Nelly-Sachs-Preis 2011 geht an Norman Manea

Der rumänische, in New York lebende Schriftsteller Norman Manea erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund. In der Begründung der Jury heißt es:

„Der 1936 als Kind jüdischer Eltern in der Bukowina geborene Norman Manea ist ein bedeutender Vertreter der aufgeklärten literarischen Moderne. Sein beeindruckendes, moralisch so unerschrockenes wie sprachlich virtuoses Roman-Selbstporträt „Die Rückkehr des Hooligan†œ legt, vor dem Hintergrund der eigenen Biographie, die unheimlichen Tiefenschichten der rumänischen Geschichte offen.

Gleich zwei Diktaturen prägten das Leben des seit 1986 im (zunächst Westberliner) Exil lebenden Schriftstellers. Als Kind überlebte er ein Konzentrationslager in Transnistrien, als junger idealistischer Kommunist stieß er an die Grenzen einer gnadenlosen politischen Realität, in der er sich nicht einzurichten mochte.

Seit 1988 am Bard College bei New York lehrend, widmet sich Norman Manea mit nicht nachlassender Energie einer mehrfach vergifteten Vergangenheit, die im heutigen Rumänien immer noch – oder wieder – verdrängt wird.

Norman Manea, der von seinem berühmten amerikanischen Schriftstellerfreund Philip Roth mehrfach für den Literaturnobelpreis ins Gespräch gebracht wurde, schreibt gegen dieses Verdrängen an: mit messerscharfem Verstand, sarkastischem Gelächter und mit bewundernswerter Klarheit.†œ

Norman Maneas Werk liegt in deutscher Übersetzung im Carl Hanser Verlag vor. Manea ist Mitglied der Berliner Akademie der Künste und wurde mit bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter dem Premio Nonino (2002) und dem Prix Medicis (2006). Der Nelly-Sachs-Preis ist seine erste Auszeichnung in Deutschland.

Zuletzt erschien im April 2011 im Berliner Matthes & Seitz Verlag „Gespräche im Exil„.
Im Sommer 2010 hat Hannes Stein ein dreitägiges Gespräch mit Manea im New Yorker Exil geführt. Das Gespräch dreht sich um Biografisches, Politisches, Allzumenschliches. Schonungslos analysiert Manea das eigene und das Versagen der Intellektuellen in der Diktatur. Er spricht über seine Ängste, seine Gewissheiten und Unsicherheiten, oft mit bitterer Ironie. „Das Exil beginnt im selben Augenblick, in dem wir die Gebärmutter verlassen.“

Die Juryentscheidung trafen unter dem Vorsitz von Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann die Fachpreisrichter Dr. Ina Hartwig (u.a. freie Literaturkritikerin Die Zeit und Süddeutsche Zeitung), Dr. Martin Lüdtke (Der Spiegel und Frankfurter Rundschau) und Peter Hamm (Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung). Als Sachpreisrichter fungierten die Ratsmitglieder Bürgermeisterin Birgit Jörder, Bürgermeister Manfred Sauer, Brigitte Thiel und Ulrike Märkel.

Norman Manea wird den Literaturpreis in Dortmund entgegennehmen.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 4. Dezember 2011, um 11 Uhr in der Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses statt. Die Laudatio hält Dr. Ina Hartwig, Frankfurt/Main.

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Quelle: Dortmund.de