Back Dagger Ladies Online
Showdown
Kapitel 17
Lilli, Lucy, Raphaello, Nando, Gavin, Doc und Bowen waren unweit von den anderen in einem parallelen Tunnel unterwegs. Die Luft war abgestanden und muffig. „Hier könnte man auch mal lüften, und diesör Schwefelduft – fast wie im Limbo…†œ Doc zog Ef-Ef aus ihrer Jackentasche. „Hör zu, Kleiner, ich würde hier auch nicht einziehen wollen, trotzdem halt jetzt bitte die Klappe, sonst setze ich dich hier aus.†œ Der Dämon schmollte mal wieder und wurde zurück in die Tasche gesteckt. Die Neonröhren an der Decke flackerten, es war so still, dass man es sogar hören konnte. Nach ungefähr 20 Metern machte der Tunnel eine scharfe Rechtskurve. In der Biegung befand sich eine Tür. Sie blieben dort stehen.
Lilli blickte auf ihr Golden Eye und teilte allen mit: „Hinter der Tür befindet sich eine Treppe, und die führt hoch in eines der südlichen Aristokratengebäude. Der Wärmebildmodus zeigt nur eine Person an. Keine magischen Schwingungen, es wird sich wohl um einen Menschen handeln.†œ Lucy blickte auch auf ihr kleines Navi. „Wenn wir diesem Tunnel weiter folgen, müssten wir nach ca.100 Metern das Hauptlabor erreichen. Dort befinden sich auch die Klone. Am besten gehen Bowen und Doc da hoch, ihr erledigt den Einzelkämpfer und kommt dann wieder hier runter. Wir anderen gehen schon mal vor, es wird leichter sein im Labor alles zu vernichten, solange uns hier noch keiner bemerkt hat.†œ Bowen nickte zustimmend. „Gute Idee, so machen wir das, wir kommen dann gleich nach. Lasst uns auch noch etwas übrig.†œ Dann zog die Truppe Richtung Labor los. Bowen und Doc standen nun allein vor der Tür.
„Ich würde sagen, Ladies first†œ, flüsterte Doc ihm zu und hatte schon die Hand an der Klinke. Bowen hielt sie zurück und küsste sie noch einmal. „Okay, dann leg los, Süße. Und denk dran – immer schön draufhalten.†œ „Alles klar, Clyde. Bonnie ist doch ein Profi.†œ Dann klopfte sie nochmal auf ihre Jackentasche. „Und du bist schön still da drin, dann gibt†™s nachher ein Snickers und ein Guiness für dich.†œ Sie zwinkerte Bowen nochmal zu, dann öffnete sie mit gezogener Waffe im Anschlag die Tür. Beide stiegen leise die Treppe nach oben, bis sie vor einer weiteren Türe standen. Doc trat sie auf und richtete ihre SIG direkt auf den unscheinbaren Mann, der hinter dem einzelnen großen Schreibtisch saß. Sie waren in einem Büro gelandet. Hinter dem Mann am Schreibtisch befand sich eine weitere Tür, die wahrscheinlich auf den Hauptplatz nach draußen führte. Offensichtlich war der Mann, dem weißen Kittel nach zu urteilen, ein Labormitarbeiter. Er hatte kurzes dunkles Haar, asiatische Gesichtszüge und trug eine Brille. Er war gerade dabei etwas in die Tastatur an seinem Computer zu schreiben. „Keine Bewegung! Hände hoch und langsam aufstehen, Gesicht zur Wand!†œ Er blickte auf und sah Doc böse an. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen. Ihr blieb keine Zeit darüber nachzudenken. Er erhob sich langsam, machte aber nicht im Geringsten den Eindruck, als würde ihn die Waffe, die auf ihn gerichtet war, beeindrucken. Anstatt die Anweisung zu befolgen, ging er langsam auf sie zu. Doc zögerte nicht und feuerte ab. Einmal, zweimal, ein drittes Mal, die Kugeln prallten an dem Kerl einfach ab! Dann passierten mehrere Dinge auf einmal.
Der vermeintliche Labormitarbeiter war auf einmal von einer schwefeligen stinkenden Rauchwolke umgeben. Docs Augen brannten fürchterlich und sie bekam kaum Luft. Bowen stand plötzlich neben und nicht mehr hinter ihr. Da löste sich der Rauch auf, und Dungeon, das Oberhaupt der Red Dragon stand in seiner beeindruckenden Drachengestalt vor ihnen. Sein ganzer, jetzt 3 Meter großer Körper war von rot schimmernden Schuppen überzogen. Er hatte einen langen stachligen Schwanz, mit einer klingenförmigen Spitze, die extrem scharf aussah. Auf seinem Rücken wuchsen zwei blutrot glänzende Flügel. Rauch kam aus seinen Nasenlöchern, und seine Hände wurden zu großen Pranken mit je drei großen Krallen, ebenso seine Füße. Er sah irgendwie wunderschön und erschreckend tödlich zugleich aus. Er blickte sie aus glühend roten Reptilien-Augen an. Plötzlich fiel Doc wieder ein, woher sie ihn kannte.
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„Verflucht! Jane, lauf zurück, und hol die anderen†œ, hörte sie Bowen schreien, doch sie konnte sich nicht rühren, Dungeon hielt sie mit seinem Blick gefesselt. „Bowen, ich, ich kann mich nicht bewegen, seine Augen und der Schwefel, den ich eingeatmet habe, haben mich gelähmt.†œ „Ja, Vampir was macht ihr beiden jetzt, hm?†œ, fauchte Dungeon. „Gegen meine uralten Drachenkräfte kommt ihr nicht an, nicht einmal die schwarzen Druiden konnten mich besiegen. Ich habe sie zu meinen Marionetten gemacht. Wenn du deiner Liebsten noch etwas sagen möchtest, solltest du es jetzt tun, ich werde sie gleich grillen, und dann lasse ich sie mir schmecken. Danach schnappe ich mir den Rest von eurer Truppe.†œ Bowen hatte nur einen einzigen Gedanken, er musste Jane aus der Schusslinie bringen. Neben der Tür, durch die sie gekommen waren, stand ein antiker Stuhl. Er schnappte ihn sich und ging damit auf Dungeon los. Das Möbelstück zerbarst, doch der Drache zuckte nicht mal mit der Wimper. Bowen ging auf ihn los und versuchte ihn irgendwie dazu zu bringen seinen Blick von Doc abzuwenden. Er zog sein Schwert und stach damit mehrfach auf seine Brust ein. Es waren enorme Kräfte notwendig diese stahlharten Schuppen zu durchbohren, doch in seiner Verzweiflung den Drachen von Doc abzulenken, gelang es ihm und brachte ihm die gewünschte Aufmerksamkeit. Dungeon schlug nach Bowen und wandte seinen Blick endlich ihm zu. Er fegte mit seinem Schwanz den Schreibtisch hinter sich an die Wand, der in kleine Stücke zerbröselte. Alleine konnten sie dieses Geschöpf niemals besiegen. Unablässig schlug Bo mit seinem Schwert auf den Gegner ein. Dieser versuchte ihn mit Prankenhieben abzuwehren. Bowen wich geschickt aus. Er drehte sich um und rief: „Jane, zurück in den Tunnel!†œ Langsam bewegten sie rückwärts zu der Tür, durch die sie gekommen waren. In die unterirdischen Gänge würde er ihnen in dieser Gestalt niemals folgen können, er war einfach zu groß. Sie war schon an der Treppe, doch bevor Bowen die Tür erreichen konnte, erwischte Dungeon ihn und zog ihm die Pranke über den Rücken. Da er ihnen nicht folgen konnte, fauchte er noch wütend: „ Euch kriege ich noch… ALLE!†œ Er wandte sich ab und stampfte wutschnaubend aus dem Gebäude heraus, riss dabei die Tür aus den Angeln und einen guten Teil der Mauer raus. Durch das klaffende Loch in der Wand konnte sie noch erkennen wie er sich in die Luft erhob. Bowen schloss die Tür hinter sich. Er stand auf dem obersten Treppenansatz und spürte plötzlich wie ihm das Blut den Rücken entlang floss. Erstaunt blickte er Doc an, seine Beine knickten ein und dann fiel er kopfüber die Treppe herunter. Unten angekommen, schlug er hart auf und blieb auf dem Bauch liegen. Sie eilte ihm hinterher und kniete sich neben ihn. Er zitterte, sein Gesicht war kreidebleich und Schaum bildete sich an seinem Mund. Ihr entfuhr aus tiefster Seele ein Schrei. Er war furchtbar verletzt. Seine Lederjacke war am Rücken zerrissen, das Hemd darunter auch. Von den Krallen zogen sich 3 tiefe, klaffende Wunden durch sein Fleisch bis auf die Wirbelsäule darunter. Sein Rücken war total zerfetzt. Man konnte auch noch andere Dinge erkennen, die nie das Tageslicht erblicken sollten. Es sah einfach grauenvoll aus. Bowen musste unvorstellbare Schmerzen haben. Sie beide hatten keine Sekunde an den Alarmknopf von Golden Eye gedacht, so sehr waren sie fixiert darauf einander zu retten. Zum Glück war Ef-Ef in der Jackentasche, in der sich das Gerät befand, und schickte ein Alarmsignal an die anderen. Bowens anfängliches Zittern ging inzwischen in ein krampfartiges Zucken über. Seine Augen wurden trüb und glasig. „Der Mistkerl hat mich erwischt†œ, keuchte er. Sie legte ihre Hände auf die Wunde und versuchte ihn mit ihrer Magie zu heilen. Doch ihre Zauberkräfte prallten immer wieder zurück. „Verdammt, was soll das?†œ „Jane, er hat mich vergiftet. Ich kann mich nicht selbst heilen. Und mit Magie funktioniert es auch nicht.†œ „Was soll das heißen? Du, du bist ein Vampir, du stirbst an so einer Verletzung nicht.†œ Ihr Herz zog sich zusammen. Das konnte doch einfach nicht wahr sein, schnell rief sie in Gedanken ihr ganzes Wissen über ihre Heilkünste ab. Ihr fiel nichts ein.
Da kamen Duncan, Angie und Cyrus auf sie zugelaufen. Gott sei Dank, jetzt war sie nicht mehr alleine, sie wussten bestimmt, was zu tun war. Kerstin und Drago kamen schließlich auch noch durch den Tunnel auf sie zugelaufe. Drago sah auf die Wunde und murmelte: „Man, den hat´s aber ordentlich erwischt.
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Zum Glück hat er seinen Kopf nicht verloren. Das wird schon wieder.†œ Doc nahm kaum etwas anderes als Bowen wahr. „Duncan, das war Dungeon, er war hier und jetzt ist er weg…, fortgeflogen… da…!†œ Sie zeigte auf die Treppe. „Bowen heilt nicht und meine Kräfte versagen auch, was soll das? Bitte, mach, dass es ihm besser geht.†œ Sie wurde immer nervöser. Duncan beugte sich zu Bowen runter, der mit schmerzverzerrte Stimme flüsterte: „Duncan,… ich bin nicht der den ihr kennt… ich…†œ Bowen musste husten, seine Stimme wurde immer schwächer. Duncan beugte sich tiefer zu ihm runter und legte sein Ohr an Bowens Mund. „Ich bin kein Vampir!†œ, röchelte Bowen nunmehr. Zuerst dachte Duncan, dass er sich verhört hatte, doch langsam realisierte er, was das bedeutete und für fatale Folgen haben würde. „Kerstin, Drago und Cyrus ihr müsst dem Drachen hinterher, schnell schnappt ihn euch.†œ Das, was jetzt passieren würde, sollte nicht vor aller Augen geschehen. Zögernd gingen die Drei die Treppe nach oben. Cyrus blickte noch einmal besorgt zurück, die Tür schlug hinter ihm zu und sie waren nur noch zu Viert.
„Jane…†œ, murmelte Bowen, der nun immer stärker von Krampfanfällen geschüttelt wurde, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Doc versuchte weiter verzweifelt ihre Heilkräfte anzuwenden, doch sie versagten ihr den Dienst und ihre Hände wurden immer zittriger. Duncan, der jetzt neben ihr kniete, sprach sanft und beruhigend auf sie ein: „Jane, es hat keinen Sinn, eine Drachenvergiftung ist die tödlichste Verletzung, die es gibt. Wenn er keine vampirischen Heilkräfte hat, können wir nichts mehr für ihn tun.†œ „Das stimmt nicht, das geht doch nicht, er ist ein Vampir, wir haben unser Blut getauscht! Er kann nicht sterben.†œ „Bowen, das stimmt doch, oder? Sag ihnen, dass du nicht stirbst!†œ Duncan nahm ihre Hände von den Wunden und hielt sie fest. „Glaub ihm, Jane, er ist kein Vampir. Der Heilungsprozess hätte sonst längst eingesetzt.†œ Bowen atmete rasselnd und mit immer leiser werdender Stimme murmelte er: „Duncan, die Bruderschaft war.., war mein Leben.†œ „Bowen, sag so etwas nicht, du schaffst das schon. Wir sind doch Gefährten. Ich liebe dich.†œ Janes Tränen tropften auf seine Wange. „Egal, was du herausfindest, Jane, ich liebe dich, zweifle niemals daran.†œ Dann bäumte er sich auf und nach einem letzten Krampf blieb er mit geschlossenen Augen reglos liegen. Sein wunderschönes Gesicht – eine reglose Maske. „Nein, nein, das ist ein Trick. Bowen…†œ Doc rüttelte ihn und versuchte seinen Puls zu fühlen. „Nein!†œ Tausend Gefühle durchfluteten sie, versetzen ihrem Herzen Stiche. Sie spürte am anderen Ende ihrer Blutsverbindung… sie spürte gar keine Blutsverbindung mehr. Als Bowen im Limbo war, empfand sie endlose Leere, Schwärze. Aber jetzt nicht mal das, sondern rein gar nichts. Es war so, als hätte es nie eine Verbindung gegeben. Es müsste sie eigentlich in Stücke zerreißen. Sie blickte auf Bowen, er lag dort, tot. Sie hatte ihren Gefährten verloren. Unwiderruflich und endgültig. Als sie ihn so ansah, nahm sie alles wie aus weiter Ferne wahr, spürte nur leicht das Kitzeln ihrer eigenen Tränen. Liebevoll strich sie ihm ein letztes Mal seine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn, gab ihm einen letzten Kuss auf die Wange. „Ich werde dafür sorgen, dass der Drache draufgeht, das schwöre ich dir.†œ Sie spürte eine unglaubliche Wut in sich aufsteigen. Dieser Drache! Einfach abzuhauen… Er hatte Bowen auf dem Gewissen. Sie atmete tief durch, entschlossen und verwundert über ihren plötzlich so klaren emotionalen Zustand. Er war kein Vampir, was war er dann? Sie befanden sich gerade in einem großen gefährlichen Einsatz und sie musste sich zusammenreißen. Zusammenbrechen konnte sie hinterher immer noch. Sie stand auf und sah zu Angie, die mit geröteten Augen in Duncans Jacke dastand. Sofort wurde ihr klar, dass noch viel mehr nicht stimmte. Sie schrieb es dem Schock zu, dass sie noch so klare Gedankengänge hatte, obwohl ihr gerade das Schlimmstmögliche widerfahren war. „Wieso hast du seine Jacke an? Warum bist du voller Blut? Was ist noch passiert?†œ Angies Augen füllten sich wieder mit Tränen, und ihr Blick sagte mehr als 1000 Worte. Eine schreckliche Ahnung erfüllte sie. „Oh nein! Wer?†œ „Norbert, er wurde auch getötet! Und jetzt Bowen, oh Doc, es tut mir so leid.†œ Die beiden umarmten sich und es tat so gut, dass eine ihrer Schwestern bei ihr war. Duncan stand neben ihnen und legte die Arme um Angie und Doc.
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Ein Stück vor ihnen verwirbelte sich die Luft. Zorro materialisierte sich. „Ef-Ef hat mich gerufen, ich soll über den Krieger wachen, während ihr den Kampf zu Ende führt.†œ „Schafft du das?†œ, fragte Duncan Doc. Sie blickte Angie an. So vieles hatten sie schon zusammen durchgemacht. „Ich werde euch jetzt bestimmt nicht hängen lassen. Los beenden wir das hier!†œ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, straffte die Schultern und sammelte sich. Da ging die Tür auf, und Kerstin stand oben an der Treppe.
Sie schrie etwas, was, war aber durch den Lärm, der hinter ihr herrschte, nicht zu verstehen. Sofort rannten Doc, Duncan und Angie zur Treppe. Als sie oben angekommen waren, sahen sie das Chaos. Überall auf dem Vorhof lagen tote Körper. Ob Mensch, oder Kreatur war nicht genau zu erkennen. Drago und Cyrus kämpften mit jeweils drei Wachen. Und die waren verdammt stark. Kerstin kam auf Duncan zugerannt und sagte atemlos: „Wir haben hier soweit alles unter Kontrolle. Aber wow, die sind gut. Ist genau das Richtige, um Frust abzulassen…“ Ein leichtes Grinsen lag auf ihrem Gesicht. Angie schaute sich um und entdeckte in einem der Körper ein Schwert. Da sie ohne Waffen dastand, zog sie es, ohne zu zögern, aus der leblosen Hülle und nahm es an sich. Genau in diesem Moment wurden sie von einer Horde merkwürdig aussehender Gestalten angegriffen. Einige sahen aus wie Moorkobolde, andere wie mutierte Elfen – grünlich schimmernd mit einer Haut wie aus Stein. Angie ging sofort in Kampfstellung, und die anderen taten es ihr gleich. In ihrer Wut über Bowens Tod wurde Doc zu einer richtigen Kampfmaschine, die alles niederschlug, was sich ihr in den Weg stellte. Mit geschickten Drehungen wich sie aus und schlug gleichzeitig ihren Gegner ein Glied ab – oder den Kopf. Sie war überall mit Blut besudelt, aber das war wohl genau das, was sie immer mehr anspornte. Ohne weiter nachzudenken, kämpften auch die anderen bis kein Feind mehr vor ihnen stand. Leicht außer Atem kam Drago zu Kerstin. Diese war noch immer so in Rage über all das, was in den letzten Stunden passiert war, dass er aufpassen musste, nicht von ihr verletzt zu werden. Entschuldigend sah sie ihn an. „Wir haben keine Zeit hier rumzustehen. Wir müssen ins Labor. Ich will Zerstörung“, sagte sie und ging auch schon los. Die anderen schauten sich nur an und folgten ihr wortlos. Vorsichtig näherten sie sich dem Labor. Aus dem Inneren waren viele Stimmen zu hören. Eine war besonders laut †“ es war die von… Dungeon. Er war, nachdem er Bowen getötet hatte, durch einen Nebeneingang unbemerkt zurückgekommen. Er bedrohte Lilli und Lucy, die sich in eine Ecke des Labors zurückgezogen hatten. Von Raphaello, Fernando und Gavin war nichts zu sehen. Als Kerstin, Drago, Duncan, Angie und Doc durch die Tür kamen, sahen sie die Wut in den Augen des Drachen. Sofort hatten sie seine ganze Aufmerksamkeit. Er versuchte jeden einzelnen mit einem Feuerball zu treffen, aber es klappte nicht. Das machte ihn noch wütender und unberechenbarer. „Ich werde euch vernichten“, schrie er, „ihr zerstört meine Pläne nicht. Ihr nicht!“ Rauchschwaden stoben aus seiner dicken Nase. Kerstin begann zu lachen. „Weißt du eigentlich, dass du richtig niedlich aussiehst, wenn du so wütend bist?“, fragte sie ihn und sah ihm dabei tief in die Augen. Verwirrt starrte der Drache Kerstin an. Diesen Moment der Unachtsamkeit nutzten Lilli und Lucy, um sich aus der Ecke zu stehlen und zu den anderen zu gelangen. Mittlerweile waren auch Raphaello, Nando und Gavin zurück. Sie hatten im hinteren Teil des Labors die Klone zerstört. „Wir haben schlechte Nachrichten“, sagte Nando, „der größte Teil der Klone ist verschwunden.“ Dungeon warf den Kopf in den Nacken und prustete los. Es klang wie ein hysterisches, irres Lachen. Es ließ alle im Raum für einen kurzen Moment zusammenschrecken. Als erstes hatte Lilli sich wieder im Griff.
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Sie stand breitbeinig neben Lucy und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. „Ja, ja, lach du nur. Komisch, dass wir nicht mit lachen. Aber es gibt ja das Sprichwort: Wer zuletzt lacht, lacht am besten!†œ Lucy stemmte jetzt auch trotzig die Hände in die Hüften. „Genau, du Stümper. Wir haben nämlich euren Rechner geknackt und haben alle Daten über die Klone kopiert. Es wird ein Leichtes sein, sie ausfindig zu machen. Wir wissen ja jetzt, wen ihr alles geklont habt. So ein Pech aber auch. Das tut mir jetzt richtig leid für dich.†œ Lilli und Lucy standen breit grinsend und triumphierend da. Fernando und Duncan wechselten einen besorgten Blick und Gavin raunte den beiden zu: „Ich glaube, das war jetzt nicht sehr klug von euch beiden.†œ Dungeon hörte sofort auf zu lachen, schaute Lilli und Lucy voller Hass an und schon brach die Hölle los. Mehrere Feuerbälle schossen auf die beiden zu. Doch bevor sie sich rühren konnten, hatte sich Gavin schon vor sie geworfen, um das Feuer abzufangen. Gavin konnte aufgrund seiner Herkunft die Feuerbälle kompensieren. Aber einer ging an ihm vorbei und traf Lucy genau auf den Bauch. Durch die Wucht wurde sie zurück an die Wand geschleudert. Lucy rutschte ohnmächtig an der Wand entlang herunter und blieb verwundet liegen. Alle schauten geschockt zu ihr. Gavin und Doc stürzten sofort los, um ihr zu helfen. Lilli drehte sich zu Dungeon um, zog eins ihrer Schwerter und stürzte sich auf ihn. „Du elender, dreckiger Wurm! Das hast du nicht umsonst gemacht!†œ Mit all ihrem Zorn und Hass, ließ sie das Schwert auf Dungeon niedersausen und schlug ihm mit diesem einen Hieb eine seiner riesigen Klauen ab. Der laute Schmerzensschrei von Dungeon ließ allen das Blut in den Adern gefrieren, und niemand war in dem Moment fähig einzugreifen. Lilli wirbelte mit ihrem Schwert um den Drachen herum. „Na, du kleiner Wurm, kommt dir das Schwert irgendwie bekannt vor? Das ist Siegfrieds Schwert, auch als Drachentöter bekannt. Siegfried ist ein Landsmann von mir, und das Schwert ist schon seit einer Ewigkeit im Besitz unserer Familie. Es hat nur auf dich gewartet.†œ Während sich Dungeon vor Schmerzen wand, hatte sich Lilli auf seinen Rücken geschwungen. Sie strahlte in einem gleißenden Grün und war so voller Wut, dass sie alles um sich herum gar nicht mehr wahrnahm. Auch nicht, dass Dungeon sich nicht mehr rührte und sie mit einem Auge lauernd beobachtete. Lilli erhob Siegfrieds Schwert und wollte gerade zum Todesstoß ausholen, als sie von Dungeons Schwanz getroffen wurde. Sie flog quer durch den Raum und landete mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand. Dungeon hatte sie aber nicht mit voller Wucht getroffen, so behielt sie die Kontrolle über ihren Körper und landete nach dem harten Aufprall sicher auf ihren Füßen. Sie war neben Cyrus gelandet, der sie packte und zurück halten wollte. Aber Lilli war nicht mehr zu bändigen. Sie riss sich von ihm los und rannte mit einem fürchterlichen Schrei erneut auf Dungeon zu. Dieser drehte sich blitzschnell um und schlug mit seiner gesunden Klaue in ihre Richtung. Lilli wich diesem Hieb geschickt aus und sprang zur Seite. Doch dann verharrte sie mit einem Aufstöhnen in ihrer Bewegung. Sie blickte mit aufgerissenen Augen zu Fernando, dem der Atem stockte und alle Farbe aus dem Gesicht wich. Lilli war direkt in die klingenförmige Schwanzspitze von Dungeon gesprungen. Dungeon zog den Schwanz zurück, verwandelte sich blitzschnell in seine menschliche Gestalt und rannte lachend zum anderen Ende des Raumes. Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, war er schon durch eine verborgene Tür aus dem Labor geschlüpft. Fernando und Kerstin stürzten zu Lilli, die mit einem gurgelnden Laut zu Boden gesunken war. Aus ihrer Brust floß das Blut in Strömen. Fernando zog sein Shirt aus, knüllte es zusammen und drückte es Kerstin in die Hand. „Preß das bitte ganz fest auf die Wunde.†œ Er drehte sich um und schaute rüber zu der Stelle, wo Lucy lag. „Doc!†œ „Bin schon unterwegs. Lucy ist stabil, Gavin und Raphaello bleiben bei ihr.†œ Doc warf Fernando den Notfallkoffer zu und ließ sich auf der anderen Seite von Lilli auf die Knie fallen. „Oh verdammt, sie verliert zuviel Blut!†œ Fernando blickte sie kurz an: „Ja, ich sehe es…..†œ
Alle anderen standen herum und wußten gar nicht was sie machen sollten. Sie kamen sich so nutzlos vor.
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Da stürzte Tiago durch die Tür und rief: „Leute, gute Nachrichten! Wir haben alle Feinde unschädlich gemacht……. Oh verdammt, was ist denn hier los?†œ „Lucy und Lilli wurden von Dungeon sehr schwer verletzt. Lucy scheint es zu packen, aber bei Lilli sieht es ganz böse aus†œ, raunte Cyrus ihm zu. Tiago schaute etwas ratlos auf die Szene, die sich vor ihm abspielte. „Wieso sieht es bei Lilli ganz böse aus, sie ist doch unsterblich und der Kopf ist ja noch dran.†œ Cyrus stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. „Mensch, du Blödian. Lilli ist eine Elfe und kein Vampir. Sie kann nicht an Altersschwäche sterben, aber an schweren Verwundungen schon.†œ Tiago wich jetzt auch alle Farbe aus dem Gesicht und er blickte besorgt zu Fernando, Doc und Kerstin, die fieberhaft an Lilli arbeiteten. „Oh, verdammter Mist! Das habe ich nicht gewusst.†œ Durch das Hereinstürzen von Tiago wurden alle anderen aus ihrem Schock und ihrer Starre gerissen. Duncan drehte sich um. „Drago und Tiago geht nach draußen und funkt die Seraphim an. Jean soll einen Hubschrauber schicken. Lilli und Lucy müssen sofort zurück an Bord auf die Krankenstation. Dort haben wir alles was wir brauchen, um sie zu retten. Er soll direkt auf dem Plateau landen. Cyrus, geh mit und sondiert dann anschließend noch einmal das Gelände, nicht dass uns noch irgendein Dragon durch die Lappen gegangen ist und Schwierigkeiten macht, wenn wir die beiden ausfliegen.†œ Doc stand auf und ging zu Duncan und Angie. Angie nahm Doc in den Arm: „Jane, wie geht es dir?†œ Doc schaute Angie dankend an: „Darüber kann ich mir im Moment keine Gedanken machen. Lucy hat Verbrennungen zweiten und dritten Grades, aber das haben wir gut im Griff und sie wird keine bleibenden Schäden davon tragen. Es hat viel schlimmer ausgesehen, als es ist. Bei Lilli ist es sehr kritisch. Wir konnten die Blutung zwar jetzt stoppen, aber sie hat sehr viel Blut verloren, ihr Leben hängt am seidenen Faden. Wir müssen sie so schnell wie möglich zum Schiff bringen, sie braucht dringend mehrere Blutkonserven.†œ Angie schaute Doc etwas verständnislos an. „Wieso gibt Fernando Lilli nicht von seinem Blut? Dann würde es ihr doch sofort besser gehen?†œ, fragte sie. Duncan schaute traurig und mitfühlend zu Fernando, der verzweifelt neben Lilli kauerte und ihre Wange streichelte. „Das ist ja das Problem. Fernando hätte Lilli schon längst von sich trinken lassen, aber Lilli will es absolut nicht. Sie will erst bei ihrer Vereinigung von Fernandos Blut trinken. Sie will, dass es was ganz Besonderes ist und hat Fernando das Versprechen abgenommen, dass er ihr unter gar keinen Umständen vorher von seinem Blut geben darf.†œ Angie schaute empört zu Lilli: „Das ist doch mal wieder typisch Elfen-Dickschädel. Ich schwöre euch, wenn sie wieder gesund ist, bekommt sie von mir mal anständig den Marsch geblasen. Was hat sie sich dabei nur gedacht? Ich könnte sie dafür schlagen. Der arme Fernando, er könnte ihr helfen und muss jetzt hilflos zusehen. Ich kann es nicht fassen.†œ
Cyrus kam zur Tür herein. „Wie sieht es aus, Leute? Draußen ist alles in Ordnung. Weit und breit keine Dragons mehr und der Hubschrauber ist gleich da. Können wir die Mädels nach draußen bringen?†œ „Ja, los, lasst uns die Beiden aufs Schiff bringen. Es wird höchste Zeit†œ, sagte Fernando, nahm Lilli auf seine Arme und ging in Richtung Ausgang. Gavin hob Lucy hoch und trug sie ebenfalls nach draußen. Kerstin und Raphaello tippelten mit den Infusionsbeuteln hinterher, und auch Duncan, Angie und Doc machten sich auf den Weg. Hier war ihre Mission erfüllt. Sie hatten zwei schwere Verluste hinnehmen müssen und hofften, dass es nicht noch mehr wurden. Als sie auf das Plateau traten hörten sie schon das Geräusch, des herannahenden Hubschraubers. Drago und Tiago standen still am Rand des Plateaus. Sie hielten die verhüllten Körper von Bowen und Norbert in den Armen. Gemeinsam warteten sie nun still auf den Hubschrauber. Tränen liefen ihnen über die Gesichter. Aber jetzt war noch keine Zeit für Trauer. Eric landete mit dem Hubschrauber. Doc und Kerstin stiegen sofort ein und nahmen Lilli und Lucy in Empfang. Fernando, Raphaello und Gavin stiegen ebenfalls und sofort war Eric mit dem Heli wieder in der Luft. Auf dem Weg zur Seraphim kam Lucy langsam zu sich. Sie öffnete die Augen und schaute nach oben. Sie hatte leichte Schmerzen im Bauchbereich und einen fürchterlichen Brummschädel, außerdem ratterte es ununterbrochen. „Ah gut, wir sind im Hubschrauber und da sind Gavin und Raphaello†œ, dachte sie und drehte den Kopf auf die Seite, um zu sehen, wer noch alles bei ihr war. Da fiel ihr Blick auf Lillis leichenblasses Gesicht.
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„Oh mein Gott! Was ist mit Lilli?†œ, fragte sie entsetzt und wollte sich aufsetzen. Gavin drückte sie behutsam, aber bestimmt zurück auf ihre Liege. „Ihr seid beide von Dungeon verletzt worden. Du hast eine größere Verbrennung im Bauchbereich, und Lilli wurde vom Drachenschwanz in die Brust getroffen. Sie hat sehr viel Blut verloren, aber wir sind jetzt gleich auf der Seraphim. Mach dir keine Sorgen, das packt sie schon, und dich kriegen wir auch wieder hin. Bleib jetzt aber bitte ganz ruhig liegen.†œ Eric drehte sich zu ihnen um. „Fernando, Tim und Jean haben im OP alles vorbereitet und sie erwarten uns mit den Transportliegen schon auf dem Flugdeck. Ich fliege dann gleich wieder los und hole noch die anderen ab.†œ Fernando nickte ihm zu und wandte sich dann zu Doc. „Jane, du kümmerst dich dann bitte um Lucy, und ich gehe mit Lilli gleich in den OP. Kerstin kann mir helfen.†œ Lucy protestierte. „Nein, nein, Jane geht mit dir und Kerstin in den OP. Lilli braucht euch beide. Mir geht es soweit ganz gut, und Gavin kann ja bei mir bleiben.†œ Fernando schaute zu Gavin. „Das ist in Ordnung, Fernando, inzwischen kenne ich mich ja mit Verbrennungen aus†œ, sagte dieser und lächelte Lucy ein wenig unsicher an. Nun setzte Eric den Hubschrauber ganz behutsam auf dem Landeplatz auf und schon waren blitzschnell alle wieder in Aktion. Lucy und Lilli wurden schnell auf die Krankenliegen gebettet und sofort zur Krankenstation gebracht. Doc gab Gavin unterwegs noch Anweisungen wie er Lucys Wunde versorgen sollte. Unterdessen ließ diese Lilli nicht aus den Augen und packte Fernando fest an der Hand. „Lass sie ja nicht sterben. Ihren Tod könnte ich nicht ertragen.†œ Fernando beugte sich zu Lucy. „Ich auch nicht.†œ Er küsste sie auf die Stirn und verschwand mit Lilli, Kerstin und Doc im Operationssaal.
Eine Stunde später ging die Tür zu Lucys Krankenzimmer auf. Doc kam mit einem zaghaften Grinsen auf dem Gesicht herein. Natürlich stand die versammelte Mannschaft im Raum und schaute gespannt zu Doc. „So, jetzt wollen wir mal sehen, ob Gavin auch alles richtig gemacht hat.†œ Sie untersuchte Lucys Wunde und sah zufrieden, dass der Heilungungsprozess dank ihrer geheimen Mittelchen schon eingesetzt hatte. „Das sieht ja wunderbar aus. Gavin, Kompliment, das hätte ich nicht besser machen können.†œ Lucy schaute sie ungeduldig an. „Ja, ja schon gut. Was ist mit Lilli?†œ „Es ist noch etwas kritisch, aber ich bin mir sicher, dass sie es schafft. Gott sei Dank hatte sie keine weiteren inneren Verletzungen und vergiftet wurde sie durch den Stich auch nicht, aber der Blutverlust war schon enorm. Fernando und Kerstin bringen sie gerade nebenan ins Intensivzimmer. Wir müssen ihr noch weiterhin Blut zuführen und sie überwachen. Aber ich denke, morgen können wir sie hierher verlegen.†œ Alle stießen erleichtert den Atem aus. „So, und jetzt alle raus hier. Lucy braucht auch noch Ruhe, und ihr habt sicher alle noch etwas zu tun†œ, sagte Doc lachend in die Runde. Gavin und Raphaello blieben bei Lucy am Bett sitzen, während alle anderen sich erleichtert auf den Weg machten. Als Doc schließlich auch das Zimmer verlassen hatte, wartete Angie schon auf sie. Sie nahm Doc in die Arme. „Na, mein Hase, möchtest du über die Ereignisse reden oder dich lieber ein bisschen ausruhen?†œ Doc löste sich von Angie und schaute sie traurig an. „Ich lege mich jetzt gleich etwas hin. Aber vorher schaue ich noch bei Lilli und Fernando vorbei. Mach dir keine Sorgen um mich, ich möchte jetzt nur in Bowens und meinem Zimmer etwas alleine sein. Ich muss die letzten Stunden erst einmal in meinem Kopf sortieren.†œ Angie lächelte sie verständnisvoll an. „Gut, du weißt ja, wo du mich finden kannst, wenn du mich brauchst.†œ Angie drückte Doc noch einmal sanft an sich und machte sich dann auf den Weg zu Duncan. Doc ging zu Lilli und Fernando ins Zimmer. Kerstin war inzwischen auch schon gegangen. Fernando saß neben Lillis Bett, streichelte zärtlich über ihre Hand und hatte den Blick auf die Monitore gerichtet. „Na, wie sieht es aus?†œ, fragte Doc. Fernando drehte sich zu ihr um und bedachte sie mit einem wissenden Lächeln. „Ihr geht es soweit gut. Und dir?†œ „Ich weiß nicht so recht, die letzten Stunden waren jetzt doch sehr viel für mich. Eigentlich wollte ich auf unser… ähm mein Zimmer gehen und etwas alleine sein. Aber ich glaube, ich würde jetzt doch lieber noch ein bisschen bei euch beiden bleiben. Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht. Weißt du Fernando, irgendwie tut mir deine ruhige, besonnene Art richtig gut und etwas Ruhiges brauche ich jetzt.†œ
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Fernando stand auf und ging zu Jane. Er strich ihr beruhigend und sanft über die Arme. „Natürlich kannst du hier bleiben, ist doch keine Frage.†œ Er ging mit ihr zu den Ruhesesseln, die in der Ecke standen und drückte sie sanft in einen. Dann schob er ihr den anderen Sessel unter die Beine und deckte sie behutsam zu. „Bleib hier solange du willst und komm ein bisschen zur Ruhe. Das brauchst du jetzt. Ich bin für dich da, so wie du für mich und Lilli da warst.†œ Doc merkte noch wie Fernando ihr sanft über die Wange strich und schlief erschöpft ein.
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Tiago hatte wohl kurz nach unserer Rückkehr auf Duncans Geheiß meine ganzen Sachen in seine Kabine gebracht. Mir war es nur recht, denn ich wollte nicht mehr alleine sein, oder vielmehr ohne ihn sein. Duncan wollte sich mit einem Kuss vor seiner Kabine von mir verabschiedeten, weil er noch etwas Dringendes zu erledigen hat, doch dann sah er mich besorgt an: „Geht es dir auch gut? Du bist so blass. Ich muss nur schnell in den Funkraum, ich muss dringend mit Sweetlife reden, aber dann bin ich wieder bei dir. Oder soll ich lieber…?†œ „Nein, es geht schon. Es war ein bisschen viel auf einmal. Ich werde mir erst mal eine schöne heiße Dusche gönnen†œ, versuchte ich ihn zu beruhigen. Und dann werde ich wahrscheinlich zusammenbrechen, dachte ich bei mir. Mir tat jeder einzelne Muskel weh, auch die, von deren Existenz ich bis jetzt keine Ahnung hatte und ich war immer noch mit Blut besudelt, mit dem unserer Feinde und mit dem von Norbert… Norbert! Irgendwie hatte ich die ganze Zeit über das komische Gefühl, dass an der Sache mit Norbert etwas nicht stimmte, nur was? Ich zermarterte mir schon seit unserer hastigen Rückkehr auf das Schiff den Kopf, aber ich kam einfach nicht drauf! Dann waren da auch noch der Tod von Bowen, Lucys Verletzung, und dann auch noch die schwere Verletzung von Lilli, Janes Trauer. Plötzlich und unerwartet geschah etwas mit mir. Ich fing am ganzen Körper an unkontrolliert zu zittern und mir wurde furchtbar kalt. Langsam gaben meine Knie nach und ich konnte Duncan nur noch hilflos ansehen. Ich hatte nicht mal mehr die Kraft mich an ihm festzuhalten. Er reagierte zum Glück schnell und hielt mich sofort fest. Auf seinen Armen trug er mich in die Kabine, und als er mich auf sein Bett legte, sagte dabei etwas ruppig: „Das reicht jetzt wohl! Du bist ja fix und fertig! Mein Gott, Angie, hier muss doch keiner den Helden spielen!†œ Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Ich konnte ihn nur noch sprachlos ansehen, dann öffneten sich bei mir die Schleusen und ich fing hemmungslos an zu schluchzen. Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren! Sofort drückte er mich an sich und sagte reuevoll: „Oh nein, mein Herz, tut mir leid, das wollte ich doch nicht.†œ Es war ja auch nicht seine Schuld, aber es schlug alles einfach in diesem Moment über mir zusammen. Der Tod von Norbert und Bowen, die schweren Verletzungen von meinen Schwestern, der brutale und blutige Kampf, und dass der Mistkerl von Drache doch noch entkommen konnte. Duncan wiegte mich in seinen Armen und murmelte leise beruhigende Worte, während er mir immer wieder über meinen Kopf streichelte. Doch dieses Mal half es nicht sofort. Ich klammerte mich an ihn und konnte nicht aufhören zu weinen. Nach einiger Zeit wurde ich dann doch ruhiger und auch das Schluchzen ließ langsam nach. Duncan versuchte mir etwas Wasser einzuflößen, aber ich brachte nur ein paar Tropfen runter. Immer noch murmelte er beruhigend auf mich ein, doch dann sagte er sorgenvoll, als das Zittern nicht aufhören wollte: „Okay, ich bringe dich jetzt sofort zu Doc. Sie kann dir bestimmt…†œ „Nein!†œ, flüsterte ich an seine Brust, „sie hat doch selber genug Sorgen. Mir geht es gleich besser. Halte mich einfach nur fest, bitte.†œ „Gut, wenn du es so willst, aber du musst aus diesen Sachen raus. Moment, ich habe da eine Idee.†œ Vorsichtig zog er mich aus und befreite sich auch von der blutigen und zerrissenen Kleidung, die er achtlos auf die Erde warf. Dann trug er mich ins Bad und stellte sich mit mir unter die warme Dusche. Seine starken Arme hielten mich sicher und fest, liebevoll und ganz sanft wusch er mir das Blut aus den Haaren und von meinem Körper und endlich hörte ich auch auf zu zittern. Ich war so erschöpft, das ich mich nicht mehr alleine auf den Beinen halten konnte. Dankbar klammerte ich mich an ihn und probierte ein zaghaftes Lächeln. „Danke, genau das was ich brauchte†œ, murmelte ich an seiner Brust, und als er mich in das angewärmte Badetuch hüllte und wieder auf das Bett legte, war ich schon fast vor Erschöpfung eingeschlafen.
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Ich bekam nur noch am Rande mit, wie er ein Tuch um meine nassen Haare wickelte, und mich und sich mit einer Decke zudeckte, schon schlief ich an seine Seite gekuschelt ein.
Ich hatte einen merkwürdigen Traum. Norbert, Duncan und Tiago liefen durch die Tunnel auf der Suche nach Dungeon. Sie liefen immer schneller und sahen in jeden Raum, doch der Drache blieb verschwunden. Dann öffnete Duncan die letzte Tür in dem langen Tunnel und sah dahinter einen riesigen Lavastrom träge vorbeiziehen. Die Hitze versengte sofort seine Augenbrauen und er drohte in den Strom zu stürzen. Tiago riss ihn jedoch zurück und verschloss hastig die Tür. Norbert sah Duncan nur entsetzt an und rief laut: „Oh mein Gott! Nein!†œ, drehte sich auf dem Absatz um und rannte in die entgegengesetzte Richtung. Schlagartig erwachte ich und setzte mich auf. Mein Herz klopfte wie wild. Das war es! Endlich wusste ich, was die ganze Zeit nicht stimmte. Ich drehte mich zu Duncan um und rüttelte ihn an der Schulter: „Duncan, wach auf, bitte.†œ Er grummelte etwas Unverständliches, rieb sich verschlafen die Augen und murmelte: „Mist, ich wollte doch gar nicht…†œ. Doch plötzlich richtete er sich hastig auf und sah mich fragend an: „Angie? Was ist passiert? Geht†™s dir gut?†œ „Ja, mir geht es wieder einigermaßen. Aber kannst du dich erinnern, warum Norbert zu mir zurückgelaufen ist? Hat er irgendwas gesagt? Oder getan?†œ „Mh, warum willst du das wissen?†œ, fragte er mich verwundert. „Weil irgendetwas nicht passte an der Geschichte. Und ich glaube, ich weiß jetzt auch endlich was.†œ „Mh, lass mal überlegen†œ, dachte er laut nach. „Du bist zurück zum Depot. Tiago, Norbert und ich gingen weiter bis zum nächsten Tunnel und…mh.†œ Plötzlich sah er mich erstaunt an: „Dann hat mich Norbert ernst angesehen, „oh nein!†œ gerufen, mir strikt verboten ihm zu folgen, und nur was von „knapp†œ und „geht schon mal weiter, ich komme nach…†œ gemurmelt, sich umgedreht und ist wie der Blitz weg.†œ „Zu mir!†œ „Ja, genau…aber woher…?†œ Aufgeregt unterbrach ich ihn: „Richtig! Woher hat Norbert gewusst, dass ich in Gefahr bin? Niemand wusste von dem Troll, hat ihn gesehen oder gehört. Norbert auch nicht. Keiner hatte ihn auf dem Golden Eye! Also? Woher wusste er es?†œ „Keine Ahnung†œ, sagte er gedehnt und sah mich erstaunt an, „du hast Recht! Das ist wirklich merkwürdig! Leider weiß nur er warum, also werden wir das Rätsel wohl niemals lösen können. Aber eines weiß ich mit Sicherheit. Wenn er nicht rechtzeitig bei dir gewesen wäre, dann… Oh mein Gott!†œ Er riss mich aufstöhnend in seine Arme und drückte mich fest an seinen nackten Körper. Gleichzeitig durchfuhr mich in dem Moment ein anderer erschreckender Gedanke. Was wäre gewesen, wenn nicht Norbert, sondern Duncan…? Oh nein! Nur nicht weiter darüber nachdenken! Es ist schon schlimm genug, das Norbert nicht mehr ist, aber den Verlust von Duncan hätte ich wahrscheinlich nicht überlebt. Ich umschlang ihn mit meinen Armen und drückte mein Gesicht an seine Brust. Mmh, sein Duft war mal wieder berauschend.
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Als ich wieder klar denken konnte, hauchte er sanfte Küsse über mein Gesicht. Eine Weile blieben wir so liegen, bis unser Atem und unser Herzschlag sich wieder beruhigt hatten. Träge strichen seine Finger über meinen Arm als er seufzte und bedauernd sagte: „Ich muss leider los. Sweetlife wartet auf meinen Rückruf. Dann muss ich noch ein Team losschicken, das das Lager auflöst und in Choqequerao alle Spuren beseitigt. Dann sind da noch die Briefe.†œ „Briefe?†œ, fragte ich leise. Ach ja, der von Norbert! Er sprang auf und sagte: „Ja, wir treffen uns gleich alle im Konferenzraum, dann werde ich eine kurze Rede halten und dann … die Briefe verteilen, ich habe sie sicher in dem Tresor auf der Brücke eingeschlossen.†œ Sprach`s und war im Bad verschwunden. Etwas verwundert sah ich ihm nach. Oh, es gab mehrere? Na, da bin ich aber mal gespannt. Schon stand er fertig angezogen vor mir, küsste mich flüchtig auf den Mund und sagte lächelnd: „Schade… wirklich mein Herz, aber ich muss los. Bis gleich†œ, er sah auf seine Uhr, „ich denke, mal so in einer halben Stunde im Konferenzraum?†œ Ich nickte, und schon war er zur Tür raus. Okay, jetzt war ich aber neugierig geworden und lief ins Bad. Wow, erst jetzt konnte ich das riesige Bad so richtig bewundern. Hier herrschten die Farben Schwarz und Gold. Alleine die Wanne war ein wahres Prunkstück. Sie stand genau in der Mitte des Raumes und war teilweise in den Boden eingelassen. Schwarzer Marmor mit vergoldeten Armaturen, die in den Stein eingelassen waren und per Knopfdruck zum Vorschein kamen. Sprudeldüsen waren in den Boden und an den Seiten eingelassen. In ihr hatten bequem vier Personen so viel Platz, dass sie sich nicht berühren würden. Überall gab es indirekte Beleuchtung, die alles in ein warmes Licht tauchte. Die Badetücher neben der Wanne waren angewärmt, ebenso wie die Bademäntel. Auf einer Ablage neben der Wanne hatte Tiago mindestens 30 verschiedene Badezusätzte für mich hinterlassen. Eine Wand bestand nur aus einem riesigen Spiegel, vor dem allein drei Waschbecken angebracht waren. Die Toilette war in einem separaten Raum untergebracht. Oh ja, das wäre jetzt genau das richtige, ein schönes langes entspannendes Bad. Aber eine halbe Stunde ist schnell um. Einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die Wanne werfend sagte ich: „Diesmal nicht, meine Schöne, ich muss mit deinem kleinen Bruder, der Dusche, vorlieb nehmen.†œ
Mit mir erreichten gleichzeitig Kerstin, Drago und Raphaello die anderen, die schon in dem Raum auf uns warteten. Nur Lilli fehlte. Sie hatte zwar lautstark protestiert und geschimpft, dass sie keine Lust habe noch länger unnütz im Bett rumzuliegen, konnte aber von Nando letztendlich doch überzeugt werde, dass sie eben noch nicht hundertprozentig auf dem Posten war. Doc stand mit traurigem Blick neben Cyrus, der tröstend einen Arm um sie gelegt hatte. Fragend sah ich sie an, ergriff ihre ausgestreckte Hand, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf und ihre Mundwinkel hoben sich etwas: „Es geht schon, danke Angie†œ, sagt sie leise.
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Manchmal verstanden wir uns auch ohne Worte. Also stellte ich mich neben Duncan. Da stürzte Jean auf mich zu, den ich, seit wir das Schiff in Lima verlassen hatten, nicht mehr gesehen hatte. Mit einem vorsichtigen Blick auf Duncan umarmte er mich schnell, drückte mich kurz an sich und murmelte: „Schön, dass dir nichts passiert ist, euch allen. Willkommen zurück.†œ „Danke, Jean, ich bin auch froh, wieder hier zu sein†œ, erwiderte ich lächelnd und küsste ihn leicht auf die Wange. Duncans Blick versteifte sich etwas und seine Miene verfinsterte sich unmerklich, aber ich sah ihn nur mit hochgezogenen Brauen provozierend an: „So begrüßt man sich halt unter Freunden!†œ Verlegen lächelte mich Duncan an, legte einen Arm um mich, zog mich an sich und flüsterte in mein Ohr: „Ich weiß, mein Schatz, ich lerne noch.†œ Als es sich alle in den Sesseln gemütlich gemacht hatten. und endlich Ruhe eingekehrt war, stand Duncan auf und sah uns der Reihe nach mit ernster Miene an. In einer Hand hielt er einige Briefe, die er auf den Tisch legte. Neugierig sahen die Mädels ihn an. Dann sprach er mit lauter Stimme: „Trotz unserer schmerzlichen Verluste von Norbert und Bowen, der Flucht von Dungeon und den Verletzungen von Lilli und Lucy, können wir doch einen gewissen Erfolg verbuchen. Die Klone und das Labor wurden vollständig vernichtet. Dank den Aufzeichnungen, die von uns sichergestellt wurden, kann unser Orden weltweit damit beginnen, die restlichen Klone für immer unschädlich zu machen. Ich habe mit unserem Hauptquartier in Schottland gesprochen und auch mit Eurer Chefin, die im Moment noch in München ist, aber uns alle auf NS-Island, eurem Hauptquartier, erwartet. Der Gründer und auch Sweetlife sind der Meinung, dass das Begräbnis unserer Brüder auf der Insel stattfinden soll. Von dort aus werden wir dann alle erst mal einen ausgiebigen Urlaub antreten. Den haben wir uns auch redlich verdient.†œ Er machte eine kurze Pause und sah uns stolz an. „Ihr habt alle großartig gekämpft und euer Bestes gegeben, besonders aber ihr Mädels. Ich gebe zu, ich hatte zuerst meine Zweifel, aber ihr habt mich schnell eines Besseren belehrt. Ihr seid einfach nur der Hammer, ehrlich!†œ Ohrenbetäubender Jubel setzte ein und ich sprang spontan auf, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn glücklich vor der ganzen Mannschaft. Endlich war diese leidige Sache erledigt, das genügte mir als Entschuldigung von seiner Seite total. Sogar Doc Jane stimmte mit in den Jubel ein. Plötzlich sah er wieder sehr ernst aus. Langsam nahm er die Briefe von dem Tisch vor ihm, hielt sie in die Höhe und sprach weiter: „Vor diesem Einsatz haben einige von uns für euch Mädchen ein paar Zeilen hinterlassen. Keiner von uns wusste ja, ob er den Kampf überleben würde. Es war das erste Mal, weil wir noch nie in so einer Situation waren. Ich meine, dass wir mit unserer Partnerin, oder Gefährtin zusammen gekämpft haben… oder überhaupt eine Gefährtin hatten, ich meine alle. Also…äh, ja. Ich werde nun die Briefe wieder verteilen.†œ Verlegen fuhr er sich durch sein Haar und lächelte leicht. Nur als er Doc den Brief von Bowen gab, sah er sehr ernst aus. Drago, Fernando und Gavin steckten ihre Briefe ein und Duncan gab mir einen Umschlag, auf dem mein Name stand. „Der ist von Norbert, für dich†œ, sagte er leise und behielt den letzten in der Hand. Ich konnte den Namen auf dem Umschlag lesen. Angie. Fragend sah ich ihn an und streckte meine Hand aus: „Ist der von dir?†œ „Äh..ja, aber du brauchst ihn ja jetzt nicht mehr.†œ „Darf ich ihn trotzdem lesen, bitte?†œ, ich lächelte ihn fragend an und wollte schon nach dem Umschlag greifen, doch mit einem lauten „Nein!†œ zerriss er ihn und steckte die Schnipsel blitzschnell in seine Hosentasche. Vor seiner heftigen Reaktion auf meine harmlose Frage zurückzuckend, sah ich ihn misstrauisch an: „Warum durfte ich ihn den nicht lesen? Stand da was Schlimmes drin? Bist du vielleicht verheiratet und hast irgendwo fünf Kinder?†œ „Natürlich nicht! Was denkst du denn von mir!†œ, erschrocken sah er mich an. Dann sah er meinen Gesichtsausdruck und strich mir über die Wange. „Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Nein, natürlich stand da nichts Schlimmes drin, auch nichts wirklich Wichtiges†œ, versuchte er mich zu beruhigen. Na gut, wenn er es so meint, dann muss ich es ihm wohl glauben.
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„Okay, ich werde mir an Deck ein ruhiges Plätzchen suchen, und den Brief von Norbert lesen, bis gleich.†œ Er drückte erleichtert meine Hand und wand sich zu Tim, der ihn dringend sprechen wollte.
Draußen setzte gerade die Abenddämmerung mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang ein. Doch ich hatte diesmal kein Auge dafür. Ich setzte mich in einen der Liegestühle und öffnete neugierig den Umschlag. Oh mein Gott! Nicht nur der Briefbogen befand sich darin, sondern auch eine Spielkarte… der Herzbube. Oh Norbert… Eine Weile ließ ich die Karte durch meine Finger gleiten und dachte an jenen Abend zurück. Doch das war endgültig Vergangenheit! Dann fing ich an zu lesen…
Meine liebste Angie
Ich hatte so gehofft, dass du diese Zeilen nie lesen müsstest, aber das Schicksal lässt sich nicht betrügen, und die Zukunft auch leider nicht verändern. Alles ist vorherbestimmt, auch mein Ende. So hat sich dann wohl auch meine letzte Vision erfüllt, wie auch alle anderen zuvor. Ja, du hast richtig gelesen. Ich hatte Visionen. Manche ganz klar und manche nur Bruchstückhaft, andere wieder sehr nebulös und geheimnisvoll. Aber eines hatten sie alle gemeinsam, sie trafen alle ein. Nicht sofort, manche erst nach Jahren, aber dann mit tödlicher Sicherheit. Nur einer, der mir nahe stand, wusste von meiner Gabe. Jean, mein Bruder und bester Freund. Eine meiner schönsten Visionen warst du. Ich hatte dein Gesicht wenige Wochen, bevor ihr Schwestern zu uns an Bord gekommen seid, gesehen. Ich war sofort fasziniert von deinen Augen und von deinem Lächeln. Nur, wo und wann ich dich sehen würde, wusste ich nicht, auch deinen Namen nicht. Als wir dann die Order bekamen, euch von der Insel zu holen, und ich dich das erste Mal beim Kapitänsdinner sah, traute ich zuerst meinen Augen nicht. Aber du warst es wirklich, meine schönste Vision. Und du fühltest dich auch zu mir hingezogen, somit war ich der glücklichste Mann der Welt. Doch dann kam Duncan, mein Ordensbruder, an Bord. Noch war ich mir deiner sicher, aber dann bekam ich wieder eine Vision und zwar kurz vor New Orleans. Ich sah dich in Duncans Armen und du sahst so strahlend vor Glück aus, dass es mich fast zerriss. Da wusste ich, dass du nicht für mich bestimmt warst. Leider! Aber ich habe meine Liebe zu dir nie aufgegeben und meine Zeit, die mir noch mit dir blieb, voll ausgeschöpft. Und ich schäme mich nicht dafür! Doch dann plagte mich mein schlechtes Gewissen Duncan gegenüber, und ich wollte endlich reinen Tisch machen und dir von der Vision erzählen. Genau an dem Abend, als du mich so reizend mit deinem Mau- Mau Spiel überrascht hast. Doch was daraus wurde… es war jedenfalls die schönste Nacht meines langen Lebens, und ich bereue nichts. Dann hörte ich von Duncans Auftritt im Fitnessraum. Und da war mir endgültig klar, dass ich niemals eine Zukunft mit dir haben würde und endlich handeln musste. Ich sprach wirklich damals mit Jean, aber ganz anders, wie ich es dir erzählt hatte. Als ich dann in deiner Kabine in deine Augen sah, wusste ich sofort, du hast deinen Gefährten gefunden. Duncan! Er wusste auch, dass du die Einzige für ihn bist. Erinnerst du dich noch an den Morgen nach eurem Mädelsabend, als Duncan uns Brüder wegen Lindsay sprechen wollte? Da habe ich ihm alles erzählt, auch, dass ich dich immer lieben werde, und ihn töten würde, falls er dich nicht glücklich macht, oder dir irgendwelchen Schaden zufügt. Er hat mich nur stumm angesehen und dann gesagt: „Kann ich mich auch fest darauf verlassen, mein Bruder?†œ Kurze Zeit später hatte ich meine letzte Vision. Ich sah meinen Tod. Nicht sinnlos, sondern wie ich dein Leben rettete. In einem Kampf. Nur wo und wann wusste ich nicht genau. Doch da du diesen Brief liest, habe ich es geschafft und du lebst. Meine Angie, ich wünsche dir alles Glück dieser Welt mit meinem Bruder Duncan und vielleicht denkst du ab und zu mal an mich.
Dein dich immer liebender Norbert Petersen.
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Langsam ließ ich den Brief sinken und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, es war die von Duncan. „Jetzt kenne ich endlich die Lösung des Rätsels†œ, flüsterte ich und legte meine Wange auf seine Hand.
Langsam leerte sich der Konferenzraum. Doc stand wie angewurzelt an der Wand und starrte auf den Brief in ihren Händen, auf dem in geschwungener Handschrift ihr Name stand. Dann fiel ihr auf, dass sie doch nicht ganz alleine war. Cyrus stand immer noch neben ihr und blickte ebenfalls auf den Brief. „Ich kann das nicht!†œ Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen, sie hatte nicht mehr geweint seit sie an Bord war, das würde sie vor dem Werwolf jetzt bestimmt nicht tun. Sie schluckte und drängte die Tränen zurück. Dann steckte sie den Brief in die Hosentasche und wandte sich ab um zu gehen. Cyrus hielt sie an der Schulter zurück. „Warte!†œ Doc drehte sich um und sah ihn fragend an. „Jane, du musst den Brief lesen, ich weiß zwar nicht was drin steht, aber Bowen hätte ihn wohl kaum geschrieben, wenn er nicht gewollt hätte, dass du ihn liest.†œ „Cyrus, ich weiß, Bo war dein Freund. Ich werde den Brief auch lesen, aber nicht jetzt, nicht hier.†œ Dann wandte sie sich ab und verließ den Raum. Ziellos strich sie durch die langen Korridore der Seraphim. Ein seltsames Gefühl, wieder hier zu sein, alles fühlte sich so normal an. Das dürfte doch eigentlich gar nicht so sein. Sie bog um eine weitere Ecke, und auf einmal stand sie vor dem Kino des Schiffes. Sofort brandeten Erinnerungen in ihr auf, sie schüttelte den Kopf. Normalerweise müsste sie krank vor Kummer sein, denn bei einer Blutsverbindung überleben die zurückgebliebenen nicht. Und auf einmal verstand sie es: Er war kein Vampir, also hatten sie auch keine Verbindung wie üblich. Wer war er gewesen? Wieso hatte sie das nicht gemerkt? Und warum kam ihr alles so echt vor, wenn es das doch gar nicht gewesen war. Sie vermisste ihn, sie hatte ihn geliebt, aber diese Gefühle waren so weit weg. Bisher hatte sie keine Gelegenheit, darüber nachzudenken. Sie stieß die Tür auf und ging ins Kino hinein. Das Licht war gedämpft und sie steuerte auf einen Sessel zu. Dann blieb sie dort sitzen und wartete. Das war doch albern, wenn etwas ihre Fragen klären konnte, dann dieser Brief. Entschlossen öffnete sie ihn und begann zu lesen:
Geliebte Jane
Schade, dass du diese Zeilen lesen musst, denn ich werde den Kampf wohl nicht überlebt haben. Aber du verdienst es, die Wahrheit zu erfahren. Die Wahrheit über mich, und meine Identität. Ich bin kein Vampir, bin es nie gewesen, und nicht einmal Duncan oder Cyrus, meine besten Freunde, wussten davon. Ich bin ein Dämon, ein Dämon der Täuschung. Wir können jede Identität annehmen, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Mein Leben war also eine einzige Lüge. Das einzig Wahre war meine Loyalität und Verbundenheit zu der Bruderschaft, der ich über 400 Jahre angehört habe, und meine tiefe Liebe zu dir. Du warst meine Gefährtin, mein Leben. Ich bin kein Mann der großen Worte, doch als du in mein Leben getreten bist, fühlte ich erst, dass mir etwas gefehlt hat. Das war einfach so magisch, ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Aber da ich kein Vampir bin, dauert unsere Verbindung auch nicht über den Tod hinaus. Ich weiß, das muss ein Schock für dich sein. Bitte mach dir keine Vorwürfe, wenn du nicht so empfindest wie du es vielleicht erwartet hast. Geliebte Jane, lebe dein Leben, und finde deinen wahren und einzigen Gefährten, der für dich bestimmt ist. Ich war es leider nicht… für dich. Aber vergiss bitte niemals, ich habe dich geliebt, mehr als mein Leben. Bezweifle das niemals!
Dein Bowen.
Bowen hatte ein getrocknetes Gänseblümchen unter seinen Namen geklebt. Sie strich sanft darüber, langsam ließ sie die Hände in ihren Schoß sinken. Ein Dämon der Täuschung? Das erklärte Einiges. Auch wenn sie ja schon wusste, dass er kein Vampir war, das musste sie erst mal sacken lassen. Sie fühlte tief im Inneren, das es weitergehen musste, weitergehen würde. Dennoch, sein Verlust war schrecklich. Wenigstens wusste sie jetzt, dass die Zeit diese Wunde heilen würde. Allerdings war das im Moment eher ein schwacher Trost. Es war einfach zu verwirrend alles, gefühlsmäßig und gedanklich. Sie wollte einfach alles vergessen, wenigstens für ein paar Stunden.
Sie faltete den Brief wieder zusammen und machte sich auf den Weg zu ihrer Kabine. Dabei kam sie an Bowens Tür vorbei, sie schenkte ihr nur einen kurzen Blick und lief schleunigst zu ihrer eigenen Kabine weiter.
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Endlich angekommen, knallte sie die Türe hinter sich zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. „Cherie, komm zu misch in die Bett, isch wusste, dass dieser Mistkerl dir irgendwann weh tun würde, aber du ast ja noch misch.†œ Ef-Ef lag zusammengerollt mitten auf dem Kopfkissen. Tja, mit dem Alleine sein, war es wohl nichts. Wenn Ef-Ef wenigstens ein kleines bisschen Taktgefühl hätte. Sie schritt hinüber zur Minibar, die von Tim wieder aufgefüllt worden war, dann legte sie im Vorbeigehen den Brief auf den Couchtisch. Sie schnappte sich eine Flasche Wodka und sparte sich das Einschenken in ein Glas. Nach ein paar ordentlichen Schlucken, ließ sie sich aufs Bett sinken und sah Ef-Ef an. Dann schüttete sie etwas Wodka in die Verschlusskappe und stellte sie vorsichtig vor Ef-Ef aufs Kissen. „Ich denke, nachdem was alles so passiert ist, habe ich doch jedes Recht der Welt mich zu betrinken. Nicht wahr? Hilfst du mir dabei, mon ami?†œ „Oui, oui, du bist meinö Herrin, isch würde dir niemals eine solche Bitte abschlagen.†œ Er schlabberte in einem Affentempo den Wodka aus, dann grinste er und zeigte dabei stolz seine gelben Nagerzähne. Doc schenkte ihm nach und trank auch noch einen Schluck. „Er fehlt mir. Auch wenn er nicht ganz ehrlich gewesen ist, er fehlt mir Ef-Ef.†œ „Ui, ich finde auch schade, dass er fort ist, isch habe misch gern geschtritten mit ihm. Wir gefallenen Dämonen mögen die der Täuschung eigentlich nicht, aber er war nicht so wie die anderen.†œ „Du wusstest, wer er wirklich war? Wieso hast du mir nichts davon gesagt?†œ Das war ja nicht zu fassen. Dieses Fellknäuel mal wieder, das erklärte, warum Bowen ihn nicht mochte. „Du ast misch nischt gefragt, ich soll doch auch immer still sein. Außerdem, er war so gut als Vampir, ich wollte ihm nicht die Show vermasseln. Isch dachtö, er würde es dir schon noch sagön.†œ Sie schüttelte den Kopf. Das änderte jetzt sowieso alles nichts mehr. So saßen sie still auf dem Bett und tranken Doc versank völlig in Gedanken, sie hatte keine Ahnung wie lange sie mit Ef-Ef in trauter Zweisamkeit still vor sich hin trank, aber die gewünschte Bewusstlosigkeit ließ auf sich warten. Irgendwann klopfte es sachte an der Türe. „Soffen!†œ Also, das mit dem Sprechen klappte schon mal nicht mehr so einwandfrei. Mühsam rappelte sie sich auf, als das Karussell endlich stillstand, öffnete sie die Türe, etwas zu schwungvoll. Sie taumelte nach vorne und wurde von zwei starken Händen an den Schultern gepackt. Leicht verschwommen sah sie auf eine muskulöse Brust, über der ein schwarzes Seidenhemd spannte. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, um nach oben und in das Gesicht des Besitzers dieser Brust sehen. Es war Cyrus. „Ooh. Cyrus, hiiii.†œ Sagte sie gedehnt. „Ssssüper! Der Barkeeper höchstpersönlisch. Doc, jetzt brauchen wir nicht mehr selbst einschenken, du hast die letzten Male sowieso danebön geschüttet.†œ Zaghaft lächelte Cyrus. „Ich wollte mal nach dir sehen. Was ihr zwei hier so treibt, brauch ich ja gar nicht fragen. Mensch, Doc, du bist ja total betrunken.†œ
Okay! Die Erdanziehung spielte ihr vielleicht ein paar Streiche, aber so wild war das doch noch nicht. „Nich genug!†œ Nach einem skeptischen Blick auf Jane, sah Cyrus zu Ef-Ef, der versuchte Salsa zu tanzen und dann vom Kissen kullerte. Sie torkelte zurück in den Raum und ließ sich auf dem Sofa nieder. „Mixt du uns jetzt was, oder wie? Dann kannst du uns gerne Gesellschaft leisten.†œ Sie zog eine Augenbraue hoch und sah zu Ef-Ef, der zwinkerte ihr zu und gab einen grauenvollen Chanson zum Besten. Unglaublich, dass so ein kleines Wesen so viel Alkohol vertrug, naja, oder auch nicht. Scheinbar wollte auch Cyrus nicht alleine sein, und mit Sicherheit wollte er wissen, was Bo ihr geschrieben hatte. Er schloss die Tür. Auf dem Weg zur Minibar blieb er stehen und blickte auf den Tisch mit dem Brief. „Wenn du magst, lies ihn ruhig†œ, bot sie ihm an. „Wirklich?†œ Sie nickte ihm zu. Er setzte sich und fing an zu lesen. Doc beobachtet ihn dabei, er hatte schöne schlanke Hände. Er hatte so etwas Wildes an sich, das mochte sie schon immer an ihm. Sein längeres Haar, hatte er mit einem Lederband zusammengebunden und das Hemd stand ihm unheimlich gut, er hatte sowas Verwegenes. Als er fertig war, schloss er für einen Moment seine schönen bernsteinfarbenen Augen. Danach legte er den Brief wieder auf den Tisch und ging schnurstracks zur Minibar. Doc konnte sehen wie er sich die Augen rieb. Für ihn musste das auch alles schwer sein, er kannte Bowen schon so lange. Er schüttete sich ein großes Glas mit Tequila voll und trank es in einem Zug, dann begann er Drinks zu mixen. Er kam zurück und drückte ihr einen Cocktail in die Hand. Ein kleines Schnapsgläschen stellte er vor Ef-Ef auf den Nachtisch und ging mit einem Glas für sich in der Hand zum Sessel und setzte sich. Er prostete den beiden zu und leerte seinen Drink in einem Zug.
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Dann schenkte er nach. Ef-Ef, der die ganze Zeit gesungen hatte und ununterbrochen plapperte, rülpste auf einmal lautstark. „Merde! Doc, mir ist soo übel! Bitte, ich brauche einen Eimör.†œ Doc verdrehte die Augen, diese kleine Diva! Sie nahm den Hamster vorsichtig auf die Hand. „Am besten, du übernachtest in der Badewanne, da kannst du dich austoben.†œ Sie brachte ihn ins Bad und war echt stolz auf sich. Immerhin hatte sie den Kleinen nicht fallen gelassen. Als sie zurückkam stand Cyrus wieder an der Minibar und schenkte gerade einen Tequila ein. „So, wie wäre es noch mit einem letzten Absacker?†œ „Klar, bin dabei.†œ Vom Alkohol erhitzt, ging sie auf die Glastür zu, die auf den kleinen Balkon an ihrer Kabine führte. Draußen, an der frischen Luft, hielt sie sich an der Brüstung fest. Sicher ist sicher, und sie fühlte sich auf einmal sehr benebelt. Cyrus kam ihr nach und hielt ihr den Tequila hin. „Jane, vielleicht solltest du besser doch nichts mehr trinken.†œ Unsicher blickte er sie an. „Blödsinn, mir geht es oll.†œ Bevor er es sich anders überlegen konnte, schnappte sie sich eins der Gläschen. „Cheers!†œ, und weg war es. Sie schaute aufs Meer hinaus. Cyrus tat es ihr gleich. Er stand so dicht bei ihr, dass sie seine Wärme spüren konnte. Er war echt riesig. Sie bemerkte, dass er sie ebenfalls von der Seite musterte. Er räusperte sich. „Ich kann mir gut vorstellen, dass du vielleicht nicht darüber sprechen möchtest, aber ich muss wissen, wie du darüber denkst. Bist du nicht sauer auf Bowen? Ich bin so wütend. Auch wenn ich ihn verstehen kann… ich finde trotzdem, er hätte es mir sagen müssen, oder wenigstens Duncan. Wir hätten ihn doch nie so einer Gefahr ausgesetzt. Wir wussten doch, zu was die Drachen fähig sind. Hätten wir gewusst, dass er selbst nicht heilen kann, dann …†œ Er brach ab. Doc sah zu im hoch. „Nein.†œ Er drehte sich zu Doc um. Stand er eben auch schon so nah bei ihr? „Nein? Du fühlst dich nicht belogen und betrogen?†œ Seine Züge spiegelten Unglauben wieder. Sie atmete tief ein und konzentrierte sich aufs Sprechen „Nein. Ja, ich weiß, das wäre das Naheliegendste. Nur so einfach ist das nicht. Natürlich, wir hätten anders gehandelt, wenn wir es gewusst hätten. Nur, Bowen hätte nicht der sein können, der er sein wollte. Ich glaube, er hat selbst vergessen, dass er kein richtiger Vampir gewesen ist. Bowen hatte dieses Leben nun schon so lange geführt, da erzählt man sowas nicht mal eben so.†œ Cyrus dachte über Janes Worte nach. Sie hatte recht, aber er war noch zu verletzt, um das zuzugeben. Doc sah total abgekämpft aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sie wirkte so zerbrechlich. Eine kühle Brise kam auf. Sein Beschützerinstinkt machte sich breit. Er legte einen Arm um sie uns drückte sie an sich.Doc ließ ihn gewähren und schmiegte sich an seine Brust. Dann sah sie mit glänzenden Augen zu ihm auf. Er umfasste ihren Nacken. Vorsichtig näherte er sich ihr und küsste sie. Sie schreckte zurück als sein Mund ihren traf, doch er hielt ihren Kopf mit seinen Händen gefangen. Seine samtigen Lippen waren heiß und sanft. Sie legte den Kopf zurück, schlang die Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss. Die Spannung zwischen ihnen heizte sich immer mehr auf. Cyrus roch betörend würzig und wild. Er fuhr ihr durchs Haar, hielt sie fest. Er fand sie vom ersten Tag an umwerfend, aber Bowen hatte sie zuerst für sich entdeckt. Die verbotenen Gefühle, die er in der Nacht damals, als er sie übers Deck gejagt hatte, verspürte, wallten sofort wieder in ihm auf. Seitdem hatte er versucht, ihr so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und sie nie alleine zu treffen. Jetzt wusste er warum. Er wollte sie jagen, sie fangen ihr sein Zeichen aufdrücken… Jane riss sich von ihm los und keuchte auf. Sie holte zu einer Ohrfeige aus, doch er fing ihre Hand ab. Sie sah sexy aus, wenn sie aufgebracht war. Oh ja, das machte den Wolf in ihm an. Er packte sie und zog sie wieder an sich. Wütend funkelte sie ihn an. Das reizte ihn noch mehr. Der Alkohol ließ seine Hemmschwelle sinken, und er küsste sie ein weiteres Mal. Er ließ seine Hände über ihren Körper wandern. Als er eine Spur heißer Küsse zog, sah sie in die Kabine hinein und erblickte den Abschiedsbrief. Sie wandte sich ab. Drückte ihn von sich weg. „Hör auf! Denk doch an Bowen. Er ist noch nicht mal beerdigt und wir… Bitte! Lass mich los. Wir dürfen das nicht tun.†œ Das wirkte sofort. Er ließ sie augenblicklich los und brachte etwas Abstand zwischen ihre Körper. Er wusste auch nicht, was in ihn gefahren war. Es war wirklich mehr als unpassend gewesen. „Vergib mir, Jane, es tut mir leid. Das war nicht geplant. Deine Nähe weckt einfach meine zweite Natur.†œ „Cyrus, bitte geh einfach. Wir sind beide betrunken und einsam. Keine gute Kombi.†œ Es war an der Zeit den Rückzug anzutreten, bevor er sich überhaupt nicht mehr im Griff hatte. „Du hast Recht. Gute Nacht.†œ Dann verließ er hastig ihre Kabine. Wütend stapfte Jane in ihr Schlafzimmer und schmiss sich aufs Bett. Dieser unmögliche Werwolf. Warum regte er sie so auf? Es ist doch nichts weiter geschehen.
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Fortsetzung: Black Dagger Ladies Online †“ Heimkehr [Kapitel 18]