Gesa Schwartz – Grim: Das Siegel des Feuers [Rezension]

Gesa Schwartz – Grim: Das Siegel des Feuers [Rezension]

Sie fürchten und beschützen uns seit uralter Zeit.
Sie sind der kalte Hauch,
der in einer warmen Sommernacht dein Gesicht streift,
wenn du schläfst,
und sie sind der schwache Duft von Dunkelheit im Morgengrauen.
Sie sind die gefallenen Engel unserer Zeit,
sie sind – die Gargoyles
.“

Paris: Über dem Treiben der Metropole thronen die steinernen Figuren der Kathedrale von Notre Dame. Niemand unter den Menschen ahnt, dass sie im Schutz der Nacht erwachen, wenn kein sterbliches Auge sie sieht. Denn die Gargoyles fürchten und verachten die Menschen, und es ist ehrendes Gesetz, dass die Sterblichen niemals von ihrer Existenz erfahren dürfen.
Der Gargoyle Grim hat sein Leben der Wahrung dieses Gesetzes gewidmet. Eines Nachts beobachtet er seine alte Mentorin Moira dabei, wie sie sich mit einem jungen Mann namens Jakob trifft und ihm ein rätselhaftes Pergament übergibt.
Wütend will Grim Moira zur Rede stellen, findet jedoch nur noch ihre versteinerte Leiche vor.
Jakobs Schwester Mia ahnt nichts von den phantastischen Wesen um sie herum, bis der Bruder ihr offenbart, dass sie – wie er selbst – über eine besondere Fähigkeit verfügt: Sie ist eine Hartidin, eine Seherin des Möglichen. Als Jakob Mia die verborgene Welt der Gargoyles zeigt, geraten die beiden in große Gefahr. Nur mit Grims Hilfe entkommen sie ihren Verfolgern. Doch ehe Mia mehr über ihre Gabe erfahren kann, verschwindet Jakob. Die junge Frau muss sich mit Grim zusammentun, um hinter das Geheimnis der Pergaments zu kommen. Beide wissen nicht, dass sie sich damit auf eine gefährliche Reise begeben – denn sie sind einem Rätsel auf der Spur, das nicht nur ihr eigenes Leben bedroht, sondern das Schicksal der ganzen Welt…..

Grim mag die Menschen schon wegen ihrer vielen Schwächen nicht. Umso ärgerlicher ist es für ihn, dass das Schicksal und seine Bestimmung ihn dazu zwingen mit Mia, einem Menschenwesen, zusammenzuarbeiten. Doch nur gemeinsam mit Mia, die anfangs nichts von ihren Fähigkeiten als Seherin ahnt, und dem humorigen Kobold Remis, kann es ihm gelingen die grausamen Mordfälle, die die Anderswelt erschüttern, zu stoppen. Schnell wird klar, dass sie unbedingt das Geheimnis um das verschlüsselte altertümliche Schriftstück lüften müssen.

Und so taucht der Lesende in die rasante Geschichte, erzählt aus den Perspektiven von Grim und Mia, ein und erlebt atemberaubende Abenteuer mit vielfältigen Wesen aus der Fantasy-Welt.  Werwölfe, Vampire, Kobolde, Waldschrate, Feen, Hybriden tummeln sich an mystischen Orten in Paris und Rom. Die verschiedenen Charaktere sind liebevoll und detailliert beschrieben. Ein über den Dächern von Paris wachender Gargoyle, der den Regen hasst und seine Aufgabe, die steinernen Gesetze zu hüten, sehr ernst nimmt, ein kleiner Kobold mit witzigen Sprüchen, geheimnisvolle Gestalten, die auf den ersten Eindruck nicht das sind, wofür man sie hält. Mia, die anfangs etwas naiv rüberkommt, gewinnt parallel zu ihren erlernten Fähigkeiten an Sympathie. Ihr Mut ist bemerkenswert. Das gleiche gilt für Grim, außen hart wie der Stein aus dem er gemacht ist und innerlich so weich wie ein 3-Minuten-Ei. Auch das Zusammenspiel der „Realwelt“ zur „Anderswelt“ ist beeindruckend verknüpft – und wer möchte schon mit Bestimmtheit sagen, dass es diese zwei Welten nicht gibt?
Ich freue mich auf weitere Bücher von Gesa Schwartz. Sie hat einen so belebenden und lebendigen Schreibstil, der Lust auf mehr macht.

In dem folgenden Video berichtet Gesa Schwartz anschaulich über ihre Intention zur Entstehung der Geschichte. Gargoyles stehen für die Autorin für das Geheimnisvolle in unserem Alltag, der dringend einer Poetisierung bedarf. Sie ist wie Michael Ende der Meinung, dass wir in einen blinden Strudel des Rationalismus geraten sind, und dass wir die Welt immer mehr abhäuten und zwar nicht nur äußerlich, indem wir sie ausbeuten, sondern ihr auch innerlich das Fantastische austreiben. Gesa Schwartzs Anliegen ist es, gegen die herrschende „Zivilisationswüste“ zu schreiben. Das ist ihr mit ihrem Debütroman „Grim: Das Siegel des Feuers“ gut gelungen.

Über die Autorin
Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Sie lebt in der Nähe von Hamburg. Mehr über Gesa Schwartz findet sich auf der eindrucksvollen Homepage der Autorin.

„Grim: Das Siegel des Feuers“ von Gesa Schwartz umfasst 688 Seiten und ist im März 2010 im Egmont LYX Verlag erschienen. Die Hardcover-Ausgabe ist für 19.99 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Kerstin für die ausführliche Buchbesprechung und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionexemplares.

Katie McAlister: Dragon Love 4 †“ Höllische Hochzeitsglocken [Rezension]

Dragon Love 4 †“ Höllische Hochzeitsglocken von Katie McAlister

Am 15. Juni 2010 ist der so sehnsüchtig erwartete 4. Band von Dragon Love unter dem deutschen Untertitel „Höllische Hochzeitsglocken“ erschienen.

Aisling Grey möchte endlich ihren Gefährten heiraten, den Anführer der „Grünen Drachen“. Doch leider taucht Drake Vireo bei der Hochzeit nicht auf. Da die „Grünen Drachen“ sich mit der Sippe der „Roten Drachen“ im Krieg befinden, liegen einige Steine auf dem Weg zur Eheschließung mit ihrem Geliebten. Dazu kommt das noch immer ungelöste Problem, dass sie formell die Gefährtin von Fiat Blu, dem Anführer der „Blauen Drachen“, ist.

Gemeinsam mit ihren Freunden, dem Dämon in Neufundländergestalt, Effrijim, dem Daimon des Schicksals, René und ihrem Onkel Damian macht sich Aisling auf die Suche nach ihrem Geliebten. Nebenbei hat sie noch mit der Position als „Venedigerin“ zu kämpfen, die sie unfreiwillig im au-dela einnehmen musste. Auch tauchen einige Neuigkeiten über die eigentlich nicht mehr existenten „Schwarzen Drachen“ auf. Bael, der erste Prinz der Unterwelt, auch bekannt als Belzebub, macht ihr zusätzlich die Hölle heiß.

Damit nicht genug, denn Aisling kämpft immer noch gegen die Ächtung, die sie von der Gilde der Hüter ausschließt und gegen die dunkle Macht in ihrem Inneren, die sie versucht zum Bösen zu verlocken. Doch es wäre nicht Aisling Grey, wenn trotz alledem nicht noch so sehr viel mehr passieren würde. Das Buch hält einige Überraschungen bereit und den Leser ständig in Atem.

Dieser vierte und letzte Teil der Dragon-Love-Reihe von Katie McAlister steht den vorherigen Teilen in nichts nach. Man ist sofort wieder mitten im Geschehen und muss sich auch nicht durch langweilige Wiederholungen boxen. Obwohl die Autorin geschickt an den wichtigen Stellen nachgeholfen hat das Gedächtnis wieder aufzufrischen, ist auf jeden Fall zu empfehlen, die vorigen Teile zu lesen, da es sich um eine Fortsetzung handelt. Es werden nicht, wie so oft üblich bei Buchreihen, immer neue Charaktere in die Handlung eingebunden. Die Geschichte von Aisling und Drake setzt sich weiter fort.

Das Buch ist schreiend komisch, spannend, sehr turbulent und sexy. Für die Fans dieser Reihe ist dieser krönende Abschluss Pflichtlektüre. Jetzt kann man gespannt auf die Buchreihe über die „Silbernen Drachen“ warten. Deren sympathischen Anführer, den Wyvern Gabriel Tahou, auf dessen Sippe ein Fluch lastet, konnte man in Dragon Love schon kennenlernen. „Silver Dragons 01. Ein brandheißes Date“ soll im Januar 2011 erscheinen.

Dragon Love 04 – Höllische Hochzeitsglocken umfasst 327 Seiten, ist am 15. Juni 2010 im LYX Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc für ihre anschaulichen Eindrücke über das Buch und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung eines Rezensionsexemplares.

Spannend und erotisch: Gezeichnete des Schicksals von Lara Adrian

Spannend und erotisch: Gezeichnete des Schicksals von Lara Adrian (Band 7)

In der Wildnis von Alaska lebt die Pilotin Alexandra Maguire und versorgt mit ihrem Flugzeug weit abgelegene Siedlungen. Auf einer ihrer Touren findet sie eine ganze Familie grausam und bestialisch ermordet auf. Alexandra will es zwar nicht wahrhaben, aber tief in ihrem Inneren weiß sie, dass diese Morde von Vampiren begangen wurden. In ihrer Kindheit war sie Zeugin wie ihre Familie einem ähnlichen Angriff zum Opfer fiel. Aus dem Grund hatte sie Florida verlassen, um in der Wildnis zu leben.  Die schlimmen Erlebnisse und Ängste ihrer Vergangenheit, die sie tief vergraben hat, holen sie jetzt wieder ein.
Auch der Orden in Boston erhält Kenntnis von dem schrecklichen Verbrechen. Die Ordensmitglieder vermuten, dass die Tat von Vampiren, die der Blutgier verfallen sind, begangen wurde und schicken ihren Vampirkämpfer Kade nach Alaska, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kade geht mit gemischten Gefühlen zurück in seine Heimat. Ein familiäres Geheimnis belastet ihn schwer und hatte ihn auch dazu bewogen, dem Ruf des Ordens zu folgen und seine Heimat zu verlassen. Doch nun muss er seiner Familie stellen. Kade hat die Befürchtung, dass sein Weggehen das Problem verschlimmert hat und auch etwas mit den Morden zu tun haben könnte.
Alexandra und Kade treffen aufeinander und spüren sofort eine gegenseitige Anziehung und Vertrautheit. Gemeinsam machen sie sich auf die gefährliche Suche nach dem Mörder und stellen sich ihrer Vergangenheit.

Der siebte Teil von Lara Adrians Vampirreihe ist ein echter Kracher und gefällt mir sehr gut. Wer die Serie kennt, wird total begeistert sein. Von Anfang an ist der Plot hochspannend und sehr fesselnd. So wie man es von den Vorgängern gewohnt ist, hat Lara Adrian wieder flüssig und locker geschrieben. Die Geschichte hat keine Längen, und man möchte es eigentlich in einem Stück durchlesen. Wiederholungen aus den Vorgeschichten sind auf ein Minimum reduziert, was den Lesegenuss für die Kenner der Serie noch verstärkt. Aber auch für Neueinsteiger, denen die Serie unbekannt ist, ist das Buch sehr gut zu lesen. Lara Adrian verstrickt geschickt Informationen aus den voran gegangenen Büchern, ohne den Anfänger zu verwirren oder den treuen Leser zu langweilen. Natürlich kommt auch in diesem Buch die knisternde Erotik, die wir Fans lieben, nicht zu kurz. Eine sehr gelungene Fortsetzung der Serie. Spannend, actionreich und erotisch, so wie man die Vampire von Lara Adrian kennt und liebt. Da bekommt man so richtig Appetit auf weitere Folgen.

Die Taschenbuchausgabe von „Gezeichnete des Schicksals“ umfasst 400 Seiten, ist am 15. Juni 2010 im LYX Verlag erschienen und für 9,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Lilli für diese schöne Rezension und beim LYX Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplares.

Lara Adrian, 3.v.links, und das LYX-Team Suse, Christina und Anja - Foto via Facebook

Die Autorin Lara Adrian ist derzeit auf Lesereise in Deutschland. Sie macht am 14.06.2010 Station in Berlin, am 16.06.2010 in der Mayerschen Buchhandlung in Dortmund und am 18.06.2010 im Thalia-Buchhaus CAMPE in Nürnberg.

In dem Video stellt der Verlag eine kurze Leseprobe zur Verfügung:

Kurzbeschreibung
Eine übermenschliche Kreatur macht die Einöde von Alaska unsicher und hinterlässt ein grauenhaftes Blutbad, wo immer sie auftaucht. Für die Pilotin Alexandra Maguire wecken die Morde Erinnerungen an ein schreckliches Ereignis aus ihrer Kindheit. Da tritt ein Fremder in ihr Leben, der überraschend tiefe Gefühle in ihr weckt. Der Vampirkrieger Kade wurde nach Alaska geschickt, um die brutalen Morde aufzuklären. Doch auch er wird von einem Geheimnis aus seiner Jugend verfolgt. Kade sieht sich einer dunklen Bedrohung gegenüber, die das zarte Band zu zerreißen droht, das zwischen ihm und der hübschen Alexandra entstanden ist.

Über den Autor
Lara Adrian lebt mit ihrem Mann an der Küste Neuenglands, umgeben von uralten Friedhöfen und dem Atlantik. Seit ihrer Kindheit hegt sie eine besondere Vorliebe für Vampirromane, zu ihren Lieblingsautoren zählen Bram Stoker und Anne Rice. Weitere Infos unter www.laraadrian.com

Über die Übersetzerin
Katrin Kremmler, M.A., geboren 1972, Cartoonistin und Ethnologin, hat die Budapester Lesbenszene wissenschaftlich erforscht und die besten Jahre ihres Erwachsenenlebens dort verbracht.

charmant, chaotisch, berührend! Der Tag vor einem Jahr von Ciara Geraghty

charmant, chaotisch, berührend! Der Tag vor einem Jahr von Ciara Geraghty

Die 29-jährige Grace O´Brian lebt in Dublin und arbeitet in einer Versicherungsagentur. Eines Morgens wacht sie völlig verkatert und nackt neben Bernard auf, dem neuen aus der IT-Abteilung, der eigentlich überhaupt nicht ihr Typ ist. Hinzu kommt, dass Grace schon mit Shane zusammen ist. Shane ist aus beruflichen Gründen für ein halben Jahr in London, und eigentlich liebt Grace ihren Freund, der nicht nur umwerfend gut aussieht, sondern auch sonst alle Attribute erfüllt, die „frau†œ sich in einer Beziehung wünscht.

Doch irgendetwas hat die Nacht mit Bernard in ihr verändert. Als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, jährt sich auch bald der Todestag ihres geliebten Bruders Patrick. Patrick ertrank auf einer Urlaubsreise als er Grace aus den Fluten rettete. Dieser Vorfall lastet schwer auf ihr. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter hat dadurch Schaden genommen.

Dennoch führt sie ein turbulentes Leben und lässt sich nicht unterkriegen. Sie wohnt mit ihrer Freundin Caroline zusammen, hat eine Vorliebe für Junkfood und balanciert, trotz ihrer enormen Größe, auf halsbrecherischen Higheels durch Dublin. Desöfteren zieht sie abends mit einigen schrillen Arbeitskollegen durch die Dubliner Pubs. Auf der Hochzeit ihrer jüngeren Schwester überschlagen sich die Ereignisse und finden einen wunderbaren Abschluss in einem Happy-End.

Der Roman beginnt mit einem kurzen Rückblick auf den Tag, an dem sich der tragische Unfall ereignete. Dann folgt ein rasanter Einstieg in die Geschichte. Man landet mit Grace, der Erzählerin, mitten im Geschehen, genauer gesagt, in Bernards Bett – und sortiert mit ihr zusammen die Erinnerungsfragmente der vergangenen Nacht. Man muss Grace einfach lieben. Ihre Schwächen wie ihre leicht schusselige Art, den Hang zur Zigarette, die Unordnung unter ihrem Bett, sind allzu menschlich.

Die Autorin hat es geschafft, dass man augenblicklich eine Beziehung zu Grace aufbaut und sich in sie hineinversetzen kann. Ebenso realistisch wirken ihre Arbeitskollegen, die allesamt etwas aus der Art schlagen und dennoch auf besondere Weise liebenswert gezeichnet sind. In dem Roman tauchen so viele Facetten des Lebens auf, dass sich jeder darin wiederfinden kann. Graces Schilderungen sind nie langweilig oder unglaubwürdig. Man ist sofort in dieser Welt gefangen und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und humorvoll. Die Emotionen kommen sehr gut rüber, nicht zuletzt durch die eingeschobenen Briefe von Patrick, die er auf seiner Weltreise an Grace geschrieben hat. Man hat dadurch das Gefühl, ihn ebenfalls gekannt zu haben, und man trauert ebenso wie die Protagonistin um ihn.

„Der Tag vor einem Jahr“ (orig. Titel Saving Grace)  ist eine Mischung aus einer modernen Version von Stolz und Vorurteil und einer irischen Bridget Jones – gewürzt mit einer Prise Nicholas Sparks. Der Roman beschert ein rundum gelungenes Lesevergnügen und sollte als Strandlektüre mit in den nächsten Urlaub genommen werden und ist auch für Fans von Marian Keyes oder Sophie Kinsella eine absolute Empfehlung.

Kurzbeschreibung
Manchmal verändert ein Tag dein Leben
Für Grace liegt dieser Tag ein Jahr zurück. Es war im Urlaub in Spanien, und sie kann sich bis heute nicht verzeihen, was damals mit ihrem geliebten Bruder Patrick geschah. Aber Grace hat †“ neben ihrer Vorliebe für Junkfood und gefährlich hohe Schuhe †“ auch noch ganz andere Sorgen: Nach einem ausgearteten Feierabendbier wacht sie morgens nackt neben Bernard, dem Computernerd, auf. Dabei liebt sie doch Shane †“ ihren umwerfenden Freund! Wieso fühlt sich die letzte Nacht dann nach mehr an als nur einem One-Night-Stand?

Eine Heldin zum Verlieben: charmant, chaotisch, berührend!

Über die Autorin
Ciara Geraghty lebt im nördlichen County Dublin mit ihrem Ehemann und drei Kindern. „Der Tag vor einem Jahr“ ist ihr Debütroman, der sofort auf die irischen Bestsellerlisten stürmte.

„Der Tag vor einem Jahr“ umfasst 560 Seiten und ist am 08.06.2010 im Heyne Verlag (hinter dem Link findet sich eine Leseprobe) erschienen. Die Taschenbuchausgabe ist für 8,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich bei Doc Jane für die ausführliche Rezension und beim Heyne Verlag für die freundliche Überlassung des Rezensionsexemplares.

Lesenswert! Das Leben ist kein Ponyhof von Lara Fritzsche [Rezension]

Lesenswert! Das Leben ist kein Ponyhof von Lara Fritzsche [Rezension]

Das Leben ist kein Ponyhof†œ von Lara Fritzsche, mit dem Untertitel „Die unbekannte Welt der Abiturienten†œ, erschien 2009 bei Kiepenheuer & Witsch. In einer geglückten Mischung aus Fiktion und Sachbuch wird hier die Alltagswelt einer Kölner Abiturklasse beschrieben, die Fritzsche ein Jahr lang begleitet hat. Der zeitliche Bogen reicht vom Winter vor dem Abitur bis zum Winter nach dem Abitur, umspannt also die Zeit des Lernens, der Prüfungen, Abi-Ball und -Fahrt und schließlich die verschiedenen Aufbrüche danach. Ausdrücklich möchte die Autorin den medial vermittelten Extrembeispielen †“ zwischen Komasaufen und Preisverleihungen †“ entgegenwirken, indem sie die alltägliche Normalität in den Fokus rückt. Die Bandbreite der Themen ist wirklich umfassend: Schule, Internet, Bildungsghetto Gymnasium, Party und Alkohol, Sex und Freundschaften, Prüfungen und Bewerbungsgespräche, Essproblematiken, Ablösung von den Eltern, Zukunftssorgen und Ideologien, schließlich auch die ersten Zerfallserscheinungen im Freundeskreis – es fehlt eigentlich kein Aspekt.

Lara Fritzsche hat ihr gesammeltes Material nach eigenen Aussagen in ihrem Figurenkreis verdichtet. Ebenso erfolgreich bündelt sie die Themen in achtzehn aussagekräftige Kapitel, die je nach Interessenschwerpunkt immer wieder aufgeschlagen werden können. Dabei kommen aber nicht nur „Alexa†œ, „Sophia†œ, „Tim†œ und „Jan†œ zu Wort, sondern ebenso Umfrageergebnisse, Statistiken und soziologische Studien. So bietet jeder Themenkomplex eine recht zuverlässige Datenbasis in einer anschaulichen Kombination. Naturgemäß erscheint einem dabei nicht alles neu †“ das ist nicht Fritzsches Versagen, sondern liegt darin begründet, dass bestimmte entwicklungspsychologische Konstanten nun mal nicht in jeder Generation neu erfunden werden.

Umso interessanter wird es dort, wo die beschriebene Generation deutlich definierten Veränderungen gegenübersteht: den Kommunikationsmöglichkeiten im Internet, dem Verhältnis zu den Eltern und damit zur „Rebellion†œ, dem „reformierten†œ Universitätsbetrieb, dem scheinbaren Post-Feminismus. Dies sind einige der augenfälligsten Prägestöcke dieser „Generation Casting†œ, wie Fritzsche sie bezeichnet – und sie prägen im Übrigen nicht nur die Altersklasse der Abiturienten. Fritzsche ist dabei ein Glücksfall für das Projekt: sie ist selbst nur fünf Jahre älter als ihre knapp volljährigen Kontakte und kann deren Sprache ohne Peinlichkeit protokollieren. Anbiederung findet nicht statt. Zugleich ist sie aber eben doch entscheidende fünf Jahre älter und wo die Abiturienten noch sehr mit sich selbst beschäftigt sind, verlängert Fritzsche deren Material in den gesellschaftlichen Kontext hinein.

Im Kapitel über das ‚Leben im Internet‘ zu Anfang des Buches wird detailliert dargestellt, wie selbstverständlich die Inszenierung im Netz für die „Digital Natives†œ ist. Hier geht es noch viel um Spaß und um das Gestalten eines möglichst interessanten Profils; außerdem zeigt Fritzsche nachvollziehbar, wieviel echte Kommunikation und gegenseitige Zuwendung über virtuelle Kanäle stattfindet †“ soziale Netzwerke eben. Die meisten sind sich über die Bedingungen, unter denen das funktioniert, im Klaren und akzeptieren trocken, wenn Daten und Bilder ohne ihre Kontrolle weiterwandern. Im späteren Teil des Buches verbindet Fritzsche diesen Darstellungsdrang und -zwang aber auch mit den Gesetzmäßigkeiten außerhalb des Internets.

„Für sich werben, sich anpreisen, sich verkaufen – das kennen sie alle. Sie gehören zur Generation Casting †“ müssen immer und überall bereit sein, sich ordentlich zu präsentieren. Isabell musste erst unbezahlt Probe arbeiten im Club, bis sie als Kellnerin engagiert wurde. Sogar Tobi und Dennis mussten für ihre Zivijobs über ihre Stärken und Schwächen Auskunft geben und das, obwohl sie voraussichtlich Flure kehren und Mahlzeiten umherkutschieren werden. Selbst für einen Babysitterjob musste Dani einmal einen Lebenslauf einreichen, sich dem Fragenkatalog der Eltern stellen und danach unter Aufsicht eine unbezahlte Probestunde mit dem kleinen Mädchen verbringen. Nicht ungewöhnlich. Kein Nebenjob ohne Probearbeitstag, kein WG-Zimmer ohne Bewerbungsgespräch, keine Beziehung, ohne nicht vorher einem umfassenden Bildungscheck unterzogen zu werden. Überall wird man geprüft, befragt, durchleuchtet und gebeten, „mal kurz seinen Werdegang zu umreißen.†œ

Gleichzeitig werden die Abiturienten mit Erwartungshaltungen seitens bereits etablierter gesellschaftlicher Instanzen †“ zum Beispiel in den Medien oder von der Elterngeneration †“ konfrontiert, die an ihrer Situation vorbeizuzielen scheinen.

„Die Vorwürfe an ihre Generation kennen sie nur allzu gut. Hier ein Leitartikel, dort ein Dossier. Gerade ist wieder in einer überregionalen Zeitung ein Essay über die Jugend ohne Ideale erschienen. Auch in diesem Text kommen sie nicht so gut weg. „Wie sind denn die ganzen Journalisten zu ihren Jobs bei FAZ und Co. gekommen? Haben die ihre Chefs alle beim Kiffen kennengelernt oder was?†œ polemisiert [Jana]. Die Freunde lachen, sie haben den Artikel auch gelesen und sich schon darauf gefreut, wie Jana sich darüber aufregen würde. „Nein, Quatsch, ich weiß es†œ, fährt sie fort, „wahrscheinlich kennen die sich von einer Demo, und weil der Autor so engagiert gegen den Vietnamkrieg angebrüllt hat, bekam er gleich ein eigenes Büro und `ne junge Sekretärin, die Revoluzzer spielt, wenn er Bock drauf hat. […] Jana spricht ihr aus der Seele. Sie kennt diese Forderungen nach Auflehnung und Rebellion nur zu gut. Ihrem Vater fällt es schwer, die passive Reaktion der Tochter auf die veränderten Bedingungen zu verstehen, wo sie doch sonst so schlau und aufgeweckt ist. Dieses Übermaß an Pragmatismus ist ihm fremd. Er will nicht glauben, dass seine alte Allzweckwaffe, das Demonstrieren, nichts mehr bringt. Aber die Welt, wie sie heute ist, verändert nicht mehr der Kanzler, sondern der Markt. Und der lässt sich nicht umstimmen †“ der reagiert bloß verstimmt.†œ

Spätestens bei dem Kapitel über die Bedingungen eines Bachelor-Studienganges mit dem bezeichnenden Titel Punkt für Punkt / Uni für Anfänger, wird aber klar, wie ernst die veränderten Rahmenbedingungen genommen werden müssen. Das Studium ist jedenfalls auch kein Ponyhof.

Ein anderes verstaubt wirkendes Politikum hat sich eine gewisse Aktualität bewahrt, wie Fritzsche treffsicher herausarbeitet. Vor dem Abitur gilt feministisches Gedankengut zwar als überholt und auch der „Neue Feminismus†œ mit seinen ‚Alphamädchen‘ als unnötig:

Benachteiligung im Beruf, ungleiche Rollenverteilung im Privatleben und Bevormundung durch die Politik? Das gibt†™s doch alles längst nicht mehr, denken Rike, Alexa und Sophia. Ihre Mütter dürften ja auch alles: arbeiten gehen, Geld ausgeben und Entscheidungen treffen. Wieso also auflehnen? Mit den Errungenschaften der Elterngeneration im Rücken scheinen diese Probleme hinfällig geworden zu sein. „Wieso? Wir sind doch längst gleichberechtigt†œ, sagen die heute Dreizehn- bis Zwanzigjährigen. Eine gute Ausgangsposition, um sich selbst als ‚bitch‘ zu bezeichnen. Oder wahlweise wieder ein bisschen mit seiner Mädchenhaftigkeit zu kokettieren. Ein weiterer Trend, der längst sein Maskottchen gefunden hat †“ eine kleine japanische Katze: Hello Kitty.†œ

Doch schon in bestimmten Aspekten von Sexualität wie Pornographie oder Doppelmoral deuten sich Zwiespältigkeiten an, die die Mädchen aber noch offensiv für sich lösbar halten. Im Leben nach dem Schulabschluss treffen sie nun auf uneingestandene Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts mit denen sie niemals gerechnet hätten. Sie gingen fest davon aus, dass ihre Fähigkeiten und Leistungen immer †“ so wie auf dem Gymnasium †“ angemessen honoriert würden. Auch manche ihrer privaten Strategien †“ ob im Club oder im Zusammenleben †“ stellen sich als Knieschüsse heraus. Und so endet das Kapitel mit der Erkenntnis: „Und ob sie den Feminismus als Bewegung noch brauchen, das beantworten sie auch nicht einstimmig. Aber dass sie an dem Thema als Frauen nicht vorbeikommen, das ist jetzt klar.†œ

Die Einbettung in größere gesellschaftliche Zusammenhänge macht „Das Leben ist kein Ponyhof†œ lesenswert für alle Altersklassen. Lara Fritzsches Gestaltung besticht dabei durch eine besonders angenehme Motivation: echtes Interesse an ‚der unbekannten Welt der Abiturienten‘.

Kurzbeschreibung
Generation ICH.
Nie zuvor ist mehr von Abiturienten erwartet worden: Sie sollen zügig und fleißig studieren, zugleich ihre Träume verwirklichen, fürs Alter vorsorgen und dabei bloß keine Spießer werden. Viele Kinder sollen sie auch noch bekommen – aber was wollen sie selbst? Abiturfeier in einem Kölner Gymnasium. Der Moment, auf den alle so lange gewartet haben, ist endlich da. Stolz und Euphorie liegen auf den Gesichtern von Alexa, Tim und Rike – und ein Hauch Wehmut. Denn jetzt gilt es! Zu keiner Zeit hatten Deutschlands Abiturienten so viele Optionen wie heute: In Australien einen Bachelor machen? In London ein Praktikum? Einen deutsch-französischen Doppelstudiengang? Alles ist möglich, nur Scheitern nicht erlaubt. Ein Jahr lang hat die 25-jährige Journalistin Lara Fritzsche eine Abschlussklasse begleitet. Die Zeit reicht von Silvester, als alle miteinander noch einmal unbeschwert feiern wollen, über die Prüfungen, Abschlussfeiern, Bewerbungen, Auslandsreisen bis zum Umzug und Studienbeginn. Weihnachten treffen sie sich wieder und ziehen Bilanz. Ein Jahr der großen Entscheidungen. Und keine darf vermasselt werden, denn der Druck ist riesig. Lara Fritzsche schildert anschaulich, was heute im Abitur verlangt wird und wie sich Abiturienten darauf vorbereiten. Und warum ein ordentlicher Vollrausch dabei manchmal durchaus zuträglich ist. Was den 18-/19-Jährigen Familie und Freundschaft, Liebe und Sex bedeuten – und was das Internet damit zu tun hat, dass sie reifer und zynischer sind, als es Abiturienten noch vor zehn Jahren waren. Feinfühlig und äußerst unterhaltsam zeichnet sie das Bild einer Generation, die keine Illusionen mehr hat und trotzdem das Gute will, für die Welt und für sich selbst.

Über die Autorin
Lara Fritzsche, geboren 1984, absolvierte nach dem Abitur ein Volontariat beim Kölner Stadt-Anzeiger und arbeitete anschließend dort als Redakteurin im Ressort Bildung. Seither studiert sie Germanistik und Psychologie in Bonn und schreibt als freie Journalistin.

Die 215 Seiten umfassende gebundene Ausgabe von „Das Leben ist kein Ponyhof“ ist am 24.09.2009 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen und für 17.95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Der Lesekreis bedankt sich ganz herzlich bei Gabi für diese schöne aussagekräftige Rezension und beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für die Überlassung des Rezensionsexemplares.