Er – denn es konnte keinen Zweifel an seinem Geschlecht geben, wenngleich die Mode der Zeit es eher verkleidete – er also war gerade dabei, Fechthiebe nach einem Mohrenkopf zu führen, der von den Dachsparren hing.
Orlando von Virginia Woolf
Virginia Woolf, geboren am 25. Januar 1882 in London als Adeline Virginia Stephen, gestorben am 28. März 1941 bei Lewes, Sussex. war eine britische Schriftstellerin und ein Idol der Frauenbewegung. Sie entstammte einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie, die zahllose Kontakte zu Literaten hatte. Als Jugendliche erlebte sie noch die viktorianischen Beschränkungen für Mädchen und Frauen. Früh als Literaturkritikerin und Essayistin tätig, begann ihre Karriere als Romanautorin relativ spät, doch Ende der zwanziger Jahre war sie eine erfolgreiche und international bekannte Schriftstellerin.
Virginia Woolf hatte seit ihren Kindertagen und ab 1915 systematisch Tagebuch geführt. 1953 wurden Teile daraus erstmals publiziert. 1977 bis 1984 erfolgte die Herausgabe der gesamten Aufzeichnungen in fünf Bänden. Auch ihre umfangreiche Korrespondenz wurde veröffentlicht, zwischen 1975 und 1980 erschienen sechs Bände. Dieser Nachlass gilt vielen Leserinnen und Lesern als mindestens ebenso wichtig wie die zu Lebzeiten publizierten Werke. Der meistzitierte Text der neuen Frauenbewegung, Woolfs Buch A Room of One†²s Own wurde erst 1978 ins Deutsche übertragen. Woolf nahm in ihren Essays bereits die These der 68er-Bewegung vom politischen Charakter des Privaten vorweg. Eine der aktuellen Debatten um Virginia Woolf betrifft die Frage, inwieweit †“ und mit welchen Folgen †“ die Künstlerin während ihrer Kindheit und Jugend Opfer sexuellen Missbrauchs wurde.
Kurzbeschreibung
Dieses Buch ist eine Huldigung Virginia Woolfs an die Schriftstellerin Victoria Sackville-West, zärtlich Vita genannt. In dem jungen, wandelbar-unwandelbaren Orlando, dessen abenteuerliches Leben 400 Jahre umspannt, sieht Virginia Woolf ihre Freundin als Verkörperung ihrer Vorfahren, der Grafen und Herzöge Sackville. Bald ist Orlando ein schöner Jüngling, Günstling Elisabeths I., bald eine Frau, die in Konstantinopel bei einem Zigeunerstamm lebt, dann wieder im England des 17. und 18. Jahrhunderts eine Dame der großen Gesellschaft, die, als Mann verkleidet, verbotene Abenteuer sucht. In der Gegenwart angekommen, ist Orlando eine Dichterin, die, wie Vita Sackville West 1928, einen Literaturpreis erhält. Diese einzigartige, virtuose Romanbiografie gehört zu den unvergänglichen Werken der Weltliteratur.