Der schönste erste Satz von Leon de Winter

Wer vor dreihundert Millionen Jahren vom Weltraum aus auf den Erdball geblickt hätte, hätte ein völlig anderes Bild von der Erdoberfläche gesehen als das, das uns von Karten und den von Satelliten an Decoder gesandten Aufnahmen her vertraut ist.

Malibu von Leon de Winter

Leon de Winter Leon de Winter
, geboren am 26. Februar 1954 in ’s-Hertogenbosch, Niederlande, ist ein niederländischer Schriftsteller.
Er ist ein Sohn niederländisch-orthodoxer Juden, die den Holocaust in einem Versteck überlebten, das ihnen von katholischen Priestern und Nonnen zur Verfügung gestellt worden war.

Nach einer Ausbildung bei der Bavaria Filmakademie in München studierte de Winter an der Filmakademie in Amsterdam, die er jedoch ein Jahr vor dem Abschlussexamen verließ. Er veröffentlichte bereits im Alter von 24 Jahren seinen ersten Roman. Er lebt und arbeitet heute in Amsterdam und Los Angeles und ist mit der Schriftstellerin Jessica Durlacher verheiratet. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen und Drehbücher, die er teilweise selbst realisierte. Der Himmel von Hollywood wurde von Sönke Wortmann verfilmt.

MalibuDie Wege des Schicksals sind manchmal verschlungen. Wenn etwa vor 300 Millionen Jahren der legendäre Urkontinent Pangäa auseinander driftet und so den Grundstein für Erdbeben legt, im Herbst 1945 ein Unternehmen aus Rigdefield (Washington) zur großen Verleihfirma für Lastwagen avanciert, wenn einer dieser Lastwagen dann durch ein Erdbeben beschädigt wird und der Betriebsleiter einer Bäckerei den LKW Jahre später nichtsahnend erwirbt, um damit erneut die Straßen zu befahren, dann kann diese Verkettung unglücklicher Umstände, die vor 300 Millionen Jahren begann, einer 17-Jährigen zum Verhängnis werden — gesetzt den Fall, dass diese zur gleichen Zeit auf dem Soziussitz einer Harley Davidson nach Malibu unterwegs ist.

Eigentlich sind es noch weitaus mehr Umstände, die der niederländische Autor Leon de Winter in seinem Roman Malibu aneinander reiht, um sie dann überraschend zu verknüpfen. 28 Seiten braucht er dazu, 28 Seiten, die den Leser hineinziehen in eine raffiniert gestrickte, zeit- und weltumspannende Geschichte. Denn die 17-Jährige, die bei einem Motorradunfall ums Leben kommt, ist Mirjam, die Tochter des Helden Joop Koopman, eines etwas abgehalfterten Drehbuchautors aus Hollywood. Ausgerechnet am Geburtstag Mirjams erfährt Koopman vom tragischen Tod der Tochter. Aber zur Trauer bleiben nur ein paar Stunden Zeit. Dann wird ein alter Klassenkamerad Koopman überreden, sich im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad einem Terroristen an die Fersen zu heften.

Bald schon merkt Koopman, dass er wohl seinerseits in den Fängen des Schicksals hängt, und am Ende ist selbst die Frage nach Verhängnis oder Hoffnung neu gestellt: „Vielleicht steckt darin ja eine schöne Geschichte für Sie, Mr. Koopman“, heißt es im Roman, „eine Geschichte über Hoffnung und Glück“.

Vielschichtig erzählt de Winter seine verwickelte Story, ohne den roten Faden aus den Augen zu verlieren. Vielleicht ist es ja das Schicksal des Autors, immer besser zu werden. Das Schlechteste für seine Leser wäre das wohl nicht.Na, wer weiß es?