Gestern erhielt der Lesekreis eine E-Mail vom Berlin Verlag. Darin heißt es, dass eine Online Recherche ergeben hat, dass der Lesekreis zu den „interessanten und spannenden“ Literaturblogs gehört. Wie schön, das geht doch runter wie Öl! 😉 Weiter heißt es in dem Schreiben, der Berlin Verlag wolle in Zukunft, neben den klassischen Printmedien, verstärkt aktive Literaturblogs in die Pressearbeit mit einbinden und kostenlose Rezensionsexemplare zur Verfügung stellen.
Ein Zeichen der Zeit? Bestimmt, denn vor gar nicht allzu langer Zeit, habe ich auf eine Anfrage für Rezensionsexemplare nicht mal eine Antwort bekommen. Auf dem LovelyBooks Social Web-Event vor knapp einem Jahr im Literaturhaus in München, erklärte die damalige Online-Marketingleiterin vom Hanser Verlag, dass ihr Verlag maximal 20 Bücher als Freiexemplare verteilt und diese in der Regel den Printmedien zugeteilt werden.
Literaturblogs sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Als sich der Lesekreis 2007 beim deutschen Webblog-Verzeichnis „Bloggerei“ angemeldet hat, waren dort etwa 70 Literaturblogs verzeichnet – heute sind es über 300. Rein subjektiv betrachtet, scheinen viele junge web-affine Frauen sich über ihre Leseeindrücke aus dem Genre der Fantasy-Literatur mitzuteilen. Bücher mit übernatürlichen, irrealen, märchenhaften und magischen Elementen, Personen und Figuren stehen seit dem Twilight-Hype nicht nur bei Jugendlichen hoch im Kurs. Verlage mit entsprechendem Programm gehen großzügig mit Freiexemplaren um. Die Blogs bringen die Titel in die Öffentlichkeit, indem sie Rezensionen schreiben und Leserunden oder Gewinnspiele veranstalten.
Wahrscheinlich ist es höchste Zeit, dass auch Verlage wie der Berlin Verlag, der laut Website durch ein ausgewogenes Verhältnis ambitionierter literarischer Titel und einem Sachbuch-Programm, das sich vor allem gegenwartspolitischen Themen sowie Themen der Alltagskultur widmet, sich die Literaturblogs zunutze macht und die Marketingstrategie ändert.
Der „Waschzettel“ für das am 05.02.2011 erscheinende Buch „Pigeon English“ von Stephen Kelman klingt auf jeden Fall vielversprechend.