Lutz Seiler ist der Sieger des Ingeborg-Bachmann-Preises 2007

seiler_cut_dpa_310×179.jpg Lutz Seiler gewinnt den Bachmann-Preis 2007
Sämtliche Preisträger stehen fest / Mehrere Stichwahlen waren nötig

Lutz Seiler darf sich über 25.000 Euro freuen

Heftige Debatten in der Jury haben die 31. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt bis zum Schluss geprägt. Mehrere Stichwahlen waren nötig, bis der Haupt-Preisträger feststand: 2007 erhält Lutz Seiler den mit 25.000 Euro dotierten Bachmann-Preis. Der haushoch gehandelte Favorit, der anonym auftretende Künstler Peter Licht, hatte mit seinem furios-temporeichen Beitrag gegenüber einem Vertreter der leisen Töne zunächst das Nachsehen. Seiler überzeugte die Jury mit einem klassisch komponierten Prosatext mit lyrischem Unterton.

Erst der mit 7500 Euro dotierte 3Sat-Preis ging an den Favoriten Peter Licht, der auch das Publikum überzeugte: Denn auch der Kelag-Publikumspreis in Höhe von 5000 Euro ging an den Kandidaten und seine skurril-apokalyptische Standortbestimmung „Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends“.

3sat-Preis an Peter Licht
In der Wahl zum Telekom Austria-Preis mit 10.000 Euro gab die Jury dem Wiener Thomas Stangl den Vorzug für einen stilistisch artifiziellen Text, der in die Gedankenwelt einer Figur einführt, die in quälenden Erinnerungen gefangen scheint. Den Ernst-Willner-Preis mit einem Preisgeld von 7000 Euro gewann schließlich der Berliner Jan Böttcher für seine Erzählung, die sich mit der deutschen Wiedervereinigung auseinandersetzt. Die fünf Preisträger spiegeln damit sowohl in der Bandbreite der Themen als auch in der stilistischen Vielfalt den Verlauf des diesjährigen Wettbewerbs. Dabei hatte das oft als „Wettlesen“ apostrophierte literarische Ringen in diesem Jahr erst nach einer Anlaufzeit zu Leidenschaft und Temperament gefunden.

Hatte in früheren Jahren mitunter mangelnde Qualität der Beiträge zu Unmut und Langeweile in der Jury gesorgt, so zeigte sich in diesem Jahr die Kehrseite der Regelung, nur noch Kandidaten einzuladen, die bereits erfolgreich publiziert hatten und eine Empfehlung eines Verlages vorweisen konnten: Bei allgemein hohem Niveau der Texte und großem handwerklichen Können der Kandidaten fehlten mitunter jene Kanten und Schwächen, die der Jury Gelegenheit für herzhafte Debatten lieferten. So liefen manche Diskussionen auf reine Geschmacksurteile hinaus oder einzelne Juroren enthielten sich in den Debatten völlig ihrer Stimme. Dennoch lieferten einzelne Beiträge den Stoff für jene Grundsatzdebatten, die sich Beobachter von dem Wettbewerb erhoffen. Dort hakten die Kritiker, die sich grundsätzlich um Sachlichkeit und Fairness bemühten, umso nachhaltiger ein und amüsierten das Publikum mit feuilletonistischer Gewandtheit und scharfen Formulierungen.

Jurysprecherin Iris Radisch brachte in ihrer Abschlussrede die Ambivalenz des Wettbewerbs zwischen Anspruch und Unzulänglichkeit sowohl der Literatur als auch ihrer Kritik auf den Punkt: „Ohne den Blödsinn wäre der Scharfsinn hier ganz schön allein.“

Quelle: www.3sat.de

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