Juli 2007: Das Wetter vor 15 Jahren – Wolf Haas

Das Wetter vor 15 JahrenKlappentext:
Seit fünfzehn Jahren studiert Vittorio Kowalski wie besessen das Wetter in einem fernen Alpendorf. Er kennt die Hoch-und Tiefwetterlagen eines jeden Datums auswendig, ist mit den täglichen Luftdruckschwankungen, Niederschlagsmengen und Sonnenscheindauern per Du. Eines Tages wird er mit diesem verrückten Spezialwissen sogar Wettkönig bei „Wetten, dass ..?“. Niemand kann sich diese Leidenschaft erklären. Nur in dem achthundert Kilometer entfernten Urlaubsort seiner Kindheit sitzt eine junge Frau vor dem Fernseher, die den schüchternen Wettkandidaten nach fünfzehn Jahren wiedererkennt. Anni war die Tochter der Zimmervermieter, Vittorio der Sohn der deutschen Urlaubsgäste. Die beiden Kinder verbrachten jeden Sommer gemeinsam – bis sie in ein Jahrhundert-Unwetter gerieten, das sie für immer trennte.

Über den Autor
Wolf Haas, geboren am 14. Dezember 1960 in Maria Alm am Steinernen Meer / Bundesland Salzburg, Österreich, ist ein österreichischer Schriftsteller. Bekannt wurde er zunächst als Werbe- und Radiotexter, dann als Autor von Kriminalromanen, von denen drei den Deutschen Krimipreis gewannen.

Seine ersten zehn Lebensjahre verbrachte Haas in seinem Geburtsort Maria Alm, der gerade zu dieser Zeit †“ in den 60er Jahren †“ touristisch erschlossen wurde. Seine Eltern arbeiteten beide als Kellner. 1970 kam Haas als Internatsschüler nach Salzburg. Nach bestandener Matura studierte er ab 1979 an der Universität Salzburg zunächst Psychologie, ab 1980 dann Germanistik und Linguistik. Letzteres schloss er mit einer Dissertation zum Thema Die sprachtheoretischen Grundlagen der Konkreten Poesie ab. Anschließend, von 1988-90, arbeitete er als Universitäts-Lektor in Swansea (Südwales).

Zurück in Österreich und immerhin schon knapp 30, begann er in Wien noch einmal von ganz „unten†œ und bewarb sich als Juniortexter bei mehreren Werbeagenturen. Sein Spruch „Ich hab†™ keine Ahnung von Werbung, aber ich werd†™ den Job schon gut machen†œ zeugte von gesundem Selbstvertrauen. Tatsächlich stellten sich bald schon Erfolge ein, und mit Radiospots wie Lichtfahrer sind sichtbarer sowie Ö1 gehört gehört (den er übrigens auch selbst gesprochen hat) begründete Haas seinen Ruf als kreativer Werbe- bzw. Radiotexter. Höhepunkt war dann die fast schon legendäre Ö3-Wecker-Kasperliade Peda & Peda, die entstand, weil Haas und sein Pendant Herbert Haider nach der letzten Staffel der Mazda-Werbung ihre Idee der skurrilen Zwiegespräche nicht einfach sterben lassen wollten und sie Ö3 anboten. Doch mitten auf dem Weg nach „oben†œ brach Haas seine Karriere ab und kündigte seine Stelle bei Demner & Merlicek †“ mit der Begründung:

„Es macht Spaß, etwas hinzuschmeißen, weil es funktioniert, und nicht, weil es nicht funktioniert!†œ

Seine zweite Karriere begann Haas erneut mit dem naiv-selbstbewussten Optimismus des Quereinsteigers, denn er bekannte, nur sehr wenige Krimis gelesen zu haben. Seine Arbeitsweise beschrieb er mit auf den ersten Blick widersprüchlichen Aussagen. Einmal äußerte er: „Ich schreib†™ wie eine Wildsau und schau nachher, was mir gefällt†œ, und ein andermal: „Ich schreibe ein Buch, das irgendwie passt, aber es ist alles noch sehr rational kontrolliert. Und erst, wenn man seine Bremsen löst, wenn sozusagen mir selbst die Geschichte erzählt wird, beginnt das eigentlich Interessante. Darum nehme ich mir sehr viel Zeit. Wenn ich fertig bin mit einem Buch, möchte ich es noch ein halbes Jahr bei mir liegen haben, und dann leiste ich mir den Luxus der Zerstörung der eigenen Geschichte. Und dabei entsteht eigentlich das Buch.†œ

Dieses Bekenntnis zu einer Zerstörer-Mentalität verbindet Haas mit seinem Landsmann Thomas Bernhard, und dazu noch einiges mehr †“ mit Ausnahme natürlich des von ihm (bisher) favorisierten Genres. Hier folgt er am ehesten einem Credo von Friedrich Dürrenmatt, indem er „Kunst da tut, wo sie niemand vermutet†œ.

Seit Haas als freier Schriftsteller tätig ist, hat er binnen 7 Jahren (von 1996 bis 2003) insgesamt 7 Kriminalromane vorgelegt, 6 davon mit dem Detektiv Simon Brenner. Auf den einzigen „Non-Brenner†œ, den am Rande des Formel-Eins-Zirkus angesiedelten Roman Ausgebremst, folgten dann 1998 und 1999 die zwei meistbeachteten Krimis des Brenner-Zyklus, Komm, süßer Tod und Silentium!, die beide auch verfilmt wurden.

Seine Kriminalromane zeichnen sich aus durch satirische Gesellschaftskritik, Spannung, lakonischen Witz, ein dichtes Motivgefüge und außerordentliches Sprachbewusstsein. Es ist jedoch vor allem sein absolut ungewöhnlicher, singulärer Stil, der seine Leserschaft in Verehrer und Verächter spaltet, die Literaturkritik nicht selten zu Lobeshymnen veranlasste („Mount-Everest-mäßig über dem Krimi-Hügelland†œ) und ihm mehrere Preise einbrachte, darunter dreimal den Deutschen Krimi Preis.

Nach dem Erscheinen des sechsten Brenner-Titels Das ewige Leben kündigte Haas an, keine Krimis mehr zu schreiben. Konsequenterweise handelt es sich bei dem im September 2006 erschienenen und für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman Das Wetter vor 15 Jahren um eine Liebesgeschichte, jedoch in der Form eines Interviews zwischen einer Literaturkritikerin und dem (fiktiven) Autor Wolf Haas über sein (fiktives) neues Werk. Für diesen Roman erhielt Haas 2006 den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis.