Ursula Krechel erhält Joseph-Breitbach- und Jeanette-Schocken-Preis 2009

ursula-krechel1In der letzten Woche erhielt die 61- jährige Schriftstellerin Ursula Krechel gleich zwei Auszeichnungen. Zum einen wurde sie mit dem höchst dotierten (50 000 Euro)  deutschen Literaturpreis, dem Joseph-Breitbach-Preis 2009 ausgezeichnet, und weiterhin erhielt Ursula Krechel den mit 7 500 Euro dotierten Bremerhavener Jeanette-Schocken-Literaturpreis 2009.

Die Jury des Joseph-Breitenbach-Preises würdigte Ursula Krechel für ihr literarisches Gesamtwerk, teilte die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur mit. Sie sei eine politisch und ästhetisch hoch reflektierte Autorin, dabei vertraue sie stets der Eigendynamik der Sprache und dem poetischen Klangsinn.

Den Jeanette-Schocken-Literaturpreis 2009 erhielt Ursula Krechel für ihren 2008  im österreichischen Jung & Jung Verlag erschienen Roman „Shanghai fern von wo„. Die Autorin habe sich in dem Roman über das Schicksal von Juden, die vor dem Nationalsozialismus nach China flüchteten, einem Thema gewidmet, das bisher in Literatur kaum eine Rolle gespielt habe, begründete die Jury ihre Entscheidung.

shanghai-fern-von-woKurzbeschreibung
Ein grandioses Erzählpanorama: die jüdischen Emigranten in der internationalen Stadt Shanghai 1938.Da steht sie mitten in einer Restaurantküche in Shanghai und walkt den Teig, als ginge es um ihr Leben, und das tut es auch. Ein Strudel soll es werden, ein süßer natürlich, aber dann füllt sie, was noch übrig ist, mit zartem Gemüse, und auf einmal hat sie der chinesischen Küche etwas hinzuerfunden, was niemand mehr missen möchte: die Frühlingsrolle. Franziska Tausig ist eine von vielen, der Berliner Buchhändler Ludwig Lazarus ist ein anderer, und am Ende waren es achtzehntausend Juden, die seit 1938 eines der letzten Schlupflöcher noch nutzen konnten und so im fernen fremden Shanghai überlebten. Sie kamen ohne Visum und Illusionen mit einem Koffer und zehn Reichsmark in der Tasche, Anwälte, Handwerker, Kunsthistoriker, und wenn sie in dieser überfüllten Stadt und dem feucht drückenden Klima zurechtkommen wollten, dann waren Erfindungsgabe und Tatkraft gefordert. Nicht jeder war, nach dem, was hinter ihm lag und vor ihm, dazu imstande. Atemberaubend vielstimmig und vielschichtig erzählt Ursula Krechel davon. Aus langjährigen Recherchen entstand so der Stoff zu einem weitgespannten erzählerischen Bogen, der den Leser in eine Welt bringt, die einem näher ist als erwartet.

Gebundene Ausgabe: 500 Seiten, erschienen 2008 im Jung & Jung Verlag, 3. Auflage (11. Februar 2009) – 29,90 Euro

Über Ursula Krechel
Ursula Krechel studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Köln. Bereits während ihres Studiums, das sie 1972 mit der Promotion abschloss, hatte sie Beiträge für den Westdeutschen Rundfunk und den Kölner Stadt-Anzeiger geliefert. Von 1969 bis 1972 war sie Dramaturgin an den Städtischen Bühnen in Dortmund und leitete Theaterprojekte mit jugendlichen Strafgefangenen. Ab 1972 lebte sie als freie Schriftstellerin in Frankfurt am Main. Die Lyrik, anfangs noch von Frauenbewegung und neuer Subjektivität, später dann häufig vom Surrealismus beeinflusst, bildet den Schwerpunkt von Ursula Krechels Werk. Darüber hinaus hat sie Prosa, Theaterstücke und Hörspiele veröffentlicht. Ursula Krechel ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Sie lebt in Berlin.

Veröffentlichungen u. a.“Erika“, Theaterstück, 1974 „Selbsterfahrung und Fremdbestimmung“, Essay, 1975 „Nach Mainz!“, Gedichte, 1977 „Verwundbar wie in den besten Zeiten“ Gedichte, 1979 „Zweite Natur“, Szenen eines Romans, 1981 „Vom Feuer lernen“, Gedichte, 1985 „Kakaoblau. Gedichte für Erwachsende“, 1989 „Die Freunde des Wetterleuchtens“, Prosa, 1990 „Technik des Erwachens“, Gedichte,1992 „Mit dem Körper des Vaters spielen“, Essays, 1992 „Sizilianer des Gefühls“, Erzählung, 1993 „Landläufiges Wunder“, Gedichte, 1995 „Verbeugungen vor der Luft“, Gedichte, 1999.

Einen sehr beeindruckenden Einblick in Ursula Kerchels letzten Roman Shanghai fern von wo findet man auf ZehnSeiten.de. Die Autorin stellt sich der Kamera und liest persönlich vor.

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Quellen: Süddeutsche Zeitung, Wikipedia

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