Buchtipp für Väter von Pubertisten: Unser allerbestes Jahr von David Gilmour

Unser allerbestes Jahr von David Gilmour

Eine Herz erwärmende, witzige und auch nachdenkliche Hommage eines Vaters an seinen Sohn. Eine Geschichte voller Lebensweisheit, die uns allen bestätigt, dass wir weder als Eltern noch als Kinder perfekt sein müssen. Und dass Filme Familien retten können. Jesse verlässt die verhasste Schule – mit Erlaubnis des Vaters! Um den Kontakt zu seinem Sohn nicht zu verlieren, trifft David mit seinem Sohn ein außergewöhnliches Abkommen:

unser-allerbestes-jahr1. Keine Drogen! und
2. der „Unterricht“ wird anhand von 3 Filmen pro Woche weitergeführt.

Mit wachsender Begeisterung für die Filme und die gemeinsam gestalteten Stunden macht sich Jesse auf eigene Liebes- und berufliche Wege, um schließlich eine überraschende Entscheidung zu treffen…

Mit Kindern die Pubertät erleben, in der sie „genauso viel Zuwendung wie Neugeborene“ benötigen, das ist es nicht, was dieses Buch auszeichnet, es ist vielmehr die überaus sympathische, geradlinige und sehr ehrliche und arglose Art, Gedanken und Gefühle zu artikulieren, zwar Unsicherheiten angesichts eigener Entscheidungen zu haben, aber keine Ängste sie zu benennen. David weiß, dass man irgendwann nicht mehr viel für seine Kinder tun kann, aber er hat immer noch diesen Impuls.

Der Vater braucht viel Kraft, als sein minderjähriger Sohn Jesse ihm offenbart, dass er die Schule schmeißen will. Ok, so David, selbst Autor, Journalist und Filmkritiker, aber nur, wenn Jesse sich die Zeit nimmt, mit ihm drei Filme pro Woche anzusehen. Übrigens: das Buch über David und Jesse ist nicht nur eine sehr warmherzige, sondern zudem wahre Geschichte.

So einen Vater kann sich jeder junge Mann nur wünschen! Von Verständnis, Toleranz und Geduld können sich viele eine Scheibe abschneiden, aber am Ende des Buches lernen wir alle: Es lohnt sich so sehr.

David Gilmour hat die Geschichte mit dem Herzen geschrieben, es ist die Liebeserklärung eines Vaters an seinen Filius, eine Geschichte voller Eingeständnisse, Unsicherheiten und Zweifel. „Was ist, wenn ich falsch liege?“ Wird alles schon irgendwie klappen und gut ausgehen?

Die Filme, die dem Buch auch seinen Originaltitel „The Film Club†œ geben, sind für Vater und Sohn Gelegenheit, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich auszutauschen, „Zeit miteinander zu verbringen, Hunderte von Stunden“ und auf dem Umweg über Filmgeschichten ihre eigene weiter zu schreiben, den Faden nie abreißen zu lassen: Jesses Liebeskummer, Davids vorübergehende Arbeitslosigkeit, Jesses Zukunftsgedanken, Davids Erinnerungen. So erwacht langsam Interesse am anderen, aus dem Austausch wird neugieriges Zuhören und aus der Offenbarung von Schwächen und Fehlschlägen wird Vertrauen und Bindung.

Wer kein Filmkenner und Kinogänger ist, mag es zwischendurch ermüdend finden, die ausgiebigen Kommentare zu Filmen, Regisseuren oder Drehbüchern, zu Schauspielern oder Drehorten zu lesen, aber irgendwie fügt sich alles zu einem Ganzen und außerdem steckt es ja den einen oder anderen vielleicht an, das Leben einmal aus cineastischer Sicht zu sehen.

Jesse nimmt Filme und väterliche Weisheiten begierig und bereitwillig auf, entdeckt sein Leben für sich und David fühlt, dass Kindererziehung „eine endlose Serie von Abschieden ist, von den Windeln, von den Schneeanzügen und schließlich vom Kind selbst.“  Aus der Amazon.de-Redaktion von Barbara Wegmann

Über den Autor
David Gilmour, Jahrgang 1949, lebt in Toronto, Kanada, und ist Filmkritiker, Buchautor und Journalist. Sein 16-jähriger Sohn Jesse schmiss die Schule und schaute sich mit seinem Vater zusammen Filme an.