Sicherlich werden viele die Gesichter von Jack Nicholson, der die Rolle des Spielers, und Will Sampson, der Darsteller des Indianers, aus dem gleichnamigen Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ vor Augen haben, wenn sie sich jetzt die Geschichte, gelesen von Dominic Raacke, anhören. Das Buch, veröffentlicht im Jahr 1962, vom Kampf des Individuums gegen menschenunwürdige Normen und Zwänge, war in den USA längst heimlicher Bestseller, ehe sein Stoff 1975 auch als Film Furore machte. Er bekam 5 Oscars und 6 Kritikerpreise. Der Autor, Ken Kesey, 1959 inspiriert durch einen Aushilfsjob in der Psychiatrie des Veterans Hospital im kalifornischen Menlo Park, erzählt die Geschichte aus Sicht des Häuptlings Bromden:
Leseprobe:
„Da kommt er ja, der große Häuptling Bromden! Immer ran an den Speck, Besenhäuptling“, höhnten die drei schwarzen Jungs, unsere Pfleger, die Garde der „Großen Schwester“ Miss Ratched. Wie an jedem Tag in den Jahren, die ich schon als Insasse dieser Klapsmühle verbracht hatte, ließ ich mir auch heute nicht anmerken, dass ich ihr Gequatsche überhaupt gehört hatte. Einer von ihnen drückte mir den Mop in die Hand, und das gewohnte Sauberkeits-Ritual, mein Beitrag zur ach so wohltuenden Arbeitstherapie, begann. Sollte ich mich vielleicht wehren? Ich überragte zwar noch den Längsten auf der Station um mindestens einen Kopf und während meiner Zeit in der Army war ich als einziger stark genug gewesen, diese Riesenfässer mit Schmieröl alleine zu schleppen. Aber sich zu wehren gegen die drei schwarzen Bastarde, hatte trotzdem keinen Sinn. Denn ihr Leben unter den Weißen hatte sie ja jahrelang bis zum Platzen mit Aggressionen gefüllt und als gehorsame Gehilfen von Oberschwester Ratched in ihrer weiß-gestärkten Tracht konnten sie ihre Wut wenigstens an uns Patienten auslassen. Wir wussten ja alle nur zu gut, dass wir wirklich krank waren, die Akuten wie die Chronischen, zu denen ich inzwischen gehörte. Oberschwester Rached hatte völlig Recht, wenn sie uns in der Gruppentherapie immer wieder einbläute: „Ihr Männer seid in dieser Klinik, weil ihr nachweislich nicht in der Lage seid, euch an die Gesellschaft anzupassen.“ Dabei hätte sie uns gar nicht einmal „Männer“ nennen müssen, denn sie selber hatte uns ja völlig klein gekriegt mit ihren Methoden, den Medikamenten und Elektroschocks – mich einbegriffen. Ich war als Sohn eines Indianerhäuptlings und einer Weißen am großem Columbia-Strom geboren worden, aber nach dem Krieg in dieser Anstalt gelandet und unter Miss Ratcheds Kommando gekommen. Mein einziger Trumpf war, dass mich die Mitpatienten, die Pfleger, Schwestern und Doktoren für taubstumm hielten, weil ich noch mit keinem ein Wort gewechselt hatte. Das änderte sich aber, als Randle Patrick McMurphy, der Spieler, zu uns eingewiesen wurde. Schwester Ratched nannte ihn „dieser irische Rowdy“, denn er ließ sich nicht nur selber kaum etwas gefallen, sondern schaffte es auch, dass wir anderen öfter einmal auf die Barrikaden stiegen, wenn die „Große Schwester“ ihrer tyrannischen Natur allzu freien Lauf ließ. Und damit begann ein mörderisches Duell zwischen Schwester Ratched und Randle, dem Spieler. Ich war es dann, der Randle den letzten Freundschaftsdienst erwies, ehe ich mich aus dem Staub machte und „über das Kuckucksnest flog“.
Als Film eine Legende †“ als Hörbuch eine Paraderolle für Dominic Raacke.
Ken Kesey
Einer flog über das Kuckucksnest
Erzählt von Dominic Raacke
Patmos Verlag, erschienen 03/2007
6 CDs, 463 min
Preis: 29.95 Euro
Ein Gedanke zu „Einer flog über das Kuckucksnest als Hörbuch“