Druckfrisch mit Denis Scheck im Ersten am 26.02.2012 um 23.35 Uhr

Heute heißt es um 23.35 Uhr wieder †œDruckfrisch †“ Neue Bücher mit Denis Scheck† im Ersten.

Denis Scheck trifft Nicholson Baker und spricht mit ihm über Genitaltransfer, Peniswaschanlage und Stöhnzimmer †“ Themen, die Nicholson Baker in seinem heiteren Roman „Haus der Löcher“ behandelt.

Kurzbeschreibung
Das Haus der Löcher ist prickelnd erotisch: Wo sonst spielt Rimski-Korsakow eine Symphonie direkt auf unserem sensiblen Oberschenkel? Wo treiben wir es, umsprungen von Bergzebras, auf luftigen Felsspitzen? Oder werden, sanft gebettet, durch eine Peniswaschanlage geschoben?

Was ist das Haus der Löcher für ein Ort? Nicholson Baker, Spezialist für ungewöhnliche Erotik («Vox», «Die Fermate»), hat ihn entdeckt. Es ist ein Resort, küstennah, sonnenbeschienen, luxuriös, mit angeschlossenem Vergnügungspark, ein Ort, wie wir ihn uns erträumen, ein Ort, an dem unsere geheimsten sexuellen Wünsche erfüllt werden, sogar solche, die wir nie zu wünschen wagten. Und wie kommen wir hin? Na, so ähnlich wie Alice ins Wunderland: etwa durch das Loch im dritten Trockner von links im Waschsalon um die Ecke; durch das im Trinkhalm unseres Cocktails – oder einfach, indem wir dieses Buch aufschlagen und kopfüber eintauchen.

Mit Jan Peter Bremer spricht Denis Scheck über „Der amerikanische Investor„, in dem der Autor einen armen Poeten mit Schreibblockade am Turbokapitalismus und an der Gentrifizierung scheitern lässt.

Kurzbeschreibung
Vor sich eine weiße Wand und die herausfordernd leere Seite seines Notizhefts, ringt ein Schriftsteller um den ersten Satz. Und weil sich der an diesem heißen Berliner Sommertag partout nicht einstellen will, springt er auf, kontrolliert zum hundertsten Mal, ob sich der Zustand seiner Wohnung wieder verschlechtert hat: Das alte Mietshaus, in dem er mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, wird von dem neuen amerikanischen Investor saniert, und nun senken sich die Böden ab. Die Wände zeigen Risse, und ist nicht sein ganzes Leben seitdem buchstäblich in eine Schieflage geraten? Er beschließt, dem amerikanischen Investor einen Brief zu schreiben. Natürlich führt auch dieser neue Plan zwangsläufig zur weißen Seite zurück, und je stärker und empathischer sich der Schriftsteller auf der Suche nach dem richtigen Einstieg in seinen Adressaten hineinversetzt, von dem er kaum mehr weiß, als dass dieser ständig in seinem Flugzeug die Welt umkreist, desto unbarmherziger wird er auf die eigene Lebenssituation zurückgeworfen. Furios und unentwegt Volten schlagend, entwickelt Jan Peter Bremer Szenen von aberwitziger Komik und erweist sich einmal mehr als Meister der hochprozentigen Parabel.

Denis Scheck empfiehlt den zweiten Teil der „Königsmörder-Chronik – Die Furcht des Weisen“ von Patrick Rothfuss. Schon der erste Teil, der unter dem Titel „Die Name des Windes“ im Jahr 2008 erschienen ist, hat Denis Scheck begeistert: „Für mich ist Der Name des Windes die überzeugendste Fantasy seit Tolkiens Der Herr der Ringe, ein Roman von Musik und Magie, der sich wie eine Kreuzung aus Bob Dylan und Jack Vance liest,“ lautete sein Fazit.

Kurzbeschreibung
Eine Intrige zwingt Kvothe die arkanische Universität zu verlassen. Seine Suche nach den sagenumwobenen Chandrian, die seine Eltern getötet haben, führt ihn an den Hof von Maer Alveron, und weiter zu den sturmumwogten Hügeln von Ademre. Schließlich gelangt er in das zwielichtige Reich der Fae, wo er der sagenumwobenen Felurian begegnet, der bisher noch kein Mann widerstehen konnte … Eine Geschichte voller Poesie und Musik, voller Leidenschaft, aber auch voller Intrigen, dunkler Geheimnisse und Magie. Dieser zweite Band von »Der Name des Windes« steckt wieder voller neuer Geschichten und Ideen von Patrick. Der Band ist daher so umfangreich geworden, dass man ihn teilen musste in zwei Bände – »Die Furcht des Weisen 1« und »Die Furcht des Weisen 2«. Mit »Die Furcht des Weisen« legt Patrick Rothfuss den zweiten Teil der Königsmörder-Chronik-Trilogie vor, der in den USA bei Kritikern und Fantasylesern begeistert aufgenommen wurde und schon bald einen der vorderen Plätze in der New York Times Bestsellerliste belegte. 2007 wurde Patrick Rothfuss für seinen Roman »Der Name des Windes« mit dem Quill Award sowie dem Pulishers Weekly Award für das beste Fantasy-Buch des Jahres ausgezeichnet.

Und zuletzt kommentiert Denis Scheck Christian Krachts neuen umstrittenen Roman „Imperium„.

Kurzbeschreibung
Eine deutsche Südseeballade. In »Imperium« erzählt Christian Kracht eine Aussteigergeschichte in den deutschen Kolonien der Südsee, indem er virtuos und gut gelaunt mit den Formen des historischen Abenteuerromans eines Melville, Joseph Conrad, Robert Louis Stevenson oder Jack London spielt. Die Welt wollte er retten, eine neue Religion stiften, gar ein eigenes Reich gründen – eine Utopie verwirklichen, die nicht nur ihn selbst, sondern die Menschheit erlöst, fernab der zerstörerischen europäischen Zivilisation, die gerade aufbricht in die Moderne und in die Katastrophen des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Doch in der Abgeschiedenheit der Südsee, in einer Kolonie des wilhelminischen Deutschland, gerät ein von einem vegetarischen Spleen besessener Sonnenanbeter in eine Spirale des Wahnsinns, die die Abgründe des 20. Jahrhunderts ahnungsvoll vorwegnimmt. In seinem vierten Roman zeichnet Christian Kracht die groteske, verlorene Welt von Deutsch-Neuguinea, eine Welt, die dem Untergang geweiht ist und in der sich doch unsere Gegenwart seltsam spiegelt. Zugleich aber ist Christian Krachts „Imperium“ eine erstaunliche, immer wieder auch komische Studie über die Zerbrechlichkeit und Vermessenheit menschlichen Handelns.

Auf dem Prüfstand landen in dieser Sendung die Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste †“ Belletristik.

Quelle: DasErste – Druckfrisch

Druckfrisch: Denis Scheck bewertet die Top Ten der Spiegel-Bestenliste KW 44/08

Am Sonntag, den 2. November 2008, um 23.35 Uhr, lief in der ARD die Literatursendung Druckfrisch mit Denis Scheck.
Unerbittlich waren wieder seine Kommentare und Bewertungen zur Spiegel-Bestenliste der Hardcover der Woche 44/2008. Für wirklich lesens- und empfehlenswert hält er im Moment nur „Die Schweigeminute“ von Siegfried Lenz und die „Die souveräne Leserin“ von Allan Bennett.

Platz 1 : Der Turm von Uwe Tellkamp

„Der Turm“ will ganz ungemein deutsch, ganz ungemein bürgerlich und ganz ungemein Kunst sein. Bei all dem deutschen bürgerlichen Kunstwollen entsteht ein Geruch nach Schweiß wie in der Umkleidekabine eines Fußballoberligisten nach der Halbzeitpause.

Platz 2 : Feuchtgebiete von Charlotte Roche

FeuchtgebieteDieser Amoklauf gegen alle, deren, Zitat, „oberstes Gebot im Leben lautet: keine Flecken hinterlassen“, amüsiert etwa die ersten 20 Seiten lang. Danach hat man dann nur noch ein banales Jugendbuch in Händen und wünscht sich nicht sehnlicher als einen Tintenkiller.

Platz 3 : Schwerelos von Ildikó von Kürthy

Wenig verändert hat sich auch Kürthys literarischem Kosmos: das Personal dieses Romans einschließlich schwulen Türken und hirnlosen Lovern kommt einem aus früheren Büchern allzu bekannt vor. Das ist kein Fall von Recycling, das ist ein Resteessen.

Platz 4 : Brida von Paulo Coelho

Paulo Coelho lässt nichts aus, was der Markt an neoreligiösem Stuss hergibt, um die spirituelle und sexuelle Erweckung einer junger Irin namens Brida aufzuzeigen. An einer Stelle fragt Brida ihre Lehrerin: „Woran erkennst du, dass ich eine besondere Gabe habe?“ und erhält zur Antwort: „Das ist ganz einfach. An den Ohren.“ Ach so.

Platz 5 : Die souveräne Leserin von Alan Bennett

Was gute Bücher in einem gekrönten Haupt anrichten, davon erzählt Alan Bennett in seiner schlauen Einführung in die Welt der Bücher und des British Way of Life. Stellen Sie sich vor, die britische Queen entdeckt im Alter plötzlich die Freuden der Literatur, beginnt tatsächlich zu lesen und entdeckt, dass Literatur vor keinem buckelt. Ein königliches Vergnügen!

Platz 6 : Die Tore der Welt von Ken Follett

Die Tore der WeltDie ausgewalzte, zweihundert Jahre später spielende Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“ ist ein Roman wie ein Freilichtmuseum: Menschen mit dem Bewusstsein von heute agieren in Kostümen von gestern.

Platz 7 : Schweigeminute von Siegfried Lenz

Scheigeminute„Um über den Regen zu schreiben, muss man nicht gerade nass geworden sein“, hat Siegfried Lenz einmal in einem Essay erklärt. Ich aber glaube, so einsichtsreich, tief und berührend wie in dieser Novelle über die Liebe zwischen einem Schüler und seiner Englischlehrerin kann nur jemand schreiben, der den Verlust einer geliebten Person persönlich erlebt hat.

Platz 8 : Der kleine Bruder von Sven Regener

Westberlin als Ort der Befreiung von Bundeswehr, Eltern und Ökonomie schildert Sven Regener im Mittelteil seiner schönen Trilogie um Frank Lehmann, der aus Bremen nach Kreuzberg kommt. Ob man dort irgendwas beachten müsse, fragt Lehmann einmal seinen Freund Wolli. Dieser erteilt ihm den weisen Rat: „In Berlin wohnen ist wie Tubaspielen: Hauptsache, du pupst ordentlich rum!“

Platz 9 : Die Tochter der Wanderhure von Iny Lorentz

Unerwiderte Liebe ist schlimm. So schlimm wie hier aber war sie noch nie, kleidet sie dieser Mittelalterschmöker doch in die blechernsten Dialoge aller Zeiten.

Platz 10 : Bis(s) zur Mittagsstunde von Stephenie Meyer

„Nackenbeißer“ heißen im Buchhandel Schmonzetten, in denen junge Frauen von etwas älteren Männern in die Geheimnisse der Liebe eingeführt werden. Der Altersunterschied zwischen Meyers begriffsstutziger Heldin Bella und ihrem zum Verrücktwerden höflichen Vampir-Geliebten Edward beträgt gleich mehrere hundert Jahre. Und dann weigert sich Edward auch noch zu beissen. Resultat: ein Nackenbeisser ohne Biss.

Die kompletten Kommentare sind hier nachzulesen, desweiteren hat DasErste ein Video der Sendung online gestellt.

Quelle: Druckfisch