Hilary Mantel über britische Prinzessinnen

Kate MiddeltonDie britische Autorin Hilary Mantel hat einen riesigen Shitstorm losgetreten, als sie beim London Review of Books im British Museum eine Vorlesung zum Thema „Royal Bodies“ hielt. In der Vorlesung befasste sich Mantel mit dem Schicksal von Frauen an königlichen Höfen und ihrer Rolle in der Öffentlichkeit – einem Metier also, in dem sich die Autorin historischer Romane und  zweifache Booker Preis-Trägerin absolut auskennt.

Zwei Wochen nach dieser einstündigen Rede stürzten sich die britischen Medien auf Hilary Mantel und veröffentlichten  Auszüge, in denen es um Kate Middelton ging. Mantel hatte Prinz Williams Ehefrau als eine „Schaufensterpuppe“ ohne Persönlichkeit bezeichnet. Sie wirke lackiert mit einem perfekten Plastiklächeln und wie von einer Maschine gemacht. Anders als Diana, deren menschliche Besonderheit und Emotionalität sich in jeder ihrer Gesten zeigte, scheine Kate für ihre Rolle als Prinzessin ausgewählt worden zu sein, weil sie tadellos sei: unglaublich dünn, ohne Eigenarten, ohne Kuriositäten, ohne das Risiko, dass sie Charakter zeige. Ihre einzige Aufgabe sei es, Nachwuchs zu gebären.

Die Briten reagierten empört und attackierten und verunglimpften in hunderten Kommentaren die Autorin. Sie sei neidisch und eifersüchtig und habe mit Sicherheit den Booker Preis nicht verdient. Selbst Premierminister David Cameron nannte die Darstellung der Duchess of Cambridge als „unangebracht und falsch“ und das, obwohl er die Rede gar nicht gelesen hatte.

Am 19.02.2013 verurteilte die britische Journalistin Hadley Freeman in einem Artikel im Guardian die Presse scharf für ihren „faulen Journalismus“ und die Heuchelei in den Medien. Hilary Mantel habe eben in ihrer Vorlesung objektiv die Darstellung der Frauen an königlichen Höfen und ihre Rollen in der Öffentlichkeit beschrieben und kein persönliches Meinungsbild abgegeben. Und wer sich die Zeit nimmt, die gesamte einstündige Rede zu lesen, erkennt auch den Irrtum der Empörung im Königreich Großbritannien.

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