Bis zum letzten Platz besetzt ist die Aula der Ludwig-Maximilians-Universität als Isabel Allende am Mittwoch ihr neues Buch Inés meines Herzens vorstellt. Die Stimmung wie vor einem großen Popkonzert, tosender Applaus begleitet den Auftritt der chilenischen Autorin in Schwarz mit goldrotem Umhang. Sie winkt fast schon königlich ihrem Publikum, hinter ihr ein Gefolge an Verlagsleuten und Veranstaltern. Klein und zierlich wirkt die Autorin, „eine entzückende Person“, sagt Hannelore Hoger. Die Schauspielerin liest deutsche Passagen, die Autorin selbst ein paar spanische. Unterschiedlicher könnten die beiden Stimmen kaum sein: Mädchenhaft und mit leichtem Singsang die Autorin, dunkel und rauchig, fast verrucht die Interpretin. Während Hoger eine Stelle über „schieres Blut und rohe Gewalt“, über verwundete Soldaten und eine brennende Stadt liest, blickt Allende traurig-verträumt in den Saal, ihr Kinn in die Hand gestützt. Die Zuschauer, vor allem Frauen, sind mucksmäuschenstill. Sie lachen über die Mutmaßung der Autorin, Romanfigur Inés wäre vermutlich heute Präsidentin von Amerika. Sie nicken verständnisvoll, als Allende später von der Moderatorin und Brigitte-Chefredakteurin Brigitte Huber noch zur Liebe und zur starken Frau an sich befragt wird. „Keine Zettel, keine Eintrittskarten“, lautet die strenge Anweisung der Suhrkamp-Verlags, als Isabel Allende abschließend Buch um Buch signiert. Schnell noch ein Erinnerungsfoto mit dem Leiter des Literaturhauses – und die Bücherkönigin ist wieder verschwunden. Und mit ihr die ganze Entourage.
Quelle: Süddeutsche Zeitung