Friederike Mayröcker erhält den Bremer Literaturpreis 2011
Die 85-jährige österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker erhält den mit 20.000 Euro dotierten Bremer Literaturpreis 2011.
Friedericke Mayröcker erhält den Preis für ihren im Mai 2010 im Suhrkamp Verlag erschienenen Roman „ich bin in der Anstalt. Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk„, teilte die Jury der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung am Samstag mit. Die Sprache Mayröckers verwandle sich in dem Buch in eine Prosa, die ein Lebensjahr in allen seinen Facetten in sich aufnehme, hieß es zur Begründung.
„ich bin in der Anstalt“ nennt Friederike Mayröcker, die „Grande Dame der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur„, ihre Prosaschrift – ein Buch der Betrachtungen von Körperlichkeit und Körperempfinden, ein Tasten nach den ständig sich verschiebenden Grenzen von Innen und Außen, ein Versuch ihrer Auflösung im Moment des Schreibens, radikal und schonungslos:
„ich habe die Staubkrankheit, in Eschen laufend, ich wache auf mit dem Wort ZWISCHENGEBIRGE, wir fahren im Lift abwärts und ich ziehe 1 grünes Haar aus dem Ärmel seines schwarzen Mantels, Nixe mit grünen Haaren, der alte grüne Steingutteller mit den grünen Seerosenblättern, vor Wochen auseinandergebrochen, wieder geklebt, aus groszelterlichen Beständen oder weiter zurück, etwas wie Wollust über die Seerosenblätter zu streichen, imaginiere, wie sie, die längst Hingegangenen, ihre Speisen darauf verzehrt hatten, vermutlich Kuchenstücke, Bäckereien, denn es gab kein Leid in der Tiefe ihrer Schritte, ich heize, neige (dazu), überstürzt zu handeln, zu antworten, in Eschen laufend, und trug grünes Reisig unter den Augen, nämlich Rousseau, ‚ich liebe es, mich mit Nichtigkeiten zu befassen, 100 Sachen anzufangen und keine zu Ende zu bringen, oder den ganzen Tag wirr und planlos zu vertändeln‘, mit grünen Ziegenblättern, etc.“
Der Literaturpreis der Stadt Bremen wird seit 1954 jährlich an deutschsprachige Schriftsteller für ein Einzelwerk vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten Siegfried Lenz, Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Mayröcker besitzt u.a. den „Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur“ und den „Literaturpreis der Stadt Wien„, wie auch den „Anton-Wildgans- und den Georg-Trakl-Preis„.
Der mit 6.000 Euro dotierte Förderpreis zum Bremer Literaturpreis geht 2011 an die ebenfalls aus Österreich stammende Nachwuchsautorin Andrea Grill für ihr Werk „Das Schöne und das Notwendige„.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
[adsense format=text]