Claudio Magris wird der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen

„Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2009 Claudio Magris und ehrt damit den italienischen Literaturwissenschaftler, Essayisten und Romancier, der sich wie kaum ein anderer mit dem Problem des Zusammenlebens und Zusammenwirkens verschiedener Kulturen beschäftigt hat.

In zahlreichen Werken erzählt er von der Vielfalt der Systeme und Sprachen Mitteleuropas, von Eigentümlichkeiten und Gegensätzen. Erzählendes und Reflektierendes, Faktisches und Fiktionales verbindet Claudio Magris in seiner ganz eigenen literarischen Weise und hebt dabei hervor, wie kreativ die Verschiedenheit sein kann, wenn sie denn in ihrer Eigenart geachtet und beachtet wird. Dies führt zu einem Verständnis, das ihn zu einem streitbaren Gegner von Ausgrenzung und kulturellem Dominanzdenken gemacht hat.

Claudio Magris tritt für ein Europa ein, das nicht allein unter ökonomischen Gesichtspunkten sein Selbstverständnis erreicht, sondern seine geschichtliche und kulturelle Tradition und Vielfalt bedenkt und darauf beharrt. Es ist das Verständnis eines Humanismus des Einzelnen, der von der mitteleuropäischen Kulturtradition abgeleitet ist und wird dem gerecht, was Claudio Magris ‚unser ironisches Gefühl für das Vielfältige†™ nennt.“

Claudio Magris, geboren am 10. April 1939 in Triest, ist ein italienischer Schriftsteller, Gelehrter und Übersetzer. Magris studierte in Turin Germanistik. Seit 1978 ist er Professor für Moderne deutschsprachige Literatur an der Universität Triest.
Der Essayist und Kolumnist ist für die italienische Tageszeitung Corriere della Sera und andere europäische Zeitungen tätig. Durch seine unzähligen Studien zur mitteleuropäischen Kultur gilt er als deren größter Förderer in Italien.

donauMagris‘ erstes Buch handelt vom habsburgischen Mythos in der modernen österreichischen Literatur. Er hat Essays über Hoffmann, Roth, Ibsen, Svevo, Musil, Hesse und Borges geschrieben. Der literarische Durchbruch gelang Magris 1986 mit seinem bekanntesten Werk, Danubio (Donau), einer literarischen Reise durch Länder und Zeiten entlang der Donau von der Quelle bis zur Mündung, in deren Vordergrund die multikulturelle Vergangenheit des Donauraumes steht. Auf ungewöhnlichen Wegen durch die Kulturlandschaften, die die Donau durchmisst und verbindet, begegnet man Martin Heidegger, Franz Kafka, Albert Einstein und vielen anderen.

Professor Magris ist Mitglied vieler europäischer Akademien und war von 1994 bis 1996 Senator im italienischen Parlament.

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wird Claudio Magris während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, den 18. Oktober 2009, in der Paulskirche verliehen. Die Verleihung wird live im Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Quelle: Börsenblatt