Wetten auf den Literaturnobelpreis 2012 – von Haruki Murakami bis E. L. James

Am 1. Oktober, um 9 Uhr, öffnet das virtuelle Wettbüro Ladbrokes.com seinen Onlinezugang für Wetten auf mögliche Kandidaten für den Literaturnobelpreis 2012. Doch wer den begehrten Preis von Alfred Nobel gewinnen wird, ist wohl das am besten gehütete Geheimnis. Ebenso geheimnisvoll ist der Termin der Bekanntgabe. Bis heute ist nicht bekannt, wann der Preis für Literatur nominiert wird, während die Termine der Nominationen aller anderen Nobelpreise längst feststehen.

Wer ein paar Dollar übrig hat, kann sein Glück versuchen und auf Ladbrokes.com einen Tipp abgeben. Zu Beginn wird der schon seit Jahren gelistete japanische Autor Haruki Murakami mit einer Quote von 8 zu 1 gehandelt, gefolgt von dem ebenso oft vertretenen US-amerikanischen Musiker und Lyriker Bob Dylan mit einer Quote von 11 zu 1.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die tatsächlichen Gewinner oftmals kurz vor Torschluss ganz nach oben katapultiert worden sind. Doch wer das Rennen schließlich macht, bleibt spannend.

Nachfolgend die Top 100 mit den heutigen Quoten. Man achte auf den letzten Platz. Hier rechnen sich doch tatsächlich Einige Gewinnchancen für E. L James aus. Wer einen Dollar auf die Autorin der Erotik-Bestseller-Reihe Shades of Grey setzt, kann beim jetzigen Stand 501 Dollar dazu bekommen.  😉

Haruki Murakami – 8.00
Bob Dylan – 11.00
Mo Yan – 13.00
Cees Nooteboom – 13.00
Ismail Kadare – 15.00
Adonis – 15.00
Ko Un – 15.00
Dacia Maraini – 17.00
Philip Roth – 17.00
Cormac McCarthy – 17.00
Amos Oz – 17.00
Tom Stoppard – 17.00
Alice Munro – 21.00
Enrique Vila-Matas – 21.00
Eduardo Mendoza Garriga – 21.00
Les Murray – 21.00
Ngugi wa Thiog’o – 21.00
Chinua Achebe – 21.00
Assia Djebar – 21.00
Thomas Pynchon – 21.00
Umberto Eco – 26.00
Leonard Nolens – 26.00
Mircea Cartarescu – 26.00
Adam Zagajewski – 34.00
Karl Ove Knausgard – 34.00
Don DeLillo – 34.00
Peter Nadas – 34.00
Nurridin Farah – 34.00
Joyce Carol Oates – 34.00
E L Doctorow – 34.00
Merethe Lindstrom – 51.00
Andrea Camilleri – 51.00
Chimamanda Ngozi Adichie – 51.00
Chang-Rae Lee – 51.00
Ian McEwan – 51.00
Margeret Atwood – 51.00
Gerald Murnane – 51.00
Peter Carey – 51.00
Bei Dao – 51.00
Antonio Lobo Antunes – 51.00
Ernesto Cardenal – 51.00
Yves Bonnefoy – 51.00
Michel Tournier – 51.00
Maya Angelou – 51.00
Mahasweta Devi – 51.00
A B Yehoshua – 51.00
Azar Nafisi – 67.00
Dai Sijie – 67.00
Daniel Kahneman – 67.00
Javier Marias – 67.00
Kazuo Ishiguro – 67.00
Ursula Le Guin – 67.00
David Malouf – 67.00
Hanan Al-Shaykh – 67.00
Salman Rushdie – 67.00
Ben Okri – 67.00
Herman Koch – 67.00
Colm Toibin – 67.00
Claudio Magris – 67.00
A S Byatt – 67.00
Milan Kundera – 67.00
Patrick Modiano – 67.00
Juan Marse – 67.00
William H Gass – 67.00
Yevgeny Yevtushenko – 67.00
Julian Barnes – 67.00
F Sionil Jose – 67.00
John Ashbery – 67.00
Ulrich Holbein – 101.00
Atiq Rahimi – 101.00
Kjell Askildsen – 101.00
Jon Fosse – 101.00
Michael Ondaatje – 101.00
Paul Auster – 101.00
Eeva Kilpi – 101.00
Vassilis Alexakis – 101.00
Mary Gordon – 101.00
Marge Piercy – 101.00
Jonathan Littell – 101.00
Juan Goytisolo – 101.00
Anne Carson – 101.00
Elias Khoury – 101.00
Shlomo Kalo – 101.00
William Trevor – 101.00
Peter Handke – 101.00
Victor Pelevin – 101.00
Ferreira Gullar – 101.00
Antonio Gamoneda – 101.00
Louise Gluck – 101.00
John Banville – 101.00
Rajendra Bhandari – 101.00
Jonathan Franzen – 101.00
Christian Jungersen – 101.00
Sofi Oksanen – 101.00
Shyam Selvadurai – 101.00
Roberto Saviano – 101.00
Olga Tokarczuk – 101.00
Leila Aboulela – 101.00
Daniel Chavarria – 101.00
Anna Funder – 101.00
Tim Winton – 101.00
Peter Hoeg – 101.00
Gosta Agren – 101.00
Michael Frayn – 101.00
Carol Ann Duffy – 101.00
Tadeusz Rozewicz – 101.00
Per Petterson – 101.00
E.L. James – 501.00

Quelle: Ladbrokes.com
Quelle Foto: Wikipedia

Jürgen Habermas erhält den mit 50.000 € dotierten Heine-Preis 2012

Der 73-jährige Soziologe und Philosoph Prof. Dr. Jürgen Habermas erhält den mit 50.000 Euro dotierten Heine-Preis 2012 der Landeshauptstadt Düsseldorf. Der Heine-Preis zählt zu den bedeutendsten Literaturpreisen in Deutschland. Seit 1972 wählt die durch den Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf eingesetzte Jury „Persönlichkeiten, die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten„.

Im Dezember 2012 wird Oberbürgermeister Dirk Elbers den Preis in einem Festakt in Düsseldorf überreichen.

Die Jury begründete ihr Votum wie folgt:

Der Heine-Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf 2012 wird an Jürgen Habermas verliehen, als einen der weltweit bedeutendsten Denker der Gegenwart, für sein Lebenswerk, das durch freiheitliche Ideen der Aufklärung, seinen unermüdlichen Einsatz für ein demokratisch verfasstes Deutschland sowie seine streitbaren Beiträge zu den gesellschaftspolitischen Debatten Europas geprägt ist. Jürgen Habermas steht mit seinem kritischen Werk überzeugend in der Tradition des Schriftstellers und Intellektuellen Heinrich Heine.

Oberbürgermeister Dirk Elbers, Vorsitzender der Jury, sagte nach der Entscheidung:

Mit Jürgen Habermas ehrt die Landeshauptstadt Düsseldorf einen wichtigen Denker, dessen philosophisches Werk weltweite Ausstrahlung hat. Kaum ein anderer Intellektueller prägt so präzise und scharfsinnig die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten in Deutschland und Europa, wie Jürgen Habermas. Mit dem Heine-Preis als einem der wichtigsten Literatur- und Persönlichkeitspreise im deutschsprachigen Raum würdigt Düsseldorf in diesem Jahr auch einen seiner großen Söhne.

Quelle Foto: Wikipedia © Wolfram Huke at en.wikipedia , http://wolframhuke.de

NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o im Literaturhaus München

Aufgrund des großes Interesses begann die Veranstaltung im Literaturhaus München am 14. September 2012 mit ein wenig Verspätung. Während das Literaturhausteam fleißig zusätzliche Stühle im Saal platzierte, standen die Besucher an der Kasse noch in einer Schlange, die bis ins Treppenhaus reichte. Kein Wunder, denn das Münchner Literaturhaus eröffnete das Herbstprogramm mit einem Paukenschlag. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o, der 74-jährige kenianische Schriftsteller und Literaturnobelpreisanwärter, war angekündigt.

Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler moderierte die Veranstaltung. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o erzählte von seiner Kindheit, den vier Frauen seines Vaters, den 24 Geschwistern und wie er, der bis zu seinem 9. Lebensjahr barfuß gelaufen war, auf Drängen und mit Unterstützung seiner Mutter die Schule als Jahrgangsbester absolviert hatte und somit ein Stipendium der Makerere-Universität in Uganda und der University of Leeds in Großbritannien erlangte. Während seiner Schulzeit lernte er in seinem noch unter britischer Kolonialherrschaft stehenden Landes die Ungerechtigkeit der 2-Klassen-Gesellschaft kennen.

In englischer Sprache veröffentlichte er 1964 seinen ersten Roman Weep Not, Child. Seit 1978 übersetzt und publiziert er seine Werke, die er in seiner Muttersprache Kikuyu (Eigenbezeichnung: GÄ©kŠ©yŠ©) verfasst, ins Englische. Ende der 70er Jahre wurde Thiong†™o ohne Prozess unter der Herrschaft der Regierung von Daniel arap Moi inhaftiert.

Sein neuer Roman Herr der Krähen, der im Juni 2011 im A1 Verlag erschienen ist, ist eine lebendige, ausdrucksstarke Satire über den Prototyp des afrikanischen Despoten, die mit tiefgründigem Humor die Lebensbedingungen in einer zunehmend globalisierten Welt thematisiert, heißt es in der Kurzbeschreibung des Verlags. Die Textpassagen, die Knut Cordsen vom Bayerischen Rundfunk vorlas, bestätigten vor allem den tiefgründigen Humor. Der Büchertisch der Münchner Buchhandlung Lentner war nach der Veranstaltung fast komplett leer, vielleicht auch deshalb, weil Sigrid Löffler diesen Roman als das wichtigste afrikanische Buch des 21. Jahrhunderts bezeichnet hatte. NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o nahm sich im Anschluss viel Zeit und signierte geduldig die vielen, vielen Exemplare, die ihm vorgelegt wurden.

NgŠ©gÄ© wa Thiong†™o mit seinen Söhnen Björn u. Thiong´o

Währenddessen nahmen zwei seiner Söhne, die ihn zu der Lesung begleitet hatten, hinter ihm auf der Bühne Platz. Björn, links im Bild, lebt in Schweden und arbeitet als Journalist und auch sein 17-jähriger Sohn Thiong†™o, rechts im Bild, will in die Fußstapfen seines Vaters treten. Zwei weitere Kinder, eine Tochter, die in Finnland lebt und ein Sohn, der gerade an der Universität in Kampala einen Abschluss in Deutsch gemacht hat, schreiben ebenfalls.

Shortlist zum Man Booker Preis 2012

Am 11. September wurde die Shortlist zum Man Booker Prize 2012 veröffentlicht.

Drei Autorinnen und drei Autoren sind nominiert; drei große Verlage konkurrieren mit drei kleinen, drei historische Romane finden sich darunter.

Zwei Debütromane, mit Hilary Mantel eine Gewinnerin des Man Booker Prize und ein zum zweiten Mal nominierter Autor wetteifern um den mit 50.000 Pfund Sterling dotierten Literaturpreis.

Die nominierten Titel der Shortlist

  • Tan Twan Eng: The Garden of Evening Mists (Myrmidon Books)
  • Deborah Levy: Swimming Home (And Other Stories)
  • Hilary Mantel: Bring up the Bodies (Fourth Estate)
  • Alison Moore: The Lighthouse (Salt)
  • Will Self: Umbrella (Bloomsbury)
  • Jeet Thayil: Narcopolis (Faber & Faber)

Am 16. Oktober 2012 wird der Man Booker Preis 2012 bei einem Galadinner in der Londoner Guildhall verliehen.

Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2012: Eine Autorin und fünf Autoren nominiert

Heute, am 12.09.2012, wurden die Nominierten der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2012 bekannt gegeben. Eine Autorin und fünf Autoren gehen ins Rennen um den mit 25.000 Euro dotierten Literaturpreis. Neben dem österreichischen Jung und Jung Verlag, Ch. Beck und Rowohlt Berlin ist der Suhrkamp Verlag gleich mit drei Titeln vertreten.

Die Preisverleihung findet am 8. Oktober 2012, 18.00 Uhr, zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Frankfurter Römer statt. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Nominierten, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht.

Die nominierten Romane im Überblick

Robinsons blaues Haus von Ernst Augustin

Kurzbeschreibung
Daniel Defoe sagt, er habe eines der unglaublichsten und abenteuerlichsten Leben gelebt. Ich sage: Ich auch.
Mein Vater hatte mich eines Tages beiseite genommen: Du wirst es einmal schwer haben, mein Sohn, du wirst entdecken, dass du allein bist, dass du dich auf einer Insel befindest – inmitten eines Ozeans von Menschen, die alle laut reden und alle etwas anderes meinen. Die ihre Seele daran setzen werden, dich von deiner Insel zu vertreiben, es sind sechs Milliarden, alle miteinander, kannst du das verstehen? Ja, Vater. Nein, sagte er.
Es ist die Fabel vom letzten Robinson in einer Welt nicht mehr vorhandener Freiräume. In Grevesmühlen, in blauer Südsee, im Londoner Kerker, im Spiegelhaus auf dem Wyman Tower. Es gibt einen hochpolierten Freitag, eine Dame mit Schritt, es gibt eine abgesoffene Kirche, ein Imperium von Besenkammern und es gibt Luxus, illuminierte Zahnbürsten, Tangomusik, bernsteinfarbenes Licht. Vor allem gibt es eine Unmenge virtuellen Geldes, mit dem man das alles kaufen kann und das sich auf Knopfdruck „löscht“. Und der beste Freund erweist sich dann als der tödlichste. Eine letzte Robinsonade, ja, aber eine poetische von nie gesehener Farbigkeit, genau so – der Autor ist seit drei Jahren erblindet.

Sand von Wolfgang Herrndorf

Kurzbeschreibung
„Er aß und trank, bürstete seine Kleider ab, leerte den Sand aus seinen Taschen und überprüfte noch einmal die Innentasche des Blazers. Er wusch sich unter dem Tisch die Hände mit ein wenig Trinkwasser, goß den Rest über seine geplagten Füße und schaute die Straße entlang. Sandfarbene Kinder spielten mit einem sandfarbenen Fußball zwischen sandfarbenen Hütten. Dreck und zerlumpte Gestalten, und ihm fiel ein, wie gefährlich es im Grunde war, eine weiße, blonde, ortsunkundige Frau in einem Auto hierherzubestellen.“ Während in München Palästinenser des „Schwarzen September“ das Olympische Dorf überfallen, geschehen in der Sahara mysteriöse Dinge. In einer Hippie-Kommune werden vier Menschen ermordet, ein Geldkoffer verschwindet, und ein unterbelichteter Kommissar versucht sich an der Aufklärung des Falles. Ein verwirrter Atomspion, eine platinblonde Amerikanerin, ein Mann ohne Gedächtnis †“ Nordafrika 1972. Ein mitreißender Agententhriller †“ und noch viel mehr: ein literarisches Abenteuer, ein außerordentlicher Roman.

Landgericht von Ursula Krechel

Kurzbeschreibung
Nach „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel noch einmal den Spuren deutscher Geschichte nach. Ihr neuer Roman handelt vom Exil und von den fünfziger Jahren, von einer Rückkehr ohne Ankunft.Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt? Nach ihrem gefeierten, 2008 erschienenen Buch „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel mit ihrem neuen großen Roman „Landgericht“ noch einmal auf Spurensuche. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Richard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaasschen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Ursula Krechels Roman lässt Dokumentarisches und Fiktives ineinander übergehen, beim Finden und Erfinden gewinnt eine Zeit atmosphärische Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt „Landgericht“ den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. „Landgericht“, der Roman mit dem doppeldeutigen Titel, handelt von einer deutschen Familie, und er erzählt zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik.

Indigo von Clemens J. Setz

Kurzbeschreibung
Im Norden der Steiermark liegt die Helianau, eine Internatsschule für Kinder, die an einer rätselhaften Störung leiden, dem Indigo-Syndrom. Jeden, der ihnen zu nahe kommt, befallen Übelkeit, Schwindel und heftige Kopfschmerzen. Der junge Mathematiklehrer Clemens Setz unterrichtet an dieser Schule und wird auf seltsame Vorgänge aufmerksam: Immer wieder werden Kinder in eigenartigen Maskierungen in einem Auto mit unbekanntem Ziel davongefahren. Setz beginnt, Nachforschungen anzustellen, doch er kommt nicht weit; er wird aus dem Schuldienst entlassen. Fünfzehn Jahre später berichten die Zeitungen von einem aufsehenerregenden Strafprozess: Ein ehemaliger Mathematiklehrer wird vom Vorwurf freigesprochen, einen Tierquäler brutal ermordet zu haben. Und jetzt noch einmal von vorne. Vergessen Sie die Zusammenfassung einer Romanhandlung, die sich jeder Zusammenfassung entzieht, und lesen Sie das Buch. »Indigo« von Clemens J. Setz. Sein viertes insgesamt. Sie werden feststellen: Das »radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur« (»Die Welt«) geht weiter. Rasend spannend und so erholsam wie eine gute Massage. Hinterher spüren Sie jeden Muskel.

Fliehkräfte von Stephan Thome

Kurzbeschreibung
Hartmut Hainbach ist Ende fünfzig und hat alles erreicht, was er sich gewünscht hat: Er ist Professor für Philosophie und hat seine Traumfrau geheiratet, die er nach zwanzig Jahren Ehe immer noch liebt. Dennoch ist Hartmut nicht glücklich. Seine Frau ist nach Berlin gezogen, sodass aus der Ehe eine Wochenendbeziehung geworden ist, die gemeinsame Tochter hält die Eltern auf Distanz, der Reformfuror an den Universitäten nimmt Hartmut die Lust an der Arbeit. Als ihm überraschend das Angebot zu einem Berufswechsel gemacht wird, will er endlich Klarheit: über das Verhältnis zu seiner Tochter, über seine Ehe, über ein Leben, von dem er dachte, dass die wichtigen Entscheidungen längst getroffen sind. Drei Jahre nach seinem gefeierten Debüt Grenzgang gerät in Stephan Thomes neuem Roman Fliehkräfte wieder einer ins Straucheln. Und mit atemberaubendem Gespür für die Niederlage, für das, was wirklich schmerzt, schickt Thome seinen Helden auf eine alles entscheidende Reise. Über Frankreich und Spanien führt sie ihn bis nach Lissabon und zugleich in die Vergangenheit, ganz nah heran an die Verwerfungen und Abgründe des gelebten Lebens.

Nichts Weißes von Ulf Erdmann Ziegler

Kurzbeschreibung
Dies ist die Geschichte von Marleen, die sich, noch ehe sie Lesen lernt, in die Welt der Buchstaben verliebt. Hineingeboren in eine erfolgreiche Werber- und Illustratorenfamilie, träumt sie früh von wahrhaft Großem: der perfekten Schrift. An der Kunsthochschule hat sie Rückenwind, kann Marleen sich selbst Kontur verleihen. Ihr Pioniergeist treibt sie voran, bald steckt sie mittendrin in der Jobwelt der Achtziger – und erliegt deren Verheißungen. Die Medien erfahren einen Schub, plötzlich geht alles rasend schnell, schon hat man den Halt verloren. Sie muss erste Rückschläge einstecken, berufliche wie private. Flexibilität ist gefragt, schon in den Anfangszeiten der Globalisierung, und Marleen gibt sich flexibel, koste es, was es wolle – in der Hoffnung, dass ihr Traum weniger flüchtig ist als die Welt, gegen die es gilt, ihn wahrzumachen. Mit »Nichts Weißes« legt Ulf Erdmann Ziegler den Roman einer Generation vor, für die das Hereinbrechen des Computerzeitalters identisch ist mit dem eigenen Erwachsenwerden. Randscharf, raffiniert, brillant.