„Madame, es stürzt mich in einige Verwirrung, dass Sie sich der Mühe unterzogen haben, mir zu schreiben. Und ich versichere Ihnen, dass mir Ihre Zeilen nur noch kostbarer sind, wenn ich daran denke, dass sie von Ihrer schönen Hand geschrieben sind und dass Ihre unbeschreiblichen Blicke auf ihnen gelegen haben…“
Am 25.3. eröffneten die Kuratoren Reiner Speck und Jürgen Ritte zusammen mit dem Münchner Schauspieler René Dumont und 300 Besuchern die große Ausstellung im Literaturhaus München:Â „Cher ami…« – Marcel Proust im Spiegel seiner Korrespondenz“.
Marcel Proust ist eine der größten literarischen Persönlichkeiten des 20ten Jahrhunderts, seine „Suche nach der verlorenen Zeit“ ist ein Romanmonument. Darüber hinaus war Proust ein manischer Briefeschreiber. Seine umfangreiche Korrespondenz lässt das vielfarbige Bild eines Schriftstellers entstehen, der sich Zeit seines Lebens mit Vorurteilen und schweren Krankheiten herumplagte und erst spät zu literarischen Ehren gelangte. Immer wieder ist die Arbeit an der „Recherche“ Gegenstand seiner Briefe. Doch es sind insbesondere die persönlichen Beziehungen und feingesponnenen Freundschaftsbekundungen, die den Charme von Prousts Korrespondenz ausmachen.
Zum ersten Mal werden nun über 80 dieser Briefe in einer großen Ausstellung gezeigt. Daneben sind zahlreiche weitere Autographen, Fotografien, Zeichnungen, Manuskripte und Bücher, sowie Dokumente der Briefadressaten darin vereint. Fast alle diese Exponate sind im Original zu sehen, ein Großteil der Briefe ist zusätzlich in deutscher Übersetzung über einen Audioguide zu hören. Die Ausstellung zeigt den großen Romancier Marcel Proust in einer Weise, die in ihrer Unmittelbarkeit, Authentizität und Vielfalt bestechend ist und sein ganzes Leben und Wirken umspannt.
Die Ausstellung ist bis zum 7. Juni dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, am Wochenende und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Eine Ausstellung des Literaturhauses München, der Bibliotheca Proustiana und der Marcel Proust Gesellschaft e.V., mit freundlicher Unterstützung durch das Institut français de Munich. Kuratoren: Jürgen Ritte, Reiner Speck. Ausstellungskonzeption: unodue{.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – Kurzbeschreibung
Es ist das monumentalste Romanwerk des 20. Jahrhunderts und längst ein Mythos der Moderne: Marcel Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Ein literarisches Universum, Spiegel der Welt und der Literatur. Luzius Kellers Revision der Übersetzung von Eva Rechel-Mertens und sein Kommentar öffnen zum ersten Mal den Weg zu Proust so, wie sein Rang es verlangt.
Die einmalige Sonderausgabe der Recherche in der Textfassung der Frankfurter Ausgabe umfasst sieben Bände und über 5000 Seiten und bietet erneut „eine kostbare Möglichkeit: die des unschätzbaren Glücks, Marcel Proust zu lesen. Wer sie nicht ergreift, dem ist nicht zu helfen.“ Jochen Schimmang
Band 1: Unterwegs zu Swann
Band 2: Im Schatten junger Mädchenblüte
Band 3: Guermantes
Band 4: Sodom und Gomorrha
Band 5: Die Gefangene
Band 6: Die Flüchtige
Band 7: Die wiedergefundene Zeit
Gebundene Ausgabe: 5280 Seiten, erschienen am 04. März im Suhrkamp Verlag.
Über den Autor
Marcel Proust, am 10. Juli 1871 in Paris geboren, war schon als Kind Asthmatiker. Durch das reiche Elternhaus finanziell unabhängig, führte er etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr ein Leben als Dandy in den höchsten Pariser Kreisen. Der Tod der Eltern und die Verschlimmerung seines Leidens bewogen ihn zum völligen Rückzug. Proust lebte von da an in einer korkisolierten Wohnung und verschrieb sich ganz dem Verfassen seines Hauptwerks „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Ab 1913 erschien das siebenbändige Monumentalepos, dessen letzer Teil erst 1927, fünf Jahre nach seinem Tod am 18. November 1922, veröffentlicht werden konnte.