Da sitze ich nun, achtundvierzig Jahre alt, am trüben Morgen des 11. Dezember 1957 in unserem einmotorigen Flugzeug und fliege in 200 Meter Höhe den Rhein entlang nach Süden, nach der Schweiz.
Serengeti darf nicht sterben von Bernhard Grzimek
Bernhard Grzimek (Bernhard Klemens Maria Grzimek), geboren am 24. April 1909 in Neisse, Oberschlesien, gestorben am 13. März 1987 in Frankfurt am Main, war in den 1960er- und 1970er-Jahren aufgrund seiner regelmäßigen Fernsehmoderationen für den Hessischen Rundfunk der bekannteste und populärste Zoologe (West-)Deutschlands. Grzimek war Tierarzt und Verhaltensforscher, langjähriger Direktor des Frankfurter Zoos, erfolgreicher Tierfilmer, Autor sowie Herausgeber von Tierbüchern und einer nach ihm benannten Enzyklopädie. Für den Dokumentarfilm Serengeti darf nicht sterben erhielt er 1960 als erster Deutscher nach dem Zweiten Weltkrieg einen Oscar.
Ein spannendes, ein besonderes Buch, kein »Afrikabuch«, jedenfalls nicht im üblichen Sinne. Zwei Männer haben es erlebt und geschrieben, deren Liebe und Idealismus diesem Kontinent und seinen Problemen galt. Es ist kein »Fliegerbuch«, obwohl ein Fünfzigjähriger fliegen lernte und in abenteuerlichem Flug, allein mit seinem Sohn, bis in das Innerste Afrikas vordrang, obwohl beide dort in der Wildnis ungewöhnlich schöne Luftaufnahmen machten und Unfälle überstanden, und obwohl der eine von ihnen den Fliegertod fand. Es ist auch nicht das, was man sonst als ein »Tierbuch« bezeichnet. Dieser Band schildert Leben und Schicksal der letzten Steppentierherden in der prächtigen Serengeti-Landschaft, der Zebras, Gnus, Gazellen, Löwen, Hyänenhunde, Strauße und auch der Giftschlangen. Die Grzimeks haben die Wanderwege der Riesenherden erforscht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben die ganze Welt aufgerüttelt und dazu beigetragen, das Aussterben dieser herrlichen Tiere zu verhindern. Ein ungewöhnliches Dokument, das man mit Spannung liest und lange in Erinnerung behält. Es ist das Buch eines Augenmenschen, der sehr wach und kritisch um sich blickt. Eine wirkliche, echte Bildung, die urpädagogische Gabe, plaudernd und nebenbei Wissen zu vermitteln, daneben einer echten Tendenz zu dienen, zeichnen es aus. Und ein feiner Humor. Für Grzimek wäre es ein Leichtes gewesen, eine Streitschrift, ein Pamphlet zu schreiben. Er hat aber etwas sehr viel Vernünftigeres getan: er orientiert ganz sachlich, ganz unaufdringlich, aber höchst wirksam. Er spricht den Leser an und gewinnt ihn für seine Idee: Serengeti darf nicht sterben! Umnik. Im Verein mit den vielen prächtigen Aufnahmen zeichnen die Grzimeks ein glaubhaftes Bild von Afrika und seiner Tierwelt, das viele falsche, aus Abenteuerfilmen gewonnene Vorstellungen, überzeugend korrigiert.
Don Farrago, am 13. November 2007
.