Stimmungsbericht zur Lesung „Superhero“ von Anthony McCarten im Literaturhaus München am 13.06.2007

Vermutlich lag es nicht am Regen, denn es goss in Strömen am Mittwochabend auf das Dach des Literaturhauses, sondern allein an der Tatsache, dass Anthony McCarten hierzulande einfach noch nicht populär genug ist. Denn sonst lässt es sich nicht erklären, warum bei diesem Staraufgebot so wenig Zuhörer bei der Lesung erschienen sind. Eingestellt auf einen Stehplatz, da wir nicht reserviert hatten, bekamen wir drei Sitzplätze in der 1. Reihe, direkt vor drei Stehtischen auf denen sich Wasserkaraffen, Gläser und Mikrofone befanden. Die Stuhlreihen waren so angeordnet, dass wir Zuhörer freie Sicht durch die lichte Stahl- Glas-Konstruktion im 3. Stock des Hauses auf die Kuppel der Theatinerkirche und die Dächer Münchens hatten. (Mir wurde fast schwindling, als Rufus Beck sich später lässig auf seinem Hocker sitzend an einen der schmalen Stahlträger lehnte)
Kurz nach acht nahmen dann Dr. Dominik Wichmann, der Chefredakteur des SZ-Magazins, an dem linken Tisch, Anthony McCarten in der Mitte und Rufus Beck nebst Dolmetscher an dem rechten Tisch auf Barhockern Platz. Dr. Wichmann begrüßte uns, bat uns obligatorisch auf Erreichbarkeit durch Handys zu verzichten und stellte seine Gäste und den Programmablauf vor.
Zunächst gab es einen Dialog zwischen dem Therapeuten, gelesen von McCarten, und dem krebskranken 14 jährigen Protagonisten, gelesen von Rufus Beck, der, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, keinesfalls als †œJungfrau† sterben will. Danach wurden einzelne Passagen von Rufus Beck gelesen. Als Spezial Guest hat uns der selbstbewußte, charmante Sohn von Rufus Beck beeindruckt. Er gesellte sich kurz aus dem Zuschauerraum heraus zu seinem Vater und las mit ihm einen Dialog aus dem Buch.
Eine Sequenz aus dem von Rufus Beck gesprochenen Hörbuch, eine †œComicpassage†, wurde eingespielt.
Anthony McCarten berichtete von der Entstehung des Buches, von dem Skandal, den ein Therapeut ausgelöst hat, als er mit seinem jugendlichen Patienten ein Bordell besucht hat, von seinen Eltern, die im Abstand von 6 Monaten jeweils an Krebs gestorben sind, von seinen vielen Geschwistern und seiner Rolle als Jüngster in der Riege, er ging auf die ungewöhnliche Drehbuch ähnliche Schreibweise ein, seinen Plänen einen Film aus dem Buch zu machen. Am liebsten mit Tom Hanks in der Rolle des Therapeuten †œAdrian†. Ob er Tom Hanks allerdings dafür gewinnen kann, hängt von dem Filmbudget ab. In dem Gerichtsstreit über die widerrechtliche Verfilmung von seinem erfolgreichen Theaterstück †œLadies Night† ging es um 230 Millionen (denke mal Dollar). Er wollte und †œdurfte† uns aber nicht erzählen, wie der Streitfall ausging. Dominik Wichmann meinte allerdings, dass er bestimmt genug Geld hätte uns alle zum Essen einzuladen.
Alles in allem hat uns der Diogenes Verlag die perfekte Inszinierung einer Buchvorstellung mit einem außergewöhnlich sympathischen Autor, einem grandiosen Sprecher und einem souveränen Moderator beschert. Meine Befürchtung bei Rufus Becks Stimme immer an Harry Potter denken zu müssen, hat sich nicht bestätigt. :-)

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