Rezension: Was darf’s denn sein, junger Mann von Anja Burkel

Was darfs denn sein, junger Mann?Der Bankmanager Fred steht mit beiden Beinen in seinem Job, ist erfolgreich und hat Perspektive. Leider hat er sich gerade aus seiner Beziehung gebaggert, und zwar im sportlichen Sinne, im Tiefanflug auf einen zugeworfenen Brautstrauß. Und wie soll er nun sein Leben auf die Reihe kriegen, wie seinen Alltag meistern, der ohne seine Lebenspartnerin so zeitraubend wird, und außerdem wartet die nächste Beförderung? Und hier kommt ihm eine ebenso geniale wie ungewöhnliche Idee. Er zieht in ein all-inklusive, rund-um-sorglos Altenheim.
So trifft eine Welt voll von Spitzendecken, Sitztanz und Purzel, auf Chefmacher, „Future Client†œ und vor allem MyMoney. Und dann ist da noch die Betreuerin Agata, die beide Welten auf ungeahnte Weise zu vermengen versteht. Wie geht Fred mit dem Treffen dieser zweier Welten um? – Wird Fred das überleben – im übertragenen Sinn? Und im direkten?

Anja Burkels Erstlings-Roman erzählt von der Kollision zweier scheinbar unvereinbaren Welten, von deren Überlappung an Berührungspunkten, und deren gegenseitigen Einflüssen oder sogar Überfällen. Vom Planen der Karriereleiter genauso wie vom Planen einer Beerdigung.
Als Ergebnis heitert sich das Wohnheim auf, trübt sich das Geschäftsleben ein, werden Träume wahr oder platzen und das Alter dominiert das Privatleben.
Die Ausgangssituation montiert eine närrische Zeitbombe unter den Roman, deren Knistern stets vernehmbar bleibt. So bewegt sich der groteske Roman in einem realen Fahrwasser. Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen oder Romanen, die sich mit dem Thema Alter und Altersheim auseinandersetzen, geht es hier nicht darum, möglichst jung zu bleiben und möglichst raus aus dem vergreisten Altersheim zu kommen, sondern zunächst darum in die Seniorenresidenz hineinzukommen, sie als neuen Lebensbereich zu entdecken, und schließlich um die Erfahrung älter zu werden.
Sprachlich werden hier immer wieder Redewendungen und Liedfragmente aus einer beinahe vergessenen Zeit gerettet. Auch die Inszenierungen tragen teilweise die Handschrift der Wunderkinder-Generation.

„Was darf´s denn sein, junger Mann?“ ist ein auf alle Fälle empfehlenswerter Lesegenuss!

Der Lesekreis bedankt sich bei Mario für diese interessante Buchbesprechung!

Anja Burkel
Anja Burkel

Kurzbeschreibung
Selten hatte es Jungmanager Frederik so behaglich. Ist die Karriereleiter auch steil und hart, in der Seniorenresidenz St. Ambrosius lässt es sich gut wohnen: Schonkost fürs Magengeschwür, Sitztanz für den Rücken. Laptop und Latschenkiefer? Business und Bingo? Allein unter Alten fühlt Frederik sich pudelwohl. Bis er die junge zupackende Stationsleitung Agata kennenlernt, die ihn als Erstes herzlich auslacht. Damit nicht genug. Kaum wird bekannt, dass Frederik bei Agata auf Freiersfüßen wandelt, hagelt es Romantiktipps und Sexratschläge von der senilen Eingreiftruppe. Bald steht Frederik vor dem größten Problem seines beschaulichen Heimaufenthalts: Was sag ich nur, wenn es heißt, zu mir oder zu dir?
Die Taschenbuchausgabe (304 Seiten) ist am 12. September 2014 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen.

Über die Autorin
Anja Burkel, Jahrgang 1975, hat als Journalistin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Welt und die Neue Zürcher Zeitung gearbeitet. 2007 erschien ihr Sachbuch „PR für Schulen“ im Auer-Verlag, 2014 der Altenheim-Roman „Was darf†™s denn sein, junger Mann?“ bei Ullstein.
Sie studierte Journalistik, Politik und Recht und besuchte die Deutsche Journalistenschule. Mit ihrer Familie lebt sie in England.

Neuerscheinung: Verräter wie wir von John le Carré

„Verräter wie wir“ ist ein Roman über die Welt der Finanzkrise, angesiedelt im Frühsommer 2009, nur ein paar Monate nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank und der großen Kreditklemme. Das Buch nimmt seinen Anfang „auf dem besten Tennisplatz der besten rezessionsgebeutelten Hotelanlage Antiguas“ und konfrontiert gleich den ersten auftretenden Agenten seiner Majestät alsbald mit der säuerlichen, dem angewiderten Sprecher hörbar ekligen Frage, wie es einem eigentlich damit geht, „ein Land zu vertreten, das seine Rechnungen nicht bezahlen kann?“ Ausführliche Rezension vom 30.10.2010 auf Welt Online unter dem Titel: John le Carrés Spione jagen jetzt Finanzjongleure

Kurzbeschreibung
Dima ist die Seele der russischen Mafia. Seit seiner Zeit als Gefangener im Gulag hat er sich an ihre Spitze hochgearbeitet. Sein Spezialgebiet: die Geldwäsche. Doch seine Tage sind gezählt. Er hat Feinde unter den mächtigen Weggefährten. Um das Überleben seiner Familie zu sichern, geht er einen Pakt mit dem Westen ein. Er bietet sein Wissen im Tausch gegen ein Leben in England. Eine Sensation für den britischen Geheimdienst, der einwilligt. Aber die Agenten stoßen auf einen bedrohlichen Widerstand. Der lange Arm der Mafia reicht bis weit in den Westen. Wie lange wird Dima seine russischen Freunde täuschen können? Verräter wie wir ist ein leidenschaftlicher Roman über die Korrumpierbarkeit des Westens und über die Zerbrechlichkeit der Demokratie.

Die gebundene Ausgabe von „Verräter wie wir“ umfasst 413 Seiten und ist am 27.10.2010 im Ullstein Verlag erschienen.

Über den Autor
John le Carré, geboren 1931 in Poole, Dorset, studierte in Bern und Oxford Germanistik. Im Anschluss war er Lehrer und Geheimagent in diplomatischen Diensten u. a. in Bonn und Hamburg tätig war. In den 1960er-Jahren begann er mit dem Schreiben von Spionageromanen. Mit seinem dritten Buch, „Der Spion, der aus der Kälte kam„, begründete le Carré seinen Weltruhm als Bestsellerautor. 2005 zeichnete die britische Crime Writers‘ Association „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (1963), als besten Kriminalroman der letzten 50 Jahre aus. John le Carré  lebt mit seiner Frau in Cornwall und London.