Der schönste erste Satz von Giovanni Boccaccio

Ihr reizenden Frauen, sooft ich darüber nachdenke, wie empfindsam die Natur euch erschuf, erkenne ich auch, daß das vorliegende Werk für euren Geschmack einen recht bitteren und ernsten Anfang haben wird, da es auf seinen ersten Blättern die schmerzlichen Erinnerungen an die vergangene Pestzeit heraufbeschwört, die für jeden, der sie erlebte oder irgendwie kennenlernte, gefahrvoll und traurig war.

Das Dekameron von Giovanni Boccaccio

BoccaccioGiovanni Boccaccio, geboren 1313 in Florenz oder Certaldo, gestorben am 21. Dezember 1375 in Certaldo bei Florenz, war ein italienischer Schriftsteller, Dichter und bedeutender Vertreter des Humanismus. Sein Meisterwerk, das Decameron, porträtiert mit bis dahin unbekanntem Realismus und Witz die facettenreiche Gesellschaft des 14. Jahrhunderts und erhebt ihn zum Begründer der prosaischen Erzähltradition in Europa.

Das Dekameron oder Il Decamerone (ital.; gr. deka, zehn; hemera , Tag) ist eine Sammlung von 100 Novellen, die der Feder von Giovanni Boccaccio entstammen. Die Abfassung erfolgte aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen 1350 und 1353. Der Titel Decamerone bedeutet in Anlehnung an das Griechische „Zehn-Tage-Werk“.

Die Rahmenhandlung verlegt Boccaccio in ein Landhaus in den Hügeln von Florenz, zwei Meilen vom damaligen Stadtkern von Florenz entfernt (Position). In dieses Landhaus sind sieben Mädchen und drei junge Männer vor der Pest (Schwarzer Tod) geflüchtet, die im Frühjahr und Sommer des Jahres 1348 Florenz heimsuchte. Im Landhaus versuchen sich die Flüchtlinge nach Möglichkeit zu unterhalten. Daher wird jeden Tag ein König oder eine Königin bestimmt, welcher einen Themenkreis vorgibt. Zu diesem Themenkreis hat sich nun jeder der Anwesenden eine Geschichte auszudenken und zum Besten zu geben. Nach zehn Tagen und zehn mal zehn Novellen kehrt die Gruppe wieder nach Florenz zurück. Das Landhaus, in dem Boccaccios Handlung angesiedelt ist, ist noch erhalten und befindet sich auf halbem Weg zwischen Florenz und Fiesole an der Via Boccaccio. Heute befindet sich dort ein Department des European University Institute (http://www.iue.it). Das Vorwort des Buches ist eine der detailliertesten Quellen über die Ausbreitung der Pest aus dem Mittelalter.