Dezember 2001: Ich muß los – Annette Pehnt

Cover Ich muss losKurzbeschreibung
Unergründlich und scheu ist er, der Held in Annette Pehnts erstem Roman. Er läuft in den schwarzen Anzügen seines toten Vaters herum, erzählt als selbsternannter Reiseführer von Limonadebrunnen und Honigfrauen. Seine Phantasie ist grenzenlos, die Nähe zu anderen nicht. Vor allem nicht die zu seiner Mutter und ihrem neuen Freund. Erst als Dorst die jungen Elner trifft, scheinen seine Zurückhaltung und seine Ratlosigkeit ein Ende zu finden.

Annette PehntÜber die Autorin
Annette Pehnt, geboren am 25. Juli 1967 in Köln, ist eine deutsche Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin mit Wohnsitz in Freiburg im Breisgau.

Annette Pehnt legte 1986 ihr Abitur ab und leistete anschließend freiwillige Sozialarbeit in Belfast (Nordirland). Sie hat auch in Schottland gelebt. Danach studierte sie Anglistik, Keltologie und Germanistik an den Universitäten in Köln, Galway (Irland), Berkeley (Kalifornien) und Freiburg im Breisgau. Ihr Studium schloss sie 1994 mit dem Magistergrad und dem ersten Staatsexamen ab; 1997 folgte die Promotion an der Universität Freiburg mit einer Arbeit zur irischen Literatur.

Seit 1992 lebt Annette Pehnt, die verheiratet und Mutter von drei Kindern ist, als Literaturkritikerin und freiberufliche Schriftstellerin in Freiburg im Breisgau; daneben lehrt sie auch an der dortigen Universität. Für ihre literarischen Arbeiten erhielt sie u.a. 2001 den Förderpreis zum Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und den Mara-Cassens-Preis, 2002 den Preis der Jury bei den Klagenfurter Tagen der Deutschsprachigen Literatur. 2007 wurde sie für ihr Buch Rabea und Marili mit dem Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Oktober 2001: Das kunstseidene Mädchen – Irmgard Keun

Cover Das kunstseidene Mächen OA 1932 Form Roman Epoche Moderne
Das kunstseidene Mädchen, ein typisches Werk der Neuen Sachlichkeit, ist ein Zeit- und Großstadtroman über die letzten Tage der Weimarer Republik. Aus der Sicht einer scheinbar naiv-durchtriebenen Ich-Erzählerin, des kunstseidenen Mädchens Doris, vermittelt Irmgard Keun ein hautnahes Bild der Alltagsmisere einer kleinen Büroangestellten, die ihrem engen Lebenskreis entfliehen will.
Inhalt: Doris arbeitet lustlos im Büro eines Rechtsanwalts. Ihren freudlosen Alltag kompensiert sie mit Tagträumen †“ sie will ein Filmstar werden †“ und mit Abendvergnügungen, bei denen sie die Prüde spielt und ihre diversen Bekanntschaften zu Geschenken animiert. Von ihrer großen Liebe Hubert wurde sie enttäuscht; er verließ sie wegen eines reichen Mädchens, versuchte aber sein Verhalten mit moralischen Bedenken ihr gegenüber zu rechtfertigen. Trotz ihrer Jugend macht sich Doris keinerlei Illusionen über die Liebe, die Männer und den Kaufwert der Liebe. Als sie die Zudringlichkeiten ihres Chefs heftig zurückweist, weil er ihr zu alt ist, wird ihr gekündigt.
Eine kleine Stelle als Statistin am Theater scheint die Erfüllung ihrer Kleinmädchenträume zu ermöglichen. Durch Intrigen erhält sie sogar einen Platz an der Schauspielschule und hat großen Erfolg, als sie bei einer Aufführung einen Satz sprechen darf. Doch nach dem Diebstahl eines Pelzmantels, der sie unwiderstehlich anzieht, flieht sie nach Berlin, ohne zu wissen, wie sie dort überleben kann.
Doris wird konfrontiert mit dem Elend der Arbeiterfamilien, mit Prostitution und Brutalität, ist aber fasziniert von der glitzernden Großstadt und zeigt einen nahezu unerschütterlichen Optimismus. Ob als Kindermädchen, ausgehaltene Geliebte eines Fabrikanten oder Gelegenheitsprostituierte, Doris bleibt sich gleich, macht sich nichts vor und wirkt deshalb auf den Leser sympathisch. Ihre Zuneigung zu einem Kriegsblinden, den sie durch das nächtliche Berlin führt und es ihm mit ihren Augen schildert, offenbart ihre große Hilfsbereitschaft und Güte. Als sie Ernst, einen von seiner Frau verlassenen »anständigen« Mann, kennen lernt, freundet sich Doris aus Liebe sogar mit der Hausfrauenrolle an, die ihr sinnvoller erscheint als nichts sagende Büroarbeit. Dass Ernst seine Frau nicht vergessen kann, schmerzt sie. Doris verlässt ihn und benachrichtigt die Ehefrau, um ihm zu helfen. Am Ende sitzt sie im Wartesaal des Bahnhofs und weiß nicht, wohin sie gehen soll.
Aufbau: Konsequent lässt die Autorin die Ich-Erzählerin als fiktive Tagebuchschreiberin in naivem, schnoddrigem, aber klarsichtigem Ton sprechen; die Figur wirkt hierdurch lebendig und plausibel. Mit einer stilistischen Mischung aus Neuer Sachlichkeit und Sentimentalität gelingt es Keun, ihre Leser direkt anzusprechen. Die Handlung ist nicht chronologisch erzählt, doch die Zeitsprünge †“ Vor- und Rückgriffe †“ sind leicht nachvollziehbar.
Wirkung: Nach dem Sensationserfolg des ersten Romans Gilgi, eine von uns (1931) hätte Das kunstseidene Mädchen Keun den literarischen Durchbruch bringen können †“ trotz der vehementen Proteste rechter und konservativ bürgerlicher Kreise. Die nationalsozialistische Kulturpolitik verhinderte jedoch die Etablierung der Autorin auf dem Buchmarkt und zwang sie ins Exil. Heute gilt Keun als Vorreiterin der Frauenliteratur.

Kurzbeschreibung
Doris ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt. Sie will nicht mehr tagaus, tagein lange Briefe tippen, sondern ein Star werden. Sie will hinaus in die große Welt, ins Berlin der Roaring Twenties . . .

Über die Autorin
Irmgard Keun, geboren am 06.02.1905 in Berlin, gestorben am 05.05.1982 in Köln, ist eine der herausragenden Vertreterinnen des Großstadtromans zur Zeit der Weimarer Republik. Mit analytisch-scharfem, leicht ironisch gebrochenem Blick schilderte sie das Schicksal der kleinen Leute in einer unsicheren Zeit. Die Tochter einer Fabrikantenfamilie wuchs in Berlin und Köln auf. Nach dem Besuch der Schauspielschule arbeitete sie kurzzeitig in diesem Beruf. Ihr erster Roman Gilgi, eine von uns (1931) war ein durchschlagender Erfolg. Keun wurde als Wunderkind gefeiert, zumal sie sich fünf Jahre jünger machte. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bereitete ihrer sich anbahnenden Karriere ein jähes Ende; ihre Bücher, die dem Frauenbild der neuen Machthaber nicht entsprachen, wurden verbrannt. Ende 1935 ging Keun ins Exil nach Belgien und reiste mit Joseph R Roth durch das nicht besetzte Europa, danach versteckte sie sich in den Niederlanden. 1940 lebte sie mit falschen Papieren in Deutschland. In den Nachkriegsjahren als Rundfunkautorin erfolgreich, geriet Keun bald in Vergessenheit. Die Renaissance ihrer Romane um 1980 hat sie noch erlebt. Biografie: H. Beutel/A. Barbara Hagin (Hrsg.), „Einmal ist genug“. Irmgard Keun. Zeitzeugen, Bilder und Dokumente erzählen, 1995; G. Kreis, Was man glaubt, gibt es. Das Leben der Irmgard Keun, 1991; H. Häntzschel, Irmgard Keun

September 2001: Neununddreißigneunzig – Frédéric Beigbeder

Cover Neununddreißigneunzig Kurzbeschreibung
Der Preis ist der Titel ist die Message dieses Skandalromans aus Frankreich, der seinen Autor Frédéric Beigbeder den Job in einer bekannten Werbeagentur kostete und ihn auf Platz eins der Bestsellerlisten katapultierte. Er ist ein wildes Pamphlet gegen den Totalitarismus von Medien und Werbung und gegen die neoliberale Pervertierung der Demokratie. Beigbeder reiht sich damit ein in die Front jener französischen Autoren um Michel Houellebecq, die den Verantwortlichen der globalen Realität den ‚Kampf auf Leben und Tod‘ angesagt haben.

Über den Autor
Frédéric Beigbeder, geboren 1965 in Neuilly-sur-Seine, studierte Politikwissenschaft und lebt als Kritiker und Schriftsteller in Paris.
Unter anderem arbeitet er für Elle, Paris Match und die Kultursendung „Masque et la plume“ bei France Inter. Außerdem war er zehn Jahre lang als Texter in einer renommierten Werbeagentur tätig, die ihm nach der Veröffentlichung seines ersten Romans vom Fleck weg engagierte. Er gilt als Enfant terrible des französischen Literaturbetriebs. Neununddreißigneunzig ist sein dritter Roman.

Juli 2001: Traumnovelle – Arthur Schnitzler

Cover TraumnovelleKurzbeschreibung
Faszinierend schildert Arthur Schnitzler das parallele, stark erotisch bestimmte Erleben des Paares Fridolin und Albertine. Er ließ sich auf mysteriöse Weise in eine orgiastische Gesellschaft führen – sie ist in die Erregung eines unvergleichbaren Traumes geglitten. Die Fremde, die Fridolin in dieser leidenschaftlichen Nacht kennenlernt, opfert sich für ihn, weil in dieser bacchantischen Runde jeder Uneingeweihte zum Tode verurteilt ist. Albertine gibt sich im Traum einem eher zufälligen Bekannten hin und sieht ruhig zu, wie ihr Mann für seine Treue zu ihr sich kreuzigen lässt. Fridolin erkennt, als sie ihm dies erzählt, in der Fremden seine eigene Frau.
Das Buch diente als Vorlage für den Film „Eyes Wide Shut“ von Stanley Kubrick mit Tom Cruise und Nicole Kidman in den Hauptrollen.

Arthur SchnitzlerÜber den Autor
Arthur Schnitzler wurde am 15.5.1862 in Wien geboren. Bereits als Neunzehnjähriger versuchte er, seine erste Dramen zu schreiben. Nach dem Studium der Medizin war er Assistenzarzt an der Allgemeinen Poliklinik und dann praktischer Arzt in Wien, bis er sich mehr und mehr seinen literarischen Arbeiten widmete. Das dramatische und das erzählerische Werk entstanden parallel. Er starb am 21.10.1931 als einer der bedeutendsten österreichischen Erzähler und Dramatiker der Gegenwart in Wien.

Juni 2001: Glatteis – Hans Werner Kettenbach

Cover GlatteisKurzbeschreibung
Ausgerechnet beim idyllischen Ferienhäuschen am See stürzt Erika, die attraktive Ehefrau von Tiefbauunternehmer Wallmann, zu Tode. Ein tragischer Unfall, meint die Polizei. Ein fast perfekter Mord – vermutet dagegen der Angestellte Scholten, der einige unschöne Details aus dem Eheleben der Wallmanns kennt. Er stellt auf eigene Faust Nachforschungen an, nicht ahnend, daß er sich dabei auf gefährliches Glatteis begibt.

Über den Autor
Hans Werner Kettenbach, geboren am 20. April 1928 in Bendorf; Pseudonym: Christian Ohlig, ist ein deutscher Journalist und Schriftsteller.
Hans Werner Kettenbach besuchte die Schule in Köln. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Zeitungs- und Theaterwissenschaften, das er jedoch 1953 nach dem Tod seines Vaters abbrechen musste, um dessen Geschäft, eine Anzeigenagentur, weiterzuführen. Von 1954 bis 1956 und von 1958 bis 1964 war er Lektor für Hör- und Fernsehspiele beim Westdeutschen Rundfunk. Von 1956 bis 1958 absolvierte er ein Volontariat bei der Nachrichtenredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. 1958 begann er erneut ein Studium, diesmal mit den Schwerpunkten osteuropäische Geschichte und Philosophie; 1965 promovierte er an der Universität Köln über Lenins Imperialismustheorie.

Ab 1964 arbeitete Kettenbach als Redakteur für den „Kölner Stadt-Anzeiger“: 1966 bis 1968 als Chefreporter und ab 1968 als Korrespondent und Leiter des Bonner Büros dieser Zeitung. Von 1974 bis 1975 war er Vorsitzender der Bundespressekonferenz in Bonn. 1978 ging er als Korrespondent nach New York; nach seiner Rückkehr war er von 1988 bis zu seinem Ausscheiden 1992 stellvertretender Chefredakteur des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Hans Werner Kettenbach begann seine schriftstellerische Arbeit in den Siebzigerjahren als Freizeitautor mit psychologischen Kriminalromanen; inzwischen zählt er zu den bekanntesten deutschsprachigen Krimi-Autoren. Daneben hat er eine Reihe von Hörspielen und Drehbüchern, vor allem für die von Willy Millowitsch verkörperte Figur des Fernsehkommissars Klefisch, verfasst. Kettenbach, der Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland ist, erhielt 1977 für das Manuskript seines ersten Romans den Jerry-Cotton-Preis und 1988 den Deutschen Krimi Preis.