Der schönste erste Satz von Evelyn Waugh

Evelyn WaughHat es Verletzte gegeben?

Eine Handvoll Staub von Evelyn Waugh

Arthur Evelyn St. John Waugh, geboren am 28. Oktober 1903 in London, gestorben am 10. April 1966 in Taunton, war ein britischer Schriftsteller.

Der Sohn eines Verlegers studierte in Oxford Geschichte. Er verfasste zeitkritische, z.T. satirische, sprachlich stets brillante Romane.

Waugh war als junger, schnell erfolgreicher Schriftsteller Mitglied der jungen, verwöhnten Upper Class in den 1920er Jahren. Er hatte auch ein besonderes Interesse für die Bildende Kunst (sein erstes Buch war eine Biographie über Dante Gabriel Rossetti, und seine Novelle „Love Among the Ruins“ illustrierte er selbst). Aber nach dem Ende seiner ersten Ehe (er beschrieb diese Erfahrung in „A Handful of Dust“, 1934, einem seiner besten Romane) und seiner Konversion zum Katholizismus wurde Waugh zunehmend isoliert (einer seiner wenigen Freunde war Graham Greene), exzentrisch und reaktionär. Er befürwortete die Politik von Franco und Benito Mussolini und lehnte das Zweite Vatikanische Konzil und seine Reformen innerhalb der katholischen Kirche ebenso ab wie die sozialen Reformen in England nach dem Zweiten Weltkrieg. Diese Ansichten werden aber in seinen Büchern mehr als ausgeglichen durch sein besonderes Gespür für Dialoge (manche ziehen sich über zwei Seiten hin) und seinen oft makabren Humor (in „Black Mischief“ verzehrt der Anti-Held aus Versehen seine Geliebte und „The Loved One“ spielt in der US-amerikanischen Bestattungsindustrie). Er hat zahlreiche Schriftsteller wie Muriel Spark beeinflusst, der Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul wollte als junger Mann schreiben wie Waugh und Stephen Fry hat unter dem Titel „Bright young things“ den Roman „Vile Bodies“ verfilmt.

Besonders populär wurde Waugh durch die Verfilmung des Romans „Brideshead Revisited“ als Miniserie für das britische Fernsehen mit Jeremy Irons und Laurence Olivier, die 1982 ein Welterfolg war. Seitdem wurden auch „Vile Bodies“ und „A Handful of Dust“ verfilmt (letzterer mit Sir Alec Guinness, der Waugh bewunderte). Bereits früher gab es eine Filmfassung von „The Loved One“ (mit Rod Steiger und John Gielgud) unter der Regie von Tony Richardson.

Waughs älterer Buder Alec Waugh war auch Schriftsteller, und sein Sohn Auberon Waugh (1939-2001) war ein bissiger Kolumnist.

Eine Handvoll StaubKurzbeschreibung
Zu einer Handvoll Staub zerfällt die scheinbar auf sicheren Pfeilern ruhende Existenz des Engländers Tony Last, nachdem seine Frau Brenda ihn nach sieben öden Ehejahren verlässt. Um Abstand zu gewinnen, begibt sich Tony auf eine Reise ins unerforschte Indianergebiet des Amazonas. Seine Expedition gerät zu einem Abenteuer, er erkrankt und findet sich schließlich in der Urwaldhütte eines Indianermischlings wieder. Nach seiner Genesung stößt Tonys Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, auf heftige Gegenreaktionen: In Tony hat der leseunkundige Mischling endlich den Menschen gefunden, der ihm aus der Dickens-Ausgabe seines verstorbenen Vaters vortragen kann … Mit sparsamsten Mitteln hat Waugh größtmögliche Wirkungen erzielt und eine gelungene Satire um die Illusionen und Desillusionierungen des zivilisierten Menschen geschaffen.

28 Gedanken zu „Der schönste erste Satz von Evelyn Waugh

  1. Damit mein Tipp auch an der richtigen Stelle steht:

    „Eine Handvoll Staub“ von Evelyn Waugh

    Es war diesmal zwar kein Netzball (da gebe ich Anjelka Recht), doch ich habe das Buch mal auf Englisch gelesen und hab’s sogar noch hinten im Regal stehen. Aber dafür kann ich nichts, deswegen möchte ich heute endlich mal wieder was zu knabbern haben *lechz*

    PS: Der Anfang gilt sogar fast als Klassiker:

    „Was anyone hurt?“
    „No one I am thankful to say“, said Mrs. Beaver, „except two housemaids who lost their heads and jumped through a glass roof into the paved court. …“

    Ich fand das Buch ganz amüsant, es rüttelt ein bisschen an den vermeintlichen Grundfesten unserer Zivilisation (und verbreitet irgendwie sogar einen Hauch von Mungo Park).

    So, und jetzt bin ich weg für heute. Schönen Abend noch!

  2. 🙂 Glückwunsch, Don F.!

    Mit Netzball wird man ja nicht Sieger und hat daher auch gar keinen Anspruch auf einen Keks, da kann man fordern, bis man schwarz wird. Aber dies ist ja nun wirklich ein klassischer Blattschuß – sozusagen im Sprung erlegt.

    Und ich bin der Beweis dafür, daß man in der Schule nicht fürs Leben lernt. Nicht mal einen ersten Satz kann ich mit meinem Schulwissen erkennen, obwohl ich doch das Buch auch mal auf Englisch gelesen haben muß. Mein Latein reicht auch nicht aus … naja, das war damals schon nicht anders.

    Landete der Gatte nicht krank in irgendeiner Urwaldhütte bei einem Dickens-Fan? Mir dämmern da so Reste …

  3. @Don Farrago
    Welch wunderbare 45 Minuten währende Ruhe trügerischer Sicherheit. Dabei hätte ich es wissen müssen: Du kennst Dich einfach zu gut aus mit der englisch-amerikanischen Literatur ( ich sage nur VW). Diesen Keks hast Du durch eigene Leseerfahrung verdientermaßen gewonnen! Trörö! Bedauerlicherweise wird sich so leider nicht mehr die Gelegenheit ergeben über einen männlichen Autor zu diskutieren, der einen weiblichen Vornamen trägt. Das ist sehr schade, da uns allen die Sache der Frauen doch so am Herzen liegt (gell dolcevita! Mein T-Shirt habe ich noch, das ziehe ich gerne zum Treffen an).
    Allerbeste Grüße,

  4. Das mit dem Dickens-Fan im Urwald stimmt, Anjelka! Nur dass es sich hier um den brasilianischen Regenwald und nicht die inneren Regionen Afrikas handelt wie bei Mungo Park (da gab’s übrigens einen Shakespeare-Fan).

    PS: Auf solche plumpen Fallstricke wie die im Zusammenhang mit Cicero von dir ausgelegten falle ich nicht rein, und ich lasse mich nicht zu einer Zwangs-Korrektur hinreißen… Da musst du schon selbst nachschauen, wer das tatsächlich gesagt hat (bzw. wem die Äußerung nachgesagt wird)!

    So, und jetzt bin ich wirklich weg. Danke für Glückwunsch und Keks, und bis morgen! Dann gibt’s, wenn ich genug Betreuungszeit habe, auch einen neuen ES.

    lg

  5. Brasilianischer Urwald wußte ich, Cato nicht (d. h. ich vergeß ihn immer wieder, aber scio nescio, daher der plumpe Versuch). Eins von zwei ist ja hoffentlich schon ein „ausreichend“.

  6. also, von unten nach oben:
    @ Anjelka, von mir bekommst du ein „befriedigend“, denn dein Einsatz sollte auf jeden Fall auch Anerkennung finden. Obwohl mein Deutschlehrer immer zu mir sagte: „Bitte sprechen Sie in ganzen Sätzen!“ Was war noch gleich dein Anliegen?
    @ Don, Gratulation zu deinem phänomenalen Gedächtnis, deinem Keks (genieße ihn) und die uneingeschränkte Anerkennung von Anjelka in Bezug auf dein erworbenes Aufschlagrecht 😉
    @ Mamalinde, stimmt hier geht es ziemlich oft trügerisch ruhig zu und dann kommt unerwartet der Blattschuss. Vielen Dank für Evelyn die/der ja eigentlich Arthur heißt. Und auf deinen Auftritt in dem T-Shirt freue ich mich jetzt schon 😆
    Schönen Abend noch….

  7. @ dolcevita

    Merci vielmals für die wohlwollende B-Note!
    Mein Anliegen war eine knappe Bilanzierung meines beklagenswerten Wissensstandes.

    Und: Des Dons ehrlich erworbene Aufschlagrechte hab ich natürlich niemals angezweifelt, sondern nur das Ansinnen in Frage gestellt, auch nach Netzballabschüssen Kekse einzuheimsen.

    @ mamalinde

    Laß Dich nicht entmutigen, beim nächsten Mal klappt’s bestimmt!

    🙂 Ebenfalls allseits eine guten Nacht!

  8. Hallo und Mahlzeit!

    Leider kann ich mich heute nicht um die anstehenden ES-Aufgaben kümmern und muss euch deshalb auf morgen vertrösten.

    Ich hoffe, dass ihr die ersten akuten Entzugserscheinungen gut übersteht… 😉

  9. puhh Don, jetzt wirds aber brenzlig, Hausarbeit erledigt, Essen gekocht, Kids versorgt und keine Belohnung in Form von interessanter Google-Recherche in Aussicht, schon sehr hart, womit haben wir das verdient? 😥

  10. Oh, vielen Dank für den Hinweis, dolcevita – hab ich leider zu spät mitbekommen. Und dabei hätte ich es sogar gewußt, das heißt, ich hätte es elektronisch ermitteln können.

    Aber dann wär’s ja auch schon wieder fast ein Netzball gewesen und nicht Sinn der Sache.

    🙂 Gute Nacht.

  11. Hallo, und guten Tag allerseits!

    Hier ist endlich der neue ES (auch auf die Gefahr hin, dass bei diesem Satz bei dem/der Einen oder Anderen sogleich heftigste Erinnerungsglöckchen klingeln):

    Schüsse wurden gelöst, als auf den verschiedenen Verständigungswegen der Neuzeit in die Residenz die Nachricht gelangte, dass auf … die Großherzogin … zum zweiten Male von einem Prinzen entbunden sei.

    Die ersten drei Pünktchen bezeichnen eine Örtlichkeit, die zweiten einen Vornamen. Dieser frühe Roman eines bekannten Schriftstellers wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben.

    Viel Vergnügen bei der Spurensuche!

  12. Guten Tag,

    bei mir klingelt’s da in Richtung „Königliche Hoheit“ von dem Herrn, dessen Fotoserie mir dolcevita zum Geburtstag eingestellt hat.

  13. Stimmt, und herzlichen Glückwunsch!
    *keksreich*

    Es war mir klar, dass bei dir ein wahrer Schellenbaum ins Schwingen geraten könnte, zumal du ja mit dem Autor regelmäßig zu Tische sitzt.

    Zu ergoogeln wäre er nämlich wohl nicht so schnell gewesen. Da ich allerdings das Risiko bewusst eingegangen bin, ob du diesen 2. Roman von Thomas Mann kennst, gebührt dir natürlich nicht nur der Keks für Belesenheit und Erinnerungsvermögen, sondern auch das neue Aufschlagsrecht!

    lg

  14. Ach, ich dachte, ich nehm jetzt den Keks für übergroße Bescheidenheit und laß Dir das Aufschlagrecht. Ich hatte mir das so vorgestellt, weil der Satz ja noch pränatal erschossen wurde, das zählt ja eigentlich gar nicht.

    😉 Aber ich habe den Verdacht, daß Du darauf so wenig versessen bist wie ich, hm? Wir haben vermutlich beide gut zu tun, von mir ist also heute bestimmt kein neuer Satz mehr zu erwarten.

    Morgen dann, eventuell erst abends.

  15. Hm, Anjelka, deine Argumente (13:49, 2. Absatz) lassen sich tatsächlich nicht so ohne Weiteres von der Hand weisen… 😉

    Aber so hat ja auch Dolcevita die Möglichkeit, zwischenzeitlich noch das eine oder andere Rätsel einzustellen. Bei dem Joseph-Conrad-Roman tippe ich übrigens entweder auf „Lord Jim“ oder „Der Spiegel der See“.

  16. @Don F.

    😉 Um ehrlich zu sein, hatte ich Dich sogar spontan in Verdacht, mir den Keiler aus nicht ganz uneigennützigen Gründen frontal vor die Flinte getrieben zu haben.

    Aber der Wildschütz in mir war halt nicht zu bremsen, auch dann nicht, wenn ich merke, daß es sich um eine Diplomatenjagd handelt.

    Gute Nacht allerseits 🙂

  17. Moin, dolcevita,

    Du brauchst nichts zu finden, ich hab gestern abend schon was gefunden:

    Der Geruch von reifenden Äpfeln und Birnen erfüllt den kleinen Raum.

    Bei dem gesuchten Buch handelt es sich diesmal nicht um einen Roman, sondern um den ersten Teil einer dreiteiligen Autobiographie, in der die Autorin ihr Leben in den Jahren vor 1950 schildert. Es erschien erstmals in englischer Sprache im dritten Quartal des vorigen Jahrhunderts. Die deutsche Übersetzung erschien erst Jahre später im Zusammenhang mit einer Fernsehverfilmung des Buches. Die Muttersprache der noch lebenden Autorin ist allerdings weder Englisch noch Deutsch.

  18. Sondern …. – aber nein, ich will meinen Satz ja nicht erschiessen lassen, bevor er überhaupt richtig auf einer eigenen Seite steht.
    Dänisch ist es jedenfalls nicht.

    An wen dachtest Du denn da, mamalinde? Karen Blixen eventuell? Andere dänische Autorinnen fallen mir jetzt gar nicht ein, obwohl ich ja ganz in der Nähe beheimatet bin.

  19. Ach je, und Karen heißt ja Tanja, fällt mir gerade ein … so stolpere ich hier durch die literrarische Botanik, verwechsele Namen und Urheber von Zitaten und hätte es insgesamt verdient, von Thomas Mann zur Spülhilfe verwurstet zu werden.

    Dorrit Willumsen, Lone Scherfig und Helle Helle wären z. B. weitere dänische Autorinnen, hab ich gerade gegoogelt – ich kenne sie alle nicht.

  20. @Anjelka,
    ein kleiner Trost: Du hast insofern Recht, als Karen Blixen der Filmname von Meryl Streep in „Jenseits von Afrika“ ist, nach dem Buch von Tania Blixen.
    Aber ab jetzt bitte keine Ablenkungsmanöver mehr, sondern lieber eine Angabe zur Nationalität der Autorin!

  21. Na gut, wenn man mich zwingt – die Muttersprache der Autorin ist Polnisch. Sie lebt allerdings zwischenzeitlich in England.

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