Denis Scheck befördert acht der Top Ten der Spiegel-Bestseller in den Müll

Fast bemitleidenswert erscheint Denis Scheck, wenn er mit seinem Buchstapel ans Förderband tritt und mit gequälten Gesichtsausdruck die meisten Bücher der Spiegel-Bestenliste in den Müll befördert.

Warum tut er sich das an, wenn doch schon längst klar ist, dass die breite Masse nicht die Bücher bevorzugt, die er für lesenswert hält. So beförderte Denis Scheck am 28.08.2011 in Druckfrisch gleich acht der zehn Bücher der Spiegel-Bestenliste (Hardcover) der KW 34 gnadenlos in den Müll.

Charlotte Roches „Schoßgebete“ hält der Literaturkritiker für erbärmliche, pseudoprovokative Dummheiten. Als komplett ungenießbaren Horrortrip befindet er die „House of Night-Reihe“ des Mutter-Tochter-Autorenteams Kristin Cast und P. C. Cast. Jussi Adler-Olsens Thriller „Erbarmen“ und „Schändung“ sind nach seiner Meinung öde Routine und auch „Schutzpatron“ kommt nicht besonders gut weg, allerdings bescheinigt Scheck dem Autorenduo Klüpfel/Kobr ihrem Protagonisten Kluftinger ein hohes Komik-Potential. „Der schönste Fehler meines Lebens“ erhebt sich keinen Millimeter aus dem Morast der Konventionen des Liebesromans. Max Landorfs „Der Regler“ sei zwar ein vertrackt konstruierter Thriller, aber immerhin nicht vorhersehbar. Liest Du noch oder kotzt Du schon?, fragt sich Denis Scheck bei „Hummeldumm“ und als primitive Bildzeitungs-Demagogik bezeichnet er Rita Falks Absichten in ihrem Regionalkrimi „Winterkartoffelknödel„. Auch Horst Evers „Für Eile fehlt mir die Zeit“ ist für Denis Scheck leider weniger ein Buch, als der Fanartikel eines erfolgreichen Bühnenkomikers, dessen humoristische Waffe allzu selten das Florett und allzu oft der Holzhammer ist.

Na dann… am besten Finger weg von allen Bestsellern oder umschalten, wenn Denis Scheck die Bücher verreißt! 😳

Platz 1 : Schoßgebete von Charlotte Roche

Platz 2 : House of Night 7: Verbrannt von Kristin Cast und P. C. Cast

Platz 3 : Erlösung: Der dritte Fall für Carl Mørck von Jussi Adler-Olsen

Platz 4 : Schändung von Jussi Adler-Olsen

Platz 5 : Schutzpatron von Volker Klüpfel und Michael Kobr

Platz 6 : Der schönste Fehler meines Lebens von Susan Elizabeth Phillips

Platz 7 : Der Regler von Max Landdorff

Platz 8 : Hummeldumm von Tommy Jaud

Platz 9 : Winterkartoffelknödel von Rita Falk

Platz 10 : Für Eile fehlt mir die Zeit von Horst Evers

Quelle: Druckfrisch

12 Gedanken zu „Denis Scheck befördert acht der Top Ten der Spiegel-Bestseller in den Müll

  1. Also so, dass „Schoßgebete“ und „House of Night“ nichts sind habe ich mittlerweile von einigen Personen/Rezenten/Buchkritikern gehört… aber das kommt an sich immer auf die Leser an. Jemand, der „House of Night“ liest ist ja gleichzeitig nicht empfänglich für „Schändung“.

    Ich frage mich also bei Herrn Scheck (wo der Name Programm ist ^^) nach welchen Kriterien er vorgeht. Frage ich mich bei anderen Buchkritikern ebenso. Immerhin ist die oben genannte Liste ein ziemlich bunter Mix aus Thriller, Erotik, Jugendliteratur und Komik.

  2. Er hat als Literaturkritiker mit Sicherheit ein völlig anderes Verständnis für Literatur als der Durchschnittsleser. Und ich denke auch, dass er meistens wohl recht hat mit seinen Beurteilungen. Irgendwann hat er sogar Patrick Rothfuss´ Königsmörder-Trilogie hoch gelobt. Eigentlich mag ich ihn auch, aber gestern hat mich diese Selbstgefälligkeit einfach genervt. 😉 LG

  3. Der eigentlich interessanteste Satz folgte ja bei der Besprechung der „Schoßgebete“, als Scheck auch die Kritiker abkanzelte, die bereit waren, das Buch positiv zu besprechen – da scheinbar durch den Hype und die „pseudoprovokativen Dummheiten“ (übrigens eine sehr treffende Formulierung) geblendet. Ich frage mich heute, ob Felicitas von Lovenberg dem FAZ-Feuilleton einen Gefallen getan hat, zu schreiben:
    „‚Schoßgebete‘ will keine stilistische Meisterleistung sein“ und es dennoch über so manches Buch der Weltliteratur zu erheben, da es eben Leser erreiche, frage ich mich bis heute. Ich für meinen Teil habe ebenso überrascht wie erschrocken die Augenbrauen hochgezogen.

    Und an Grit: Dennis Scheck arbeitet in seiner Funktion als Kritiker vor allem nach Erfahrung und Belesenheit. Dabei sind vor allem Kriterien wie stilistisches Empfinden und Ausdrucksvermögen bei der Buch-Beurteilung von Belang – also Dinge, die ebenso in Thrillern wie in Jugendbüchern auffindbar sein müssten. Natürlich bleibt immer ein subjektiver Aspekt; aber dass es dennoch „gute“ und „schlechte“ Bücher gibt, die auch identifiziert werden müssen, zeigt nicht zuletzt der Umstand, das einige Bücher eben seit Jahrhunderten immer wieder und weiter gelesen werden….

  4. Klar, er wird sicher mehr auf Satzbau, Sinn von Sätzen usw. achten als der Duchschnittsleser.
    Aber die Zitate oben sind schon in ihrer Bissigkeit sehr nett ^-^

  5. Ja, das ist natürlich wahr, einige der Kommentare sind schon sehr bissig – wobei ich mich bei dem Satz zu „Hummeldumm“ schon ob der Drastik wundern musste. Aber vernichtende Urteile gehören – zumindest im Fernsehen – nunmal auch einfach dazu.
    Und bei Kritik geht es weniger darum, jeden Satz zu de-konstruieren, als vielmehr den generellen Stil, das „Herz“ eines Buches auszumachen. Über die Literaturkritik hat übrigens auch Marcel Reich-Ranicki ein kleines, aber feines Büchlein verfasst; es heißt – wie könnte es anders sein? – „Über Literaturkritik“.

  6. hi Pat,
    Felicitas von Lovenberg steht nicht so ganz alleine da mit ihrer angehauchten (mehr ist es ja eigentlich doch nicht) positiven Kritik. Auch Elmar Krekeler hat auf WELT Online folgendes Fazit gezogen:

    „Flapsig im Ton, um Alltäglichkeit bemüht und manchmal peinlich †“ genau kalkuliert, sauber geschnitten. Und manchmal, gar nicht selten ist „Schoßgebete†œ sogar Literatur. Was aber auch egal ist. Es tut weh, es macht wütend, es widerborstet sich auch so ins Hirn, dieses Buch. Und da bleibt es verblüffend lang.“

    @Grit: Denis Scheck meint dazu übrigens Folgendes: „Ich weiß nicht, vor wem ich mich mehr grausen soll: vor einer Autorin, die solche Sätze schreibt, die aus kommerziellem Kalkül die literarische Nabelschau eine Etage tiefer legt und die unter dem Deckmantel des Exorzismus ein Familientrauma vermarktet †“ oder vor einer Literaturkritik, die bloß noch bejubelt, was marktgängig ist und diesen erbärmlichen Text keines Blickes würdigte, wäre seine Autorin eine 84-jährige Altenheimbewohnerin.“

    LG

  7. @ dolcevita:

    Ja so ist das…
    Ich habe das „Schoßgebete“ selbst nicht gelesen (und wenn ich erhlich bin: Ich werde mich auch hüten, es zu tun), aber was mich eigentlich erschrocken hat, war die Tatsache, dass Publikumserfolg und „Ohrwurm“-Faktor in der FAZ-Rezension deutlich über stilistische Merkmale gestellt wurden – und damit verliert Literatur in meinen Augen eindeutig ihren Charakter als Kunst.

  8. @ Pat: Danke für die Erklärung
    Und deiner letzten Aussage kann ich mich auch anschließen.

    Natürllich muss nich jedes Buch große Weltliteratur, stilistisch perfekt und vollkommen sauber sein aber ein bisschen Schöngeist und Wortkunst möchte ich nicht missen. Und bei Büchern wie „Schoßgebete“ werde ich das weniger finden, darum lasse auch ich die Finger davon.

    @ Dolce: Danke für das Zitat. Mit Worten kann der gute Mann umgehen ^^

  9. Sonja, das solltest du auf jeden Fall tun! Wenngleich ich nicht alle Bücher lese, die Scheck nachdrücklich empfiehlt, so waren doch die, die ich gelesen habe, absolute Volltreffer!

  10. ja, da kann ich dir nur zustimmen, Pat. Mir gefallen seine Empfehlungen auch eigentlich immer. Was mich wirklich ein bisschen stört, dass er oftmals die Jugendliteratur nach seinem Maßstab bewertet und so gar nicht auf die Zielgruppen eingeht. Weiß jemand von euch zufällig wie ihm die Harry-Potter-Reihe gefallen hat?
    LG

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