Blick in ein rastloses Leben: Klaus Manns Tagebuch komplett online

Das Münchner Literaturarchiv Monacensia hat die kompletten Tagebücher von Klaus Mann (1906 bis 1949) ins Internet gestellt. Der Sohn von Thomas Mann hat vom 09.10.1931 bis zu seinem Tod am 21.05.1949 Tagebuch geführt. Auf Wunsch der Familie waren die Tagebücher bis zum Jahr 2010 weitgehend unzugänglich. Jetzt sind die insgesamt 3479 Seiten eingescannt unter www.monacensia-digital.de zu finden.

Im Jahr 1949 beginnt Klaus Mann sein Tagebuch mit den Worten: „I am not going to continue these notes. I do not wish to survive this year“ (Ich werde diese Notizen nicht weiterführen. Ich wünsche nicht, dieses Jahr zu überleben.) Am 21. Mai 1949 stirbt er an einer Überdosis Schlaftabletten in Cannes.

Klaus Mann fürchtete, als Schriftsteller nicht mehr gefragt zu sein. Der Langenscheidt Verlag hatte Ende 1948 eine bereits vertraglich vereinbarte Neuausgabe seines Romans Mephisto abgelehnt, auch die Veröffentlichung der erweiterten Fassung des Wendepunkts in deutscher Sprache im Querido Verlag zieht sich hin.

Anfang April 1949 reist er von Amsterdam über Marseille nach Cannes und wohnt in der Pension Pavillon Madrid. Hier verbringt er seine letzten Tage und arbeitet an seinem unvollendeten Roman The Last Day. Er schreibt Artikel, viele Briefe an Freunde, Verwandte und Verleger. Berichtet von Geldsorgen, besucht das Casino in Cannes, liest die Nackten und die Toten. Der viele Regen setzt ihm zu, er kauft Medikamente, ist oft alleine und fühlt sich nicht gut. Vom 5. bis zum 15. Mai verbringt er einige Tage in in einer Nervenklinik in Nizza. Am 20. Mai schreibt er noch Briefe an seine Mutter, seine Schwester und Hermann Kesten, in denen er von seinen Schreibschwierigkeiten, Geldproblemen, dem deprimierenden Regenwetter und gleichzeitig von geplanten Aktivitäten für den Sommer erzählt. Einen Tag später ist er tot.

Klaus Mann gilt heute als einer der wichtigsten Repräsentanten der deutschsprachigen Exilliteratur nach 1933.

Da ist nun unser Osterhase!

Kurt Tucholsky, 1890-1935

Da ist nun unser Osterhase!
Er stellt das Schwänzchen in die Höh´
und schnuppert hastig mit der Nase
und tanzt sich einen Pah de döh!

Dann geht er wichtig in die Hecken
und tut, was sonst nur Hennen tun:
Er möchte sein Produkt verstecken,
um sich dann etwas auszuruhn.

Das gute Tier! Ein dicker Lümmel
nahm ihm die ganze Eierei
und trug beim Glockenbammelbimmel
sie zu der Liebsten nahebei.

Da sind sie nun. Bunt angemalen
sagt jedes Ei: †œEin frohes Fest!†
Doch unter ihren dünnen Schalen
liegt, was sich so nicht sagen lässt.

Iss´ du das Ei! Und lass dich küssen
zu Ostern und das ganze Jahr…
Iss´ nun das Ei! Und du wirst wissen,
was drinnen in den Eiern war!

Druck der Enzyklopädie Britannica wird eingestelllt

Im Jahr 1768 erschien mit drei Bänden die erste Encyclopædia Britannica. Die Lexikon-Reihe entwickelte sich seitdem zum bedeutendsten englischsprachigen Nachschlagewerk.

Nun soll der Druck der mittlerweile aus 32 Bänden bestehenden Enzyklopädie nach 244 Jahren eingestellt werden. Die zuletzt im Jahr 2010 aktualisierte Ausgabe wird bis auf Weiteres auch die letzte sein. Die Online-Version soll weiterhin zur Verfügung stehen.

Wer also knapp 1500 Euro übrig hat und das Wissen bis zum Beginn der 21. Jahrhunderts auf über 36.000 Seiten konservieren möchte, hat noch jetzt die Gelegenheit dazu. Die Papierform dürfte bei guter Behandlung die nächsten 500 Jahre locker überstehen, wer weiß schon,  ob die digitale Version das auch schafft.

Eine neue Ausgabe der Brockhaus Enzyklopädie wird übrigens derzeit von der Bertelsmann-Tochter Wissenmedia vorbereitet. Sie soll in der 22. Auflage frühestens 2014/2015 auf den Markt kommen.

Ex Libris – ein stilvolles Lesetagebuch für Vielleser

Genau 156 Bücher oder Hörbücher passen in das Lesetagebuch „Ex Libris„. Ex Libris kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt etwa „aus den Büchern„.

Wie ein Moleskine-Notizbuch ist das Lesetagebuch in beschichteten, schwarzen Karton gebunden und mit einem elastischen Gummiband versehen. Der genähte Buchrücken ermöglicht das flache Aufschlagen des Journals, das cremefarbene Papier, die abgerundeten Ecken, ein Leseband und eine Falttasche am Buchende erinnern weiterhin an das berühmte Notizbuch, das kleine, französische Buchbindereien Ende des 19. Jahrhunderts noch in Handarbeit herstellten.

Auf jeder der 156 „Buchseiten“ ist im oberen Drittel Platz für Eintragungen zu Titel, Autor, Erscheinungsdatum, Genre und wann und wo man das jeweilige Buch gelesen hat. Es folgt das Feld Bemerkungen/Zitate mit genügend Leerzeilen für besondere Textpassagen, Inhaltsangaben oder Kurzanalysen zum Gelesenen. Am Ende jeder einzelnen Seite ist eine Bewertung möglich und ein Eintrag darüber, ob man das Buch geschenkt bekommen oder wie man es entdeckt hat.

In einem Notizteil im Anhang gibt es getrennte Bereiche für noch zu lesende Bücher, für Geschenkideen sowie geliehene oder verliehene Bücher und eine frei zu verwendende Kategorie. Am Ende befindet sich ein alphabetisches Register zum schnellen Wiederfinden der gelesenen Bücher.

Ex Libris ist ein sehr stilvoller und praktischer Begleiter für alle Vielleser. Ich freue mich sehr darauf, das Lesetagebuch zu füllen und möchte mich bei Torquato für die freundliche Überlassung eines Freiexemplares bedanken. Ex Libris ist übrigens auch eine wunderbare Geschenkidee für alle Buchtrinker und Seitenfresser! 😉

 

Nachts in der Buchhandlung: The Joy of Books (Video)

Jörn hat heute ein nettes kleines Video entdeckt, in dem die Bücher in der Buchhandlung Type Books in Toronto ein Eigenleben entwickeln.

Der Marketing-Profi Sean Ohlenkamp verbrachte für die Aufnahmen vier Nächte in dem Geschäft. Seine Frau und 15 Aushilfen haben ihm beim Umräumen geholfen. Jeden Morgen mussten die Regale für die Kunden wieder zum Verkauf bereit stehen. Sean Ohlenkamps nächstes Projekt soll in der Library of Congress realisiert werden.

Er sucht noch Helfer dafür. 😉

Quelle: Eliterator