

  5. hi anne,
    du musst wissen, dass tinius unser „Poltergeist“ hier ist. Er schreibt übrigens außerdem großartige umfangreiche Rezensionen über anspruchsvolle Bücher auf seinem Blog, hast du ihn dort mal besucht?
    Der Lesekreis informiert und berichtet eher, als dass er bildet, aber danke für die Blumen 🙂 Das mit der Bildung setzt du ja eher auf sehr, sehr schöne Weise auf deinem neuen Blog um 🙂

    So, und nun zu Scientology und euren Kommentaren:

    Die Scientology-Organisation wird umgangssprachlich oft als Sekte bezeichnet – fälschlicherweise. Sie gibt sich zwar nach außen hin religiös, in Wirklichkeit aber handelt es sich bei ihr um einen ideologisch straff organisierten Psychokonzern, dem es ausschließlich um Macht und Geld geht. Auch wenn die Scientology-Organisation keine „Sekte“ ist, sind jedoch ihr Aufbau und ihre Methoden als „sektiererisch“ zu bezeichnen.
    Nachzulesen auf der Seite der evangelischen Landeskirche, sie verbirgt sich hinter dem Link von Wolfgang Behnk. Er ist Sektenbeauftragter der Kirche.
    Weiter heißt es dort:
    Mit „Sekte“ bezeichnet man heute umgangssprachlich alle Gemeinschaften, die von der Gesellschaft als gefährlich, konfliktträchtig, sonderbar oder missliebig betrachtet werden. Im religionswissenschaftlichen Sinn bezeichnet „Sekte“ hingegen ganz allgemein eine religiöse Gemeinschaft, die mit den ursprünglichen Überlieferungen wesentliche eigene Wahrheits- und Offenbarungsquellen verbindet.
    Sekten sind keine spezifisch christliche Erscheinung: es gibt jüdisch, islamisch, buddhistisch oder hinduistisch geprägte Sekten. Kenner der Materie denken zunächst an „klassische“ christliche Sekten wie die „Zeugen Jehovas“ oder die „Neuapostolische Kirche“, die im 19. Jahrhundert entstanden sind, wenn sie den Begriff „Sekte“ verwenden. Aber auch Neubildungen der jüngsten Zeit wie die auch in unserem Land tätige „Boston Church“ („Internationale Gemeinden Christi“), fallen unter den Begriff „Sekte“.

    Ich persönlich denke übrigens, dass wir in einem freien Land leben und ich würde mich sehr genau informieren, bevor ich eine „Sekte“ verbieten würde. Die „Zeugen Jehovas“ empfinde ich ebenfalls als nervig, weil sie so aufdringlich werben.

    Liebe Grüße!

  6. Da es keine verbindliche Definition einer Sekte gibt, wohl aber eine Spielart, die eben die Abspaltung von der „Volks – oder Staatskirche“ als solche wertet, wie es etwa auch Max Weber (allerdings zu Beginn des 20. Jahrhunderts) tat, bleibe ich bei meiner, sehr wohl wertenden Definition und bin allenfalls bereit, sie auf jegliche religöse oder pseudoreligiöse Gruppierung (also auch die Katholiken und die lutheranisch – evangelische Kirche) auszudehnen. Das wäre dann aber eher wirklich polemisch und wenig mit irgendeiner Definition vereinbar. Weber bezog sich übrigens ziemlich eindeutig auf die amerikanischen Gruppierungen wie Baptisten oder Mennoniten….
    Danke für Dein Lob, dolcevita! 😉

  7. Aha, merci, tinius, jetzt weiß ich auch ein wenig über Max Weber und Religionssoziologie, trotzdem, nach dem Artikel 4 des Grundgesetzes gilt die Religions- und Weltanschauungsfreiheit in unserem demokratischen Gemeinwesen für alle Bürgerinnen und Bürger, für alle religiösen und weltanschaulichen Organisationen.

    Nur wenn sich eine Gruppierung kriminell oder verfassungsfeindlich verhält, kann ein Verbot in Erwägung gezogen werden. Nach unserer Rechtsordnung dürfen Menschen zwar alles glauben, was sie wollen, aber sie dürfen nicht alles machen, was sie glauben. Wichtiger als Verbote und Tabuisierungen ist die Information über die religiöse und weltanschauliche Szene und die sachliche Auseinandersetzung mit sektiererischen Systemen und ihren Gefahren.

    Erst wenn die Religions- und Weltanschauungsfreiheit dazu missbraucht wird, Menschen ihrer allgemeinen Rechte zu berauben, kann und muss der Staat verwarnen, gegebenenfalls Sanktionen verhängen oder die Gruppe sogar verbieten.

    Bitte sehr, lieber tinius, in der Tat ein wenig zu viel Polemik für so wenig sachliche Argumente. Gib es zu, du bist immer noch sauer, weil du aus der Wohnung ausziehen musstest, gell 😉
    LG

  8. Natürlich. Niemand läßt sich gerne nach 15 Jahren aus seiner Wohnung vertreiben, oder ? Zu der Zeit hat S. etliche Häuser für geringes Geld gekauft und umgehend durch Umwandlung in Eigentum wieder zu Geld gemacht und dabei ein Vielfaches der wahrscheinlich nur auf dem Papier aus eigenen Mitteln finanzierten Kaufsumme erwirtschaftet. – Ich habe allerdings an keiner Stelle von einer Verbotsforderung gesprochen. Allerdings sollte man sich von diesen Gruppierungen wohl doch möglichst fernhalten. Scientology definiert sich selbst als „Kirche“ und ist in den USA als Glaubensgemeinschaft anerkannt. Nur hier hat sie bislang keinen diesbezüglichen Rechtsstreit gewinnen können, ist allerdings noch nicht bis zum BVerfg gekommen. Meine oberflächliche Kenntnis der Inhalte von Scientology läßt allerdings keine Glaubensinhalte im engeren Sinne erkennen. Dennoch treffen die wichtigsten Merkmale einer Sekte auf Scientology zu : Führungsebene, Absolutheitsanspruch, Eingriff in die persönliche Freiheit und Reglementierung der Privatsphäre, „Umerziehung“ und Ausbeutung der Mitglieder. Ich selbst würde S. als verfassungsfeindliche Wirtschaftsorganisation mit politischen Inhalten beschreiben. S. hat relativ geringe Mitgliederzahlen in Deutschland, ich glaube, sie liegen bei 7000. Bedenklich ist, daß S. mit Unternehmensberatung und Coaching Firmen manipuliert und schlimmer : daß sie mit Nachhilfeangeboten unkontrollierten, teils unerkannten Zugang zu Kindern und Jugendlichen haben. – Kann und muss ? Dann müßten die Zeugen Jehovas lange verboten sein, da sie selbst das elementare Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit mit ihrem Glaubensgrundsatz über die Unzulässigkeit von Fremdblutübertragungen infrage stellen und nachgewiesen mittels Druck die völlige Übereinstimmung des – auch privaten – Lebenswandels sicherstellen. Man tut es dennoch nicht, zum einen weil in Deutschland sich jeder unterdrücken und schädigen lassen darf, weil die Jehovas zudem in den Zeiten der NSDAP den Ruf einer dem Widerstand zuzurechnenden Gruppierung erworben haben und weil das GG gerade in dieser Frage sehr liberal interpretiert wird. Somit ist, sollte Scientology es schaffen, als Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden, auch nicht damit zu rechnen, daß sie sanktioniert würde.

  9. Wespennest nichts dagegen. Wie bestellt: Jehovas kommen im SZ Magazin heute unter die Lupe. Nicht staatsfeindlich, aber aufgepasst beim Gemeinschaftsentzug. Chapeau, Tinius & Dolcevita.

  10. Ach tinius, sorry, habe da irgendetwas missverstanden, dachte du hättest den generellen Verbot aller Sekten gefordert!?
    Du hast ja völlig Recht in deinen Ausführungen und Information und Aufklärung ist wahnsinnig wichtig.
    Die Schwester einer sehr guten Freundin ist schon vor langer Zeit als alleinerziehende Mutter mit ihrem damals fünfjährigen Sohn bei den Zeugen Jehovas gelandet. Für den Sohn hieß das zunächst einmal keine Geburtstage, kein Weihnachten, etc.
    Wenn Familienfeste anstanden, wurden sie am Dorfrand abgesetzt und zu einer festgelegten Zeit von anderen Mitgliedern der Sekte wieder abgeholt. Meiner Freundin legte die Schwester von Zeit zu Zeit die Wachtürme zwischen die hauseigene Post. Aber was soll ich dir sagen, wenn auch für uns völlig unverständlich, haben wir bis heute den Eindruck, dass sie immer noch glücklich mit dieser Entscheidung in dieser für uns so fremden Welt lebt. Der Sohn hat inzwischen geheiratet, natürlich jemanden aus der Sekte. Der hatte wohl keine andere Wahl…
    Ich bin ja froh, dass wir hierzulande zumindest Scientology so kritisch gegenüber stehen! Hier in Bayern wurde ja kürzlich eine Kindertagesstätte der Organisation geschlossen.
    Denke auch, dass die Zeugen Jehovas durch ihre Geschichte einen Sonderstatus im Land haben. Ich hatte noch keine Zeit den heutigen Artikel im Süddeutschen Magazin zu lesen. Danke für den Tipp, liebe anne! Es ist doch nicht etwa so, dass sie regen Zulauf haben, oder etwa doch?
    Liebe Grüße aus dem Wespennest 😉

  11. baptisten z.b. scharen sich um eine sonderlehre: sie taufen nur erwachsene oder „gläubige“. wie aber wollen sie denn wissen, ob jemand wirklich gläubig ist?? das alleine macht sie schon zur sekte. das überprüft dann wohl der leiter…meistens rekrutieren sie leider auch labile personen, die keine familienbindung mehr haben. das mag an sich gar nichts schlimmes sein, aber das es mit glauben vermixt wird, finde ich beschämend. wer den spuk dort durchschaut und austreten will, hat pötzlich keine „freunde“ mehr. manipulation ist dort nun mal stark angesagt, weil die leute nicht mögen, wenn man „irgendwie“ galubt, sondern baptismus ist das einzig richtige! und das bedeutet: für jeden in sachen baptismus unterwegs tätigen ihrer gruppe spenden..!! spenden und nochmals spenden!

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